Angesichts der Flüchtlingstragödien im Mittelmeer appelliert der Vatikan für mehr Aufnahmebereitschaft für Migranten.

Eine Haltung der "offenen Tür" pflegen
Vor dem Hintergrund der neuen Flüchtlingstragödien im Mittelmeer verlangt der Vatikan mehr Aufnahmebereitschaft für Migranten. Einwanderungspolitik heiße "nicht, Illegalität zu fördern, sondern die Menschenwürde mit besonderer Aufmerksamkeit für die legitime Suche nach Sicherheit und Legalität voranzubringen", sagte der Leiter des Ressorts für Flüchtlingsfragen, Erzbischof Antonio Veglio. Längst sei Migration ein strukturelles Phänomen auf globaler Ebene. Die Menschen in den reichen Ländern müssten eine Haltung der "offenen Tür" pflegen, "einladend und gastlich, zugleich Gerechtigkeit und Wahrheit respektierend", so Veglio weiter.

Unterdessen traf Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone am Dienstag mit dem italienischen Außenminister Franco Frattini zu einer Unterredung über Nordafrika, den Nahen Osten und das Flüchtlingsproblem zusammen. Bertone habe gegenüber dem Politiker die "Besorgnis" des Heiligen Stuhls angesichts der jüngsten Entwicklungen zum Ausdruck gebracht, teilte Vatikansprecher P. Federico Lombardi mit. Gegenstand des mehr als einstündigen Gespräches seien auch die Angriffe auf Christen in diesen Regionen gewesen.

Italien lädt "schwere Verantwortung" auf sich
Scharfe Kritik an der italienischen Libyen-Politik äußerte am Mittwoch der Bischof von Tripolis, Giovanni Martinelli. Italien lade durch seine Beteiligung an den NATO-Bombardements "schwere Verantwortung" auf sich, so der Bischof gegenüber der römischen katholischen Presseagentur "AsiaNews". So seien bei den Bombenabwürfen auf Tripolis in der Nacht von Montag auf Dienstag auch Zivilisten, darunter sogar Kinder, getroffen worden.

Sorge bereitet dem Bischof auch die Flüchtlingstragödie: Mehrere Hundert Migranten aus verschiedenen afrikanischen Ländern werden von der Kirche Libyens betreut. Schuld an der Tragödie seien verschiedene Faktoren - "jene, die Bomben abwerfen, die Regierung in Tripolis, die afrikanischen Ländern, die ihrer Jugend keinen anderen Ausweg als die Emigration bieten, und schließlich Europa, das seine Türen verschließt und glaubt, dass dadurch die Migration wie durch Zauberhand verschwindet", so Martinelli.
Erst am Freitag war ein Schiff mit vermutlich 600 Flüchtlingen vor Tripolis gesunken. 16 Tote, darunter zwei Kleinkinder, seien bereits geborgen. Die endgültige Zahl der Toten ist noch nicht bekannt. (KAP)