Die Biographie des tschechischen Religionsphilosophen und Soziologen ist ebenso spannend wie ungewöhnlich. Er gilt heute als einer der bekanntesten katholischen Intellektuellen in Mittel- und Osteuropa, ist weit über die Landesgrenzen hinaus gefragter Referent und seinen Landsleuten Ermutigung und Orientierung. Der Preis rückt ihn ihn ins Licht der Öffentlichkeit - ein Gewinn für alle.

Der tschechische Religionsphilosoph Tomas Halik (65) erhält am Mittwoch in London den mit umgerechnet 1,3 Millionen Euro dotierten Templeton-Preis. Der katholische Intellektuelle wird damit für seinen Einsatz für Religionsfreiheit unter dem kommunistischen Regime seines Heimatlandes und für den Dialog zwischen Religionen und mit Nichtgläubigen geehrt, wie die Londoner Templeton-Stiftung mitteilte. Erst vor einer Woche war Halik in Wien und sprach zum Thema "Hoffnung im postoptimistischen Zeitalter".

Der Templeton-Preis ist eine der höchst dotierten Auszeichnungen überhaupt. Er wird für besondere Leistungen im Bereich von Wissenschaft und Religion verliehen. Zu den bisherigen Preisträgern gehörten etwa Desmond Tutu (2013), der Dalai Lama (2012) und Mutter Teresa (1973).

Der Soziologe und Religionsphilosoph Halik zählt zu den bekanntesten katholischen Intellektuellen in Mittel- und Osteuropa. Er war ein enger Vertrauter des früheren tschechischen Staatspräsidenten Vaclav Havel sowie des langjährigen Prager Erzbischofs Frantisek Tomasek. Halik genießt in der vom Atheismus geprägten tschechischen Gesellschaft hohes Ansehen.

Halik lehrt an der Prager Karls-Universität und nimmt regelmäßig zu politischen und ethischen Fragen Stellung. Vor allem ermutigt er die Tschechen zu mehr gesellschaftlicher und politischer Mitbestimmung und einer ernsthaften Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit. Zudem setzt er sich seit langem für den weltweiten Dialog zwischen den Religionen ein.

Halik, geboren 1948, wuchs in einem liberal-intellektuellen Elternhaus auf. Zur Kirche kam er erst nach seinem Ausschluss aus dem Wissenschaftsbetrieb durch die Kommunisten 1972. Er studierte im Geheimen Theologie und wurde 1978 in Erfurt zum Priester geweiht. Elf Jahre lang arbeitete er im Zivilberuf als Psychotherapeut für Alkohol- und Rauschgiftsüchtige.

Als Untergrundpriester hielt er geheime Seminare ab. Zu seinem Dissidenten-Zirkel gehörten auch führend die Brüder Havel. Zeitweilig lebte Halik in einem buddhistischen Kloster in Indien und hielt Vorträge in den USA.

kathpress