In einer ökumenischen Gedenkfeier wurde am Samstagabend der großen Trauer in Graz Raum gegeben, die sich nach der Amokfahrt über die Stadt gelegt hatte. Rund 600 Menschen, darunter auch Verantwortliche in Kirche und Politik, bekundeten ihre tiefe Betroffenheit.

Rund 600 Menschen haben sich am Samstagabend in der Grazer Stadtpfarrkirche versammelt, um für die Opfer der Amokfahrt von Samstagmittag gemeinsam zu beten. Unter den 600 Trauernden waren Bischof Wilhelm Krautwaschl, der apostolische Nuntius Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen und Caritaspräsident Franz Küberl. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Schickhofer sowie die Landesräte Christopher Drexler und Landtagspräsidentin Bettina Vollath und der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl waren ebenfalls anwesend. "In Solidarität versammeln wir uns alle, Politik und Kirchen, um gemeinsam für die Opfer zu beten", begrüßt Stadtpfarrpropst Christian Leibnitz die Menschen, die zur ökumenischen Gedenkfeier gekommen waren. Viele von ihnen hatten Blumen und Kerzen dabei.

Ein besonderes Gedenken galt dem 5-jährigen Buben, der seinen Verletzungen vor der Stadtpfarrkirche erlegen war. Stadtpfarrpropst Christian Leibnitz war dem Vater beigestanden, der vor der Kirche bei seinem toten Kind gewacht hatte.

"Eigentlich muss man verstummen bei so viel Not, aber wir spüren, dass wir in diesem Teilen von Trauer und Betroffenheit wieder Boden unter den Füßen finden", so Leibnitz. Begleitet von Orgelmusik wurden die Teilnehmer der Trauerfeier eingeladen, eine Kerze zu entzünden und diese auf den Altar zu stellen. "In aller Dunkelheit entzünden wird das Licht des Glaubens und der Hoffnung", sagte Leibnitz.

Zum Abschluss bat der Pfarrer um den besonderen Segen für die Opfer, Angehörigen, die vielen Einsatzkräfte, wie auch jenen, die vor Ort erste Hilfe geleistet hatten und weiterhin leisten. "Bleiben wir zusammen im starken Mut, dass auch bei solchen furchtbaren Ereignissen der Zusammenhalt in unserem Land spürbar bleibt", sagte Leibnitz beim Abschluss der Gedenkfeier.

3 Tote, 34 Verletzte

Die Amokfahrt hat drei Menschen das Leben gekostet, 34 wurden zum Teil schwer verletzt. Unter den drei Toten ist auch ein Kind. Sechs der Verletzten befanden sich am Samstagabend immer noch in Lebensgefahr. Unter den Schwerverletzten sind ebenfalls zwei Kinder. Der 26-jährige Täter war mit einem Geländewagen durch die Fußgängerzone gerast und hatte wahllos Passanten überfahren. Er unterbrach seine Fahrt nach Polizeiangaben zudem und attackierte ein Paar mit einem Messer.

Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich um einen Kraftfahrer aus dem Bezirk Graz-Umgebung, der bereits zuvor "als gewaltbereit in Erscheinung getreten" sei, sagte Landespolizeidirektor Josef Klamminger bei einer Pressekonferenz am späten Nachmittag. Der Mann ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er wurde nach häuslicher Gewalt am 28. Mai von seinem Wohnsitz weggewiesen. Die Opfer dürfte der Mann alle nicht gekannt haben. Laut Polizei wurden bisher politische, religiöse oder extremistische Motive aufgrund seiner Vorgeschichte ausgeschlossen.

Die Fassungslosigkeit über die Amokfahrt des 26-Jährigen in der Grazer Innenstadt stand vielen Menschen rund um die Herrengasse ins Gesicht geschrieben. An der Absperrung der Polizei in der Herrengasse haben Menschen Blumen in improvisierten Vasen sowie brennende Kerzen abgelegt.

Auch das offizielle Österreich reagierte bestürzt. Der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhofer zeigte sich "geschockt, betroffen und bestürzt". "Wir sind alle gefordert, das Miteinander zu suchen und Gräben nicht aufzubauen", sagte Schützenhofer. Bundespräsident Heinz Fischer zeigte sich "zutiefst geschockt" über die "Wahnsinnstat, die sich heute Nachmittag in Graz ereignet hat".

kathpress