930 Menschen sind in Westafrika seit Jahresbeginn am Ebola-Virus gestorben, 1.700 Menschen sind infiziert. Die Weltgesundheitsorganisation hat die Epidemie in Westafrika nun zum Internationalen Gesundheitsnotfall erklärt. Der Ruf nach einem Serum gegen das Virus wird lauter. Da sich dieses aber noch in der Testphase befindet, stehen die Verantwortlichen vor einer schwierigen Entscheidung.

Angesichts der sich ausweitenden Ebola-Epidemie in Westafrika pochen die Helfer vor Ort auf den Einsatz eines Serums gegen das Auslösevirus, auch wenn sich dieses erst in Testphase befindet. "Es gibt keine Alternative, denn sonst wird die Katastrophe noch größer und die Menschen sterben weiter", erklärte Pasquale Ahodegnon, Generalrat der Barmherzigen Brüder für Afrika, am Donnerstag gegenüber "Kathpress". Der Orden betreibt in Sierra Leone und Liberia je zwei Spitäler und verzeichnet unter seinen Mitgliedern bereits einen Ebola-Toten und einen Infizierten.

US-Präsident Barack Obama hatte am Mittwochabend in Washington eine Schnellverfahrens-Zulassung des bisher erst in den USA an Tieren getesteten Ebola-Serums "ZMapp" in der westafrikanischen Epidemieregion abgelehnt, da es noch zu wenig Daten gebe. Ahodegnon sprach sich hingegen für die Testung an Menschen in Liberia aus: "Wir hoffen, dass das experimentelle Serum nach Afrika gesendet werden kann", so der in Rom tätige gebürtige Beniner. Zwar sei die Zusendung von Material für Desinfektion, Helferschutz und Behandlung der Symptome ebenfalls unbedingt erforderlich, eine tatsächliche Lösung sei jedoch dadurch noch nicht erreichbar.

Nachdruck verlieh Ahodegnon seinem Appell durch die Schilderung der Situation in Liberias Hauptstadt Monrovia: "Die Märkte sind geschlossen, nach der Verhängung des Ausnahmezustandes kommt niemand mehr ins Land oder verlässt es und man sieht kaum noch Menschen auf der Straße. Die Leute sterben schnell, oft in ihren eigenen Häusern. Das Land ist komplett am Boden", so der Ordensmann. Dennoch sei es schwierig, den Kontakt mit Infizierten durch Isolation zu vermeiden - aufgrund der Bewegung von Menschen zwischen den Dörfer und da die Krankheit erst Tage nach der Ansteckung sichtbar wird.

Arbeit geht trotz Spitalsschließung weiter

Sein Spital "St. Joseph" in Monrovia hat der Orden zu Wochenbeginn geschlossen - laut Ahodegnon auf Bitte der Regierung, nachdem der Direktor der Einrichtung, Patrick Nshamdze, selbst an Ebola erkrankt und am Sonntag daran gestorben war. Ein weiterer dort tätiger Barmherziger Bruder, der spanische Priester Miguel Pajares, infizierte sich bei Nshamdzes Betreuung mit Ebola, wurde am Donnerstagmorgen von der spanischen Regierung nach Madrid überstellt und wird dort derzeit in einem Krankenhaus behandelt - als erstes Ebola-Opfer Europas. Über 100.000 Menschen hatten zuvor eine Petition für seine Rückholung auf der Internet-Plattform "change.org" unterzeichnet.

Gemeinsam mit Pajares war auch eine spanische Nonne an Bord der Maschine des Verteidigungsministeriums, die mit dem Priester zusammengearbeitet hatte. Auch wenn bei ihr bisher keine Ebola-Infektion festgestellt wurde, soll auch sie in Madrid unter strengster Quarantäne überwacht und behandelt werden. Ähnlich war es bereits zwei weiteren Missionaren aus den USA ergangen: Sowohl die Hygienespezialistin Nancy Writebol als auch der Arzt Kent Brantly wurden beide nach Ebola-Infektion in Liberia in ihre Heimat ausgeflogen und werden nun in einer Isolationszelle im Emory University Hospital in Atlanta versorgt. Laut Spitalsinformationen ging es beiden zuletzt leicht besser.

Trotz der Spitalsschließung gehe in Monrovia die Ebola-Versorgung in einem kleinen Büro durch die Hilfe von zwei Ordensschwestern und einem freiwilligen Mitarbeiter in stark verringerter Form weiter, gab Ahodegnon an. Nur durch internationale Hilfe könne diese Arbeit der Materialausgabe für Symptombehandlung weiter geschehen, während die Regierung keine Materialressourcen - speziell geht es um Desinfizierungsmittel, Handschuhe, Schutzmasken, Veneninfusionen und Antigerinnungsmittel - mehr verfüge. "Viele Patienten sterben, da es kein Material gibt", so der Ordensmann. Immer schwieriger gestalte sich zudem die Suche nach freiwilligen Mitarbeitern.

Ausnahmezustand in Liberia

WHO-Angaben zufolge sind in den vergangenen Monaten bis Montag 932 Menschen an Ebola verstorben und 1.711 infiziert. Betroffen sind die Staaten Liberia, Sierra Leone und Guinea, fünf Fälle wurden zuletzt auch in Nigeria verzeichnet. In der Nacht auf Donnerstag hat die liberianische Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf in ihrem Land den Ausnahmezustand erklärt - da Ebola "eine Gefahr für die Republik" sei. Zuvor hatte sie die Bevölkerung ihres Landes aufgefordert, für göttliche Hilfe im Kampf gegen das "tödliche Virus" zu beten.

Internationaler Gesundheitsnotfall

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Epidemie in Westafrika mittlerweile zum Internationalen Gesundheitsnotfall erklärt. Das macht es ihr möglich, weltweit Vorschriften zu erlassen, die eine weitere Ausbreitung des Virus verhindern. Diese reichen von Quaratäne-Maßnahmen über Einschränkungen im Reiseverkehr bis zur Schließung von Grenzen.

kathpress / red.