Die Nominierungen für den Schandfleck des Jahres spiegeln die wohl prägendsten Krisen und Skandale des Jahres 2015 wider. Das waren letztes Jahr einige - und die möchten natürlich lieber in Vergessenheit als ins Scheinwerferlicht geraten. Noch bis zum 16. Februar kann mitgevotet werden, wer dieses Jahr den Schandfleck erhalten soll.

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"Bad Publicity is better than no publicity", hieß es immer in den Marketingbüchern. Oder zu deutsch: auch schlechte PR ist gute PR. Das würden die Nominierten für den Schandfleck 2015 wohl nicht so unterschreiben. Brauchen sie aber auch gar nicht. Schließlich ist Ihre Meinung gefragt. Zur Auswahl stehen heuer das Bundesministerium für Inneres (BMI), die Eurogruppe, VW und die  w&p Zement GmbH.

Nominiert, weil ...

"Das BMI unter Leitung von Johanna Mikl-Leitner wird für den menschenunwürdigen Umgang mit Schutzsuchenden für den Schandfleck 2015 nominiert. Asylsuchende waren 2015 mit menschenunwürdigen Konditionen, insbesondere mangelnder Versorgung bis hin zu Obdachlosigkeit konfrontiert. Des Weiteren lagert das BMI die eigentlich öffentliche Aufgabe der Betreuung von AsylwerberInnen an profitorientierte Unternehmen wie ORS aus", erklärt sich dessen Nominierung.

Für diejenigen, die es noch nicht wussten: Die Eurogruppe ist ein informelles Gremium, in dem Minister des Euro-Währungsgebiets und VertreterInnen anderer Institutionen über Finanzfragen beraten. Sie wird für den Schandfleck 2015 nominiert, weil sie ohne ausreichend demokratische Legitimation zu haben, vorgibt den Krisenländern zu helfen, tatsächlich aber über den ESM hauptsächlich die Gläubigerbanken bedient bzw. rettet und darüber hinaus durch weitere Kredite den Schuldenstand erhöht. VW wird wegen der bewussten Manipulation von Abgaswerten für den Schandfleck 2015 nominiert. 15 Monate vergingen von den ersten auffälligen Tests in den USA bis VW öffentlich einräumte, Manipulationssoftware verwendet zu haben. Dann gab VW bekannt, dass weltweit rund 11 Mio. Diesel-Fahrzeuge von den Manipulationen betroffen sind.

Und last but not least: Die w&p Zement GmbH wird wegen der erhöhten Emissionen des endokrin-aktiven HCB im Görtschitztal für den Schandfleck 2015 nominiert. Von 2012 bis 2014 sind durch die falsche Einbringung von Blaukalk in den Verbrennungsprozess große Mengen der Gifte verdampft und über den Schornstein entwichen, anstatt zu verbrennen. So ist ein 8.000-fach höherer HCB-Wert als in der Sondermüllverbrennungsanlage in Wien-Simmering emittiert worden.

Die Qual der Wahl

„Der Schmähpreis Schandfleck ist eine wichtige Initiative der österreichischen Zivilgesellschaft. Jede und jeder hat die Möglichkeit konkret Missstände aufzuzeigen und sie beim Namen zu nennen. Heuer wird die Entscheidung besonders schwer fallen", erklärt Romy Grasgruber-Kerl, Geschäftsführerin von NeSoVe. Vom 19. Jänner bis zum 16. Februar kann online der Publikumspreis für den Schandfleck des Jahres 2015 gewählt werden. Die Auszeichnungen (Publikums- und Jurypreis) werden im Vorfeld des Welttags der sozialen Gerechtigkeit, am 18. Februar 2016, im Rahmen einer Gala im Off-Theater in Wien Neubau verliehen.