Der "Red Nose Day" dürften den meisten schon seit längerem bekannt sein - etwas anders sieht es vielleicht mit dem "Red Hand Day" aus. Dabei ist dieser mindestens eben so wichtig, handelt es sich hierbei doch um den internationalen Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten. Rund 250.000 Mädchen und Jungen werdem derzeit in aller Welt in kriegerischen Auseinandersetzungen als Soldaten missbraucht. Und sind - falls sie zurück nach Hause kommen - traumatisiert.

Simon Musoni ist acht Jahre als, als ihn die Mai-Mai Milizen rekrutieren. Sie brauchten ihn im Krieg gegen andere Einheiten im Land - im Nordosten Kongo. Die Mai-Mai stellten eine der fünf Einheiten im Land, die unabhängig operierten und kämpften. Denn seit t 1998 hat dieser Krieg mehr als drei Millionen Menschenleben gefordert, vor allem Zivilisten und Kinder.

Glück?!
Zuerst war Simon für die täglichen Arbeiten im Militärlager zuständig: Wasser und Holz sammeln, Botengänge machen, Gegner und Dörfer ausspionieren. Später, als er groß genug war, ein Gewehr zu tragen, nahm er an den Kämpfen teil. Er lernte Schießen und Töten - und war überzeugt, unverwundbar zu sein: alle Mai-Mai tragen Amulette, die, so glauben sie, Gewehrkugeln in Wassertropfen verwandeln. Dann die "Erlösung" für Simon: ein  Machetenhieb spaltete fast seinen Schädel. Er überlebt und wurde zu den Salesianern in Goma gebracht. Andere hatten nicht so viel Glück.

Anderer Name, ähnliches Schicksal
"Es fühlte sich an wie das beste Spielzeug, das ich jemals zuvor bekommen hatte", beschreibt Manuel den Moment, als er zum ersten Mal eine Waffe in den Händen hielt. Damals war er 13 Jahre alt und von den Paramilitärs in seiner Heimatstadt Caceres in Kolumbien rekrutiert worden. "Damals wollte ich meine Unabhängigkeit. Die Situation in meiner Familie war schwierig, " erzählt Manuel. Auch seine Schwester hatte sich einer Guerilla-Gruppe angeschlossen. "Das Geld, das ich im Kohlebergwerk verdiente, war wenig. Die Verlockung zu den Bajo Cauca, den Paramilitärs, zu gehen war groß."

Was folgte war Krieg
Aus der Verlockung und dem Spiel wurde bitterer Ernst. Die Ausbildung fand versteckt im Bergland statt. Der Drill bestand aus extremen körperlichen und psychischen Strapazen über mehrere Monate. Kontakt zu Familie und Freunden war strengstens verboten. Nach vier Monaten wurde Manuel in seinen ersten Kampfeinsatz geschickt. Mit einer 40 Kilo schweren Ausrüstung, er selbst wog nur fünf Kilos mehr, machte er sich zusammen mit 300 anderen SoldatInnen auf den Weg. Nach dreitägigem Fußmarsch wurden sie von der gegnerischen Armee mit einem Kugelfeuer empfangen. "Ich zitterte vor Angst. Ich war wie gelähmt und unfähig zu schießen, " erinnert sich Manuel: "Dann sah ich, wie einer meiner Freunde verletzt neben mir zu Boden fiel. Ich wollte weglaufen. Doch unser Kommandant hat uns gesagt, dass jeder der flieht von ihm erschossen wird." Während dieser einen Schlacht kamen 120 der 300 Soldaten ums Leben oder wurden schwer verletzt. Manuel hatte Glück.

Viele Kindersoldaten in vielen Ländern
Ob in Syrien, Burma, Afghanistan, Kolumbien oder im Kongo: In über 20 Ländern werden Kinder in Armeen und bewaffneten Gruppen als Soldaten eingesetzt. "Selbst kleine Jungen und Mädchen werden gezwungen, bewaffnete Gruppen als Träger oder Spione zu unterstützen", so Antje Weber, Kinderrechtsexpertin der Kindernothilfe und Sprecherin des Deutschen Bündnisses Kindersoldaten. "Sie übernehmen Boten- und Kochdienste, viele von ihnen werden sexuell missbraucht und müssen selbst mit der Waffe in der Hand kämpfen." Diese Waffen wiederum stammen häufig aus deutscher Produktion.

Red Hand Day
Um an das Schicksal dieser Kinder, die zum Kampfeinsatz in Kriegen und bewaffneten Konflikten gezwungen werden, zu erinnern, wurde der internationale Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten (englisch Red Hand Day) am 12. Februar ins Leben gerufen. Hunderttausende rote Handabdrücke wurden schon in über 50 Ländern gesammelt und an Politiker und Verantwortliche übergeben, darunter der UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, der deutsche Außenminister und der Bundespräsident. 

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