20 bis 30 Millionen Menschen wurden 2012 weltweit Opfer von Menschenhandel. So die Schätzung. Die genaue Zahl liegt im Dunkeln, wurden doch lediglich 8.000 Fälle strafrechtlich verfolgt. Dunkel ist auch das Schicksal der Betroffenen: sexuelle Ausbeutung und Zwangsarbeit. Das muss sich ändern, sind sich die Verantwortlichen in der Politik einig. Bei der internationalen Konferenz von Europarat und OSZE wurde deutlich: genau hinschauen und zusammen arbeiten.

"Moderne Sklaverei" in Form des organisierten Menschenhandels ist auch in europäischen Staaten weiterhin Alltag und muss von den Regierungen stärker bekämpft werden. Das haben Experten und europäische Politiker am Montag zum Auftakt einer zweitägigen internationalen Konferenz von Europarat und Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in Wien betont.

Weltweit sind allein im Jahr 2012 nach verschiedenen Schätzungen zwischen 20 und 30 Millionen Opfer von Menschenhändlern und von sexueller Ausbeutung oder Zwangsarbeit geworden. Nur knapp 8.000 Fälle seien aber auch strafrechtlich verfolgt worden, berichtete OSZE-Generalsekretär Lamberto Zannier. Es sei "traurige Realität", dass viele Opfer von Menschenhandel zudem gar nicht erkannt und die Täter daher unbestraft bleiben würden, sagte Österreichs Außenminister Sebastian Kurz. "Wir dürfen nicht wegsehen, sondern müssen hinsehen und dem Menschenhandel den Kampf ansagen", appellierte Kurz.

Internationale Zusammenarbeit

Menschenhandel "findet mitten in unseren Städten und Dörfern statt", sagte die Schweizer Justizministerin Simonetta Sommaruga. Die Herausforderung jener Länder, in die Menschen verschleppt werden, liege darin, die Opfer zu identifizieren und die Straftäter mit "null Toleranz" zu verfolgen. Außerdem brauche es präventive Maßnahmen gegen Armut und Ausbeutung in den Herkunftsländern, worin der Ursprung des Menschenhandels liege. Schlüssel zur erfolgreichen Bekämpfung der Verbrechen sei nationale und internationale Zusammenarbeit, so Sommaruga.

In Österreich stamme der größte Teil der Opfer aus Bulgarien, Rumänien, Ungarn, der Republik Moldau und Nigeria, sagte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner. Das Martyrium der Menschen, die Opfer von Menschenhandel werden, könne kaum in Worte gefasst werden. Man müsse "genau hinschauen", um Opfer zu erkennen und die Täter hinter Gitter zu bringen, so Mikl-Leitner. Für die Polizei soll es weitere Schulungsmaßnahmen geben, um den Einsatz gegen Menschenhandel zu verstärken.

Österreich gehört zu den Unterzeichnern der Konvention des Europarates zur Bekämpfung des Menschenhandels von 2005. Die Europarats-Expertengruppe GRETA ("Group of Experts on Action against Trafficking in Human Beings") überwacht die Umsetzung de Konvention hat dazu bisher 30 Länder untersucht. "Wir haben viele Fortschritte erzielt, es muss aber noch viel mehr gemacht werden, um Menschenhandel in Europa zu stoppen", zog Europarats-Generalsekretär Thorbjörn Jagland in Wien Bilanz über die bisherigen Maßnahmen der europäischen Regierungen. Vor allem Roma seien nach wie vor stark vom Menschenhandel betroffen.

"Keine Land, keine Regierung, keine Organisation kann diese Herausforderung allein meistern", verdeutlichte Jagland die Bedeutung der Zusammenarbeit. Notwendig seien "Partnerschaften auf allen Ebenen", national etwa eine engere Zusammenarbeit zwischen Behörden und Zivilgesellschaft. Insbesondere spezialisierte NGOs, die im täglichen Kontakt mit den Opfern stehen, spielten eine "entscheidende Rolle", so Jagland.

Orden engagieren sich

In Österreich ist eine der wesentlichen NGOs, die sich für Opfer von Menschenhandel engagieren, der Verein "Exit", der auch mit dem von Ordensschwestern getragenen Verein "Solwodi" (Solidarity with Women in Distress/Solidarität mit Frauen in Not) zusammenarbeitet. "Solwodi" betreibt in Wien eine Schutzwohnung für ehemalige Prostituierte und Opfer von Menschenhandel. Die Ordensschwestern helfen den Betroffenen, sich in Österreich zu integrieren und eine Berufsausbildung zu machen.


kathpress