Wenn sich 230 Religionsführer aus 44 Länder einig sind, will das schon was heißen. Sie alle haben bei den UN-Klimaverhandlungen in Marrakesch diese Woche eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet und dem dortigen Vertreter des UN-Generalsekretärs überreicht. Darin fordern sie die Nationen auf, den Übergang zu einem niedrigeren Niveau bei der Nutzung fossiler Energien in "gerechter Weise" zu bewältigen. Und Milliarden für erneuerbare Energien umzuwidmen.

Selten hat man so viele Religionsvertreter auf einem Haufen versammelt gesehen - zumindest in schriftlicher Art. Die Erklärung der Religionsführer wurde nämlich in Zusammenarbeit mit mehr als 30 Glaubensrichtungen weltweit entworfen und verbreitet. Unterzeichner der Erklärung sind u.a. der Dalai Lama, der Kanzler der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften Marcelo Sanchez Sorondo, der Generalsekretär des Ökumenischen Rats der Kirchen Olav Fykse Tveit, der Präsident der Islamischen Gesellschaft Nordamerikas (ISNA) Sayyid M. Syeed, die italienischen Bischöfe bzw. Erzbischöfe Marco Arnolfo (Vercelli), Luigi Bressan (Trient), Domenico Cancian (Citta die Castello) und Paolo Giuletti (Perugia). Weitere Unterzeichner sind die Ordensoberen der Salesianer, Jesuiten, Dominikaner, Kapuziner, Benediktiner, Karmeliten und Franzikanerinnen. Dazu kommen hohe Vertreter der Buddhisten, Muslime, Hindus, Jains, Sikhs, der Orthodoxie, der Anglikaner, der Pfingstler, der Lutheraner, der Quäker, der Indigenen und andere geistliche Führer.

Der Papst meldet sich zu Wort

Papst Franziskus hatte am Dienstag an die Teilnehmer der Weltklimakonferenz in Marrakesch appelliert, die Klimaschutz-Ziele des Abkommens von Paris konsequent umzusetzen. Diese Aufgabe dürfe die Politik nicht allein an die Fachleute delegieren, heißt es in der Botschaft. Nötig sei vielmehr eine "kontinuierliche politische Unterstützung und Ermutigung", schreibt der Papst. Das Klimaschutz-Abkommen von Paris habe einen "klaren Weg" aufgezeigt, dem die gesamte internationale Gemeinschaft folgen müsse. Er hoffe, dass die Teilnehmer der Konferenz sich von dem Bewusstsein leiten ließen, "dass jeder von uns nachdrücklich eine 'Kultur der Fürsorge' fördern muss".

Religiöse Repräsentanten sind relevant

Ban Ki-Moon hatte im vergangenen Jahr die politischen und religiösen Führer dazu ermutigt, mehr für den Schutz der Menschen und des Planeten zu tun. Der Glaubens-Sektor habe eine große Verantwortung, den er sei u.a. für mehr als die Hälfte aller Schulen der Welt verantwortlich. Die spirituelle Führung durch religiöse Repräsentanten sei laut Pew Research Center für 84 Prozent aller Menschen relevant.

"Es ist wichtig, dass die Glaubensgemeinschaften global in ihrer Sorge vereint sind, um auf die Klimakrise zu reagieren und sich um die Schwächsten zu kümmern. Unser Ziel muss sein, bis 2030 Strom aus erneuerbarer Energie jenen 1,1 Milliarden Menschen weltweit zu bringen, die derzeit noch gar keinen Zugang zu Elektrizität haben", bekräftigte auch "Greenfaith"-Direktor Pfarrer Fletcher Harper (US-Episcopal Church).

Das Ziel

Die seit dem 7. November im marokkanischen Marrakesch tagende COP22-Konferenz soll konkrete Klimaschutz-Pläne für die Industriestaaten erarbeiten. Zielvorgabe ist der Beschluss der Pariser Konferenz vom vergangenen Dezember, die Erderwärmung auf weniger als zwei Grad gegenüber den vorindustriellen Werten zu beschränken. Bislang haben sich 94 Staaten zu der dazu nötigen drastischen Reduzierung von Treibhausgasen verpflichtet. (red/lkathpress)