Kardinal Schönborn würdigte die Rede des Papstes bei der Karlspreis-Verleihung. Für die Bestellung von Jan Figel als ersten EU-Sonderbeauftragten für Religionsfreiheit zollte der Kardinal Lob.

Papst Franziskus sei mit seinem Eintreten für Menschenrechte und einen echten Humanismus deren "authentischer Interpret". Dies umso mehr, da er seine Visionen für Europa nicht nur von christlichem - und nicht einmal nur von gläubigem - Standpunkt aus entworfen habe, bemerkte Schönborn. Franziskus habe sich somit "zur Stimme aller in Europa gemacht und zugleich der ganzen Welt einen Dienst erwiesen", so Schönborn, der hier Donald Tusk zitierte: Auch der EU-Ratspräsident habe Franziskus als "Papst der Hoffnung für uns alle" bezeichnet.

Angesichts mancher Europa-skeptischen Haltungen auch in der Kirche habe der Papst deutlich gemacht, "dass es Aufgabe der Kirche ist, Europa mit aufzubauen", betonte der Kardinal. Für Franziskus gehöre es untrennbar zur Verkündigung des Evangeliums, Schwachen und Verletzten Trost und Hilfe zu geben und für Menschenrechte einzutreten.

EU-Sonderbeauftragter

Besonders die Religionsfreiheit als ein Kernbestandteil der Menschenrechte sei derzeit weltweit in neuer Weise gefährdet, hob Schönborn hervor. Die EU habe dies erkannt mit der Einsetzung des eigenen Sonderbeauftragten, was laut dem Kardinal "nicht eine höfliche Geste an den Papst oder an die Kirche" sei, sondern "eine Erinnerung der Politik daran, welche Sprengkraft die Menschenrechte und mit ihnen die Religionsfreiheit haben".

Der Slowake Jan Figel sei vor diesem Hintergrund genau die "richtige Wahl", zumal er ein "Europäer der ersten Stunde nach der Wende" sei und keinen Hehl aus der christlichen Grundlage seiner Politik mache, so Schönborn. Gleichzeitig habe der frühere Vorsitzende der christdemokratischen Partei KDH und einstige EU-Kommissar für Bildung und Kultur selbst sowohl die kommunistische Verfolgung aus religiösen Gründen sowie auch die "samtene Revolution" von 1989 miterlebt. "Jene Menschen, die damals für die Glaubensfreiheit eingetreten sind, konnten ein unmenschliches System friedlich zu Fall bringen", erinnerte der Kardinal.

Friede in der Welt sei nur dann möglich, "wenn auch Religionsfreiheit gesichert und auch real gelebt wird", so Schönborn, und weiter: "Erst richtig verstandene Religionsfreiheit ermöglicht den Dialog der Kulturen, gegenseitige Integration und das Hervorbringen von Neuem, die der Papst betont hat." Die Vermittlung dieser Haltung, die aus christlich gelebtem Humanismus hervorgehe, wäre laut dem Wiener Erzbischof eine "Mission Europas für eine Welt, in der es vielerorts keine Religionsfreiheit gibt."

kathpress / red.