Zum 100. Geburtstag von Mons. Dr. Edwin Fasching am 4. Oktober 1909

Am 15. Juli 1957 hielt Bischof Dr. Paulus Rusch am Grab von Mons. Dr. Edwin Fasching die Grabrede. In der er das Wirken dieser Priesterpersönlichkeit unter anderem mit folgenden Worten skizzierte: „Sein Geist, der voranstürmte, hat deutlich gezeigt, das war ein Mann, der es erfasst hat, worauf es ankommt in der heutigen Zeit.“

Edwin Fasching wurde am 4. Oktober 1909 in Hittisau geboren. Sein Vater Alois stammte aus Innichen in Südtirol, seine Mutter Maria, geborene Nenning, aus Hittisau. Durch den Beruf des Vaters bedingt zog die Familie 1920 nach Dornbirn. Edwin Fasching besuchte dort die Realschule und maturierte 1927 mit Erfolg. Anschließend studierte er in Innsbruck Philosophie und Theologie und promovierte 1932 zum Doktor der Scholastischen Philosophie. Gleichzeitig mit Fasching studierten damals auch die späteren Bischöfe Rusch und Wechner in Innsbruck. Sie alle wohnten im internationalen Priesterseminar der Jesuiten, im Canisianum. Schon während seiner Studienzeit zeigte Edwin Fasching Interesse an der Gestaltung der Kirche mitzuwirken. Er engagierte sich gemeinsam mit anderen Studienkollegen, als es darum ging, in Neu-Arzl bei Innsbruck eine so genannte Notkirche in der Siedlung am Schererhof zu bauen. Am 18. März 1934 wurde Edwin Fasching im Innsbrucker Dom von Bischof Sigismund Waitz zum Priester geweiht. Seine Primiz feierte er am 2. April 1934 in seiner Geburtsgemeinde in Hittisau. Kurze Zeit wirke er als Kooperator in Matrei am Brenner, bevor er im Oktober 1935 zum Kaplan in Hard bestellt wurde. 1939 wurde er von Bischof Paulus Rusch zum Seelsorgeamtsleiter in Feldkirch bestellt. Im Anstellungsdekret hieß es: „Im Sinne unserer Besprechung ist Ihnen bekannt, dass das Seelsorgeamt direkt dem Ordinarius unterstellt ist und seine Aufgabe darin besteht, einheitliche zeitgemäße Seelsorgsmethoden zu ermitteln, die Priester durch Abhaltung von Kursen zu dieser zeitgemäßen Seelsorge zu befähigen und entsprechende Seelsorgshilfsmittel bereitzustellen.“ Damit Fasching nicht zur Wehrmacht einrücken musste, wurde er gleichzeitig zum Pfarrvikar von Dafins ernannt und pendelte zwischen seinen beiden Einsatzorten hin und her. Dass er dabei auf seinem Weg das Ferienhaus des Frauenbundes in Batschuns kennenlernte, das damals von den Nazis okkupiert war, spielte später eine wichtige Rolle, denn nach dem Krieg brachte er das Haus in den Besitz der Diözese und schuf daraus den Stammsitz des von ihm 1947 gegründeten so genannten Laienordens der „Frohbotinnen von Batschuns“. Schon während der Kriegsjahre war Edwin Fasching ständig bemüht, durch Exerzitien und Bibelkurse die Grundlage für eine geistliche Erneuerung zu schaffen. Diese Kurse mussten im benachbarten Deutschland stattfinden, weil sie im Gau Tirol-Vorarlberg verboten waren. So konnte Fasching nach dem Ende des 2. Weltkrieges mit seiner pastoralen Aufbauarbeit, die wesentlich mitgetragen war durch die Frauen und Männer der Frohbotschaft, durchstarten. Tatsächlich waren von ihm drei Zweige der Frohbotschaft geplant. Neben den Frauen gab es auch Ansätze zu einem Brüderzweig und eine Priestergruppe. 1957 wurde bei Edwin Fasching, der immer wieder an Gleichgewichtsstörungen und Kopfweh litt, ein Gehirntumor diagnostiziert. Eine Operation am 5. Juli in Köln brachte keine Besserung. 6 Tage später verstarb Edwin Fasching.

Doch nicht allein die biografischen Eckdaten machen einen Menschen aus, schon gar nicht Edwin Fasching. Was ihn besonders ausgezeichnet hat und was zum Teil noch bis heute wirkt, waren einerseits sein Gespür für die Notwendigkeiten seiner Zeit und andererseits sein Engagement und seine Kreativität auf diese zu reagieren und entsprechend MitarbeiterInnen zu gewinnen. Ein Lungenfacharzt erzählte ihm von den vielen tuberkolosekranken Kindern: Fasching gründet die Kinderheilstätte Hackwald in Ebnit. Fasching erfährt von der Wohnsituation junger Arbeiter und Arbeiterinnen aus den östlichen Bundesländern Österreichs: Er gründet das Haus der jungen Arbeiter in Dornbirn und das Jungarbeiterinnenwohnheim in Rankweil. Zur Verbreitung wertvoller Medien gründet er den Verlag Quelle und das Wanderkino Kristallfilm. Er gründet den Reisedienst Feldkircher Pilgerfahrten, um kostengünstige Wallfahrten anzubieten. Anlässlich einer Reise nach Hamburg erfährt er von der schwierigen Lage der dortigen Katholiken als Minderheit im evangelischen Milieu: Er schickt Frohbotinnen nach Hamburg um die katholische Seelsorge zu unterstützen. Die österreichische Bischofskonferenz sorgt sich um die ÖsterreicherInnen in England: Fasching organisiert das Austrian Catholic Center in London. Zur religiösen Vertiefung und Weiterbildung führt er das Jugendhaus in Batschuns und schafft die Grundlage für den Bau des Jugend- und Bildungshauses St. Arbogast. Für Familienerholungsferien gründet er das Haus Marienruh in Innerlaterns. Auch die Familienhelferinnenschule in Bregenz geht auf die Initiative Faschings zurück.

All das war aber nicht alleine zu bewerkstelligen. Seine wesentlichsten MitarbeiterInnen waren die Mitglieder der Werke der Frohbotschaft, allen voran die jungen Frauen, die sich von seinen Ideen begeistern und einspannen ließen.

Nach dem frühen Tod von Edwin Fasching wurden unter seinem Nachfolger als Seelsorgeamtsleiter Ernst Hofer einige der Initiativen aus dem Seelsorgeamt ausgegliedert und den Batschunser Frohbotinnen eigenständig anvertraut. Die Brüdergemeinschaft kam über ihre Anfangsschritte nie hinaus, auch die Priestergemeinschaft wurde nie offiziell gegründet und die Priester wirkten im Rahmen der Diözese weiter. Zur Priestergemeinschaft gehörte unter anderem auch Kaplan Emil Bonetti, der die Idee für das Haus der jungen Arbeiter übernahm und bis an sein Lebensende weiterführte.

Einzig die Frauengemeinschaft blieb als selbständige Gemeinschaft weiter bestehen. Nach dem Tod ihres Gründers führten sie die verschiedenen Initiativen weiter und im Geiste Faschings blieben sie sensibel für die Nöte der jeweiligen Zeit. Manches wurde wieder aufgelassen, wenn keine Notwendigkeit mehr bestand, manch andere Initiative wurde neu gegründet. Im Laufe der Zeit wurden die Regeln des Werkes der Frohbotschaft im Geiste Faschings zeitgemäß adaptiert, sodass seine Grundidee auch heute noch weiterlebt im Wirken seines Werkes.

Edwin Fasching hat in den 18 Jahren als Seelsorgeamtsleiter in Feldkirch wesentlich die Grundlagen der Pastoral in der heutigen Diözese Feldkirch mit geschaffen.

 

Norman Buschauer