Von Dietmar Steinmair

Ganz nach diesem Zitat von Christian Morgenstern lud das Katholische Bildungswerk Vorarlberg zum Gloria-Talk am ersten Tag der Kirchenmesse in Dornbirn. Zu Gast waren die Brüder Martin und Richard Caldonazzi..

Der Grafiker Martin Caldonazzi hat in Amerlügen bei Frastanz das erste Passivhaus Österreichs gebaut. Sein Bruder, der Architekt Richard Caldonazzi, hat dieses Haus konzeptioniert und umgesetzt. Das war 1996. Damals war das Bauwerk ziemlich revolutionär, hat für einen regelrechten "Aufschrei" in der Fachwelt gesorgt. Und das Interesse daran war über Jahre hinweg sehr groß. Bisher haben mehr als dreitausend Personen, von Finnland bis Portugal, das Haus bei Frastanz besichtigt.

 
Passivhaus und Lebensqualität

Was ist ein Passivhaus? Einfach gesagt: Die Summe der Energiegewinne und der Energieverluste wird optimiert, so die Definition des Architekten Richard Caldonazzi für das "Passivhaus". Dabei spielen die Energiequellen im Hausinneren (Bewohner, Elektrogeräte, Kochen) und die Sonneneinstrahlung sowie die Minimierung der Wärmeabgabe nach außen die zentralen Rollen. Nach den Kriterien für das Projekt damals befragt, antwortet Bauherr Martin Caldonazzi, dass für ihn die Fragen nach der Fuktionalität, nach einem möglichst hohen ökologischen Standard und der Finanzierbarkeit ausschlaggebend waren.

Ziel des Hausbaues war letztlich die Steigerung der Lebensqualität. Ein Beispiel dafür: Durch die kontrollierte Wohnbaubelüftung ist viel weniger Staub in der Luft. Generell spricht sich Martin Caldonazzi vehement dafür aus, dass sich das Haus dem Menschen anzupassen hat und nicht umgekehrt. Das Vorurteil etwa, dass man im Passvihaus kein Fenster aufmachen darf, können die Brüder Caldonazzi entkräften: Intelligentes Lüften - bei Sonnenschein kann sogar im Winter ausreichend gelüftet werden - ist dafür jedoch Voraussetzung.

 
Denken - Fühlen - Handeln

Woher die ökologische Ausrichtung des Grafikers Martin Caldonazzi kommt? Er erlebte als junger Mensch den Ölschock in den 70er Jahren, der ihn schon damals um Nachdenken brachte. Auch war er schon 1987 Mitbegründer der ersten Vorarlberger Selbstbaugruppe für Sonnenkollektoren.

Und die Zukunft? Für diese sieht Richard Caldonazzi die Herausforderung, Photovoltaik besser einzusetzen sowie die Passivhaus-Technologie auf den Gewerbe- und Industriebereich auszuweiten. Sein Bruder Martin verwendet die Trias Geist-Seele-Körper, um die Verantwortung der Menschen klar zu machen: Alle drei Bereiche des Menschen, die den Dimensionen Denken, Fühlen und Handeln entsprechen, müssen in Einklang miteinander gebracht werden.Ökologie, so Martin Caldonazzi, ist ein guter Umgang mit den Ressourcen und bedeutet keineswegs die Rückkehr zur rohen Natur im Sinn von : "Zurück auf die Bäume, ihr Affen."

[Bild rechts oben (v.l.n.r.): Grafiker Martin Caldonazzi, Gloria-Talk-Moderator Roland Poiger, Architekt Richard Caldonazzi]