Bei seinem eintägigen Besuch in Tirana (Albanien) würdigte Papst Franziskus das friedliche Miteinander der Religionen in diesem Land. Aus dem Zwangsgrau des Atheismus ist seit Beginn der 90er Jahre eine Buntheit und Vielfalt an religiösen Gruppierungen gewachsen, beinah verlorene Traditionen konnten neu mit Leben gefüllt werden. Bei seinen Ansprachen verurteilte der Papst aber auch jede Form von Intoleranz und Gewalt im Namen der Religion.

Papst Franziskus hat bei seinem Besuch in Albanien Intoleranz und Gewalt im Namen der Religion verurteilt. Die Unterdrückung Andersgläubiger sei ein "besonders heimtückischer Feind, der sich heute leider in verschiedenen Gegenden der Welt zeigt", sagte er am Sonntag vor christlichen und muslimischen Repräsentanten in Albaniens Hauptstadt Tirana. "Die echte Religion ist eine Quelle des Friedens und nicht der Gewalt! Niemand darf den Namen Gottes gebrauchen, um Gewalt auszuüben! Im Namen Gottes zu töten, ist ein schweres Sakrileg! Im Namen Gottes zu diskriminieren, ist unmenschlich", so Franziskus.

Gemeinsamer Einsatz

Der Glaube an einen einzigen Schöpfer führe zur Überzeugung, dass alle Menschen Geschwister sind. Im Grunde seien sie alle Pilger auf dieser Erde und in ihrer Sehnsucht nach Wahrheit und Ewigkeit voneinander abhängig. Religionsfreiheit ist nach Franziskus' Worten überdies ein Bollwerk gegen Totalitarismen und ein entscheidender Beitrag zur Brüderlichkeit. Religionsfreiheit könne einen gemeinsamen Raum der Zusammenarbeit schaffen, sagte Franziskus. So müsse der interreligiöse Dialog dazu beitragen, dass sich Glaubensgemeinschaften gemeinsam für eine gerechtere Welt einsetzten. Dabei sollten die Religionen auch mit jenen zusammenarbeiten, die keine religiösen Überzeugungen besäßen.

Franziskus sprach in der katholischen Universität von Tirana vor Vertretern von katholischer und orthodoxer Kirche, des sunnitischen Islam, der in Albanien starken und vom Sufitum geprägten Gruppe der Bektaschi sowie vor einem Repräsentanten der kleinen protestantischen Gemeinschaft im Land. Zuvor hatte Franziskus bereits bei einer Messe mit rund 250.000 Gläubigen auf dem Mutter-Teresa-Platz der Kirche in Albanien für ihre Treue zum Glauben in Zeiten der Verfolgung gedankt.

Religionsfreiheit geschaffen

Franziskus würdigte bei seinem Besuch mehrfach das friedliche Zusammenleben der Religionen im mehrheitlich muslimischen Albanien. Nach der grausamen Unterdrückung unter der kommunistischen Diktatur habe das Land eine wirkliche Religionsfreiheit geschaffen, in der sich alte Traditionen neu beleben konnten. Der Papst ermutigte die Albaner, diesen Weg weiterzugehen und auszubauen. Er appellierte auch an die Jugend im Land, sich nicht den Versuchungen von Individualismus und Materialismus hinzugeben.

Bei einem darauffolgenden Treffen mit Bischöfen, Pfarrern und Ordensleuten in der Kathedrale in Tirana hörte Franziskus tief bewegt den Berichten von verfolgten Geistlichen aus der Zeit der Diktatur zu. Zu Tränen gerührt umarmte er den Priester und die Ordensschwester.

Der eintägige Albanien-Besuch des Papstes war seine vierte Auslandsreise und die erste in ein europäisches Land außerhalb Italiens. Franziskus war Sonntagfrüh auf dem Mutter-Teresa-Flughafen in Tirana zunächst von Ministerpräsident Edi Rama begrüßt worden. Anschließend traf er Präsident Bujar Nishani in dessen Residenz. Weitere Stationen waren die Messe auf dem Mutter-Teresa-Platz, seine Ansprache in der Universität sowie ein Besuch in einem Waisenhaus.


kathpress