Benedikt XVI. feierte im Petersdom Schlussgottesdienst der Bischofssynode über den Nahen Osten - "Frieden ist möglich! Frieden ist dringend!", mahnte der Papste in seiner Predigt

Mit einem eindringlichen Appell für Frieden und mehr Religionsfreiheit hat Papst Benedikt XVI. am Sonntag die Nahost-Synode im Vatikan beendet. Im Nahen Osten herrschten schon allzu lange Konflikte, Kriege, Gewalt und Terrorismus, beklagte er bei der Schlussmesse zu der Bischofssynode im Petersdom. "Frieden ist möglich! Frieden ist dringend! Resigniert nie vor dem Mangel an Frieden!", rief der Papst den Patriarchen und Bischöfen aller Nahostländern sowie den anwesenden Vertretern der Weltkirche zu. Frieden sei eine unverzichtbare Bedingung für ein menschenwürdiges Leben und das beste Mittel, um die Emigration aus der Region zu stoppen.

Zugleich sprach sich Benedikt XVI. für eine umfassende Religions- und Gewissensfreiheit im Nahen Osten aus. Dies sei ein fundamentales Menschenrecht. In vielen Ländern der Region bestehe bestenfalls Kultfreiheit, der religiöse Freiraum sei jedoch zu eingeengt. "Diesen Freiraum zu erweitern ist eine Voraussetzung, um den Mitgliedern der unterschiedlichen Religionsgemeinschaften echte Freiheit beim Bekenntnis des eigenen Glaubens zu garantieren", so der Papst. Darum müssten sich Christen und Muslime in einem Dialog bemühen, den die Synode zu Recht mit allem Nachdruck gefordert habe, sagte Benedikt XVI.

 
Christen in großer Bedrängnis

Die Christen in der Region befänden sich in schwierigen Situationen, mitunter in großer Bedrängnis. Sie litten unter materiellen Problemen sowie an Mutlosigkeit, Anspannung und Angst. Die christliche Botschaft vermittele aber Hoffnung und Trost auch in großen Schwierigkeiten. Das Gebet dessen, der im Elend weilen muss, "verstummt nicht, bis Gott eingreift und Recht schafft", sagte der Papst unter Anspielung auf eine Passage aus dem alttestamentlichen Buch Jesus Sirach.

Die Verbindung von Gebet und Gerechtigkeit lasse auch an die Situation im Nahen Osten denken. "Der Schrei des Armen und des Unterdrückten findet sein unmittelbares Echo bei Gott, der eingreifen will, um einen Ausgang zu zeigen, um eine Zukunft der Freiheit, einen Horizont der Hoffnung zu eröffnen."

Mit der feierlichen Papstmesse im Petersdom sind die zweiwöchigen Beratungen der Nahost-Bischofssynode beendet. Fast alle katholischen Patriarchen und Bischöfe der Region berieten mit dem Papst und Vertretern der Weltkirche über die meist schwierige Situation der 20 Millionen Christen zwischen Kairo und Teheran.

Am Samstag hatten die Synodalen als Zusammenfassung und Ergebnis ihrer Beratungen ein 44 Punkte umfassendes Schlusspapier präsentiert. Es unterstreicht die Notwendigkeit einer gerechten Friedenslösung als Vorraussetzung auch für eine gute Zukunft der Christen in der Region. Zugleich fordert es eine Intensivierung der Kontakte zum Judentum wie zu den Muslimen. Die Synode erteilte allen Formen von Gewalt, Antisemitismus, Islamphobie oder Christenfeindlichkeit eine klare Absage. Als besonders besorgniserregend bezeichnen die Synodalen die anhaltende Abwanderung von Christen aus den Ländern der Bibel.

In einer gleichzeitig veröffentlichten "Botschaft" an die Kirche und die Weltöffentlichkeit sprechen sich die Synodalen für die Anwendung der Resolutionen des Weltsicherheitsrates im israelisch-palästinensischen Konflikt und für eine Zwei-Staaten-Lösung aus. Man könne nicht mit Hinweis auf die Bibel Unrecht rechtfertigen, betonen sie mit Blick auf Siedlungstätigkeit im Westjordanland. Für Jerusalem fordert die Bischofsversammlung ein gerechtes Statut, das ihrem Charakter als Heilige Stadt Rechnung trägt. Ebenso fordern sie eine Friedenslösung für den Irak und volle Souveränität des Libanon über sein gesamtes Territorium. Aus dem 44-Punkte-Papier wird der Papst demnächst ein offizielles Schlussdokument erstellen.

 
Nächste Synode über Neuevangelisierung

Die nächste Weltbischofs-Synode befasst sich 2012 mit dem Thema der Neuevangelisierung, kündigte Benedikt XVI. bei der Abschlussmesse der Nahost-Synode an. Das Motto für das Treffen im Jahr 2012 lautet: "Die Neuevangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens." Die Nahost-Synode habe die Notwendigkeit einer Neuevangelisierung in den Ländern des Nahen und Mittleren Ostens gezeigt. Das gleiche gelte aber auch für die Länder mit alter christlicher Tradition, so der Papst. Diesem Erfordernis entspreche auch der vor einem Monat neu gegründete Päpstliche Rat zur Förderung der Neuevangelisierung, erläuterte Benedikt XVI.

Linktipp
_ Themenpaket auf kathweb.at: Meldungen und Hintergrundinformationen rund um die Nahost-Synode, die vom 10. bis 24. Oktober im Vatikan stattfindet

(Quelle: kathpress.at - Bild: Petersdom im Vatikan, jamiejohn / flickr.com)