Fünf Städte in Mexiko und Kuba bereist Papst Benedikt XVI. in diesen Tagen. Keine leichte Reise für den bald 85-jährigen. In seinen Predigten spricht er davon, "die Müdigkeit des Glaubens zu überwinden" sowie über die Verantwortung jedes Einzelnen für den "Aufbau einer besseren Welt". Zentrales Thema in Kuba wird die Glaubens- und Gewissensfreiheit sein.

Die Kulisse für Benedikt XVI. hätte besser nicht sein können: Ein kolossaler Christus aus Bronze, hoch oben auf dem 2.700 Meter hohen Cerro Cubilete, segnet weithin sichtbar mit ausgestreckten Armen das Land. Die Statue ist die geografische Mitte Mexikos und sein katholisches Wahrzeichen. Doch in direkter Nachbarschaft zu dem Gelände, auf dem der Papst Messe feierte, steht das exotische Gotteshaus einer christlichen Sekte: "Wir sind nicht römisch-katholisch, wir sind das 'Licht der Welt'", steht da trotzig auf einer Mauer. Passend dazu sprach Benedikt XVI. im "Parco del Bicentennario" von Silao am Sonntag von der Neubelebung des katholischen Glaubens.

"Viva il Papa!" riefen Hunderttausende, als Benedikt XVI. im Papamobil auf dem Veranstaltungsgelände eintraf. Der Papst präsentierte sich in traditioneller Landestracht mit einem Sombrero auf dem Kopf - eigens für ihn entworfen. Zehntausende hatten ungeachtet der kühlen Nachttemperaturen auf den Wiesen kampiert. Der Gottesdienst bei strahlendem Sonnenschein war der Höhepunkt des viertägigen Mexiko-Aufenthalts von Benedikt XVI.

Es gelte, die Glaubensmüdigkeit zu überwinden und "die Freude, ein Christ zu sein, wiederzuentdecken", predigte der Papst. Katholiken müssten der Versuchung eines oberflächlichen und zur Gewohnheit abgestumpften Glaubens widerstehen. Der Tenor ist deutlich: Auch in Lateinamerika ist es mit dem katholischen Glauben nicht überall zum Besten bestellt. Neuevangelisierung ist nicht nur ein europäisches Problem. Auf dem Flug nach Mexiko hatte der Papst die "Intuition der Herzen" unter den lateinamerikanischen Katholiken gelobt; dem müsse aber eine "Rationalität des Glaubens" zur Seite treten.

Die Reise nach Mexiko gilt nicht nur dem Land selbst, sondern ganz Lateinamerika, einer Region, in der fast die Hälfte aller Katholiken der Welt lebt. Beim Gottesdienst in Silao brachte dies die Teilnahme von Vertretern aus 22 Bischofskonferenzen zum Ausdruck. Fast 250 Kardinäle und Bischöfe aus Mexiko und anderen lateinamerikanischen und karibischen Ländern waren angereist.

Zweite Station: Kuba


Das zweite Land, dem Papst Benedikt XVI. seinen Besuch abstattet, ist Kuba. Zu Beginn seiner Lateinamerikareise hatte sich das Oberhaupt der katholischen Kirche für eine behutsame Demokratisierung Kubas ausgesprochen. "Es ist heute offensichtlich, dass die marxistische Ideologie, wie sie einst formuliert wurde, keine Antworten mehr auf die Fragen der Gegenwart gibt", sagte der Papst am Freitag auf seinem Flug von Rom nach Mexiko. Es gelte nun in einem "konstruktiven Dialog" nach "neuen Modellen" zu suchen. Dieser Dialog erfordere Entschiedenheit und Geduld, nur so könnten "Traumata" vermieden werden. Die katholische Kirche werde sich als Anwältin der Gewissens- und Religionsfreiheit an diesem Dialogprozess auf Kuba beteiligen, unterstrich der Papst.

Der Gottesdienst heute um 9 Uhr (16 Uhr MEZ) auf der Plaza de la Revolucion von Havanna dürfte - neben der Messe in Silao - zu den Höhepunkten der 23. Auslandsreise von Benedikt XVI. gehören. Für den Nachmittag (16.30 Uhr Ortszeit) ist die Abschiedszeremonie vorgesehen. Nach elfstündigem Flug wird der Papst am Folgetag um 10.15 Uhr in Rom-Ciampino zurückerwartet.

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red / kathpress