Die zehn Gebote sind Ihnen Gesetz und Sie können Psalm 11,7*, Jesaja 8,20** oder jede x-beliebige andere Bibelstelle im Schlaf herbeten? Überhaupt: Gebet und Messbesuch sind so sehr in Ihren Tagesablauf verankert, dass noch so mancher Klosterbruder etwas von Ihnen lernen kann? Fein – dann machen Sie (fast) alles falsch.

Zumindest der Papst glaubt nicht an den „perfekten“ Katholiken: Bei seiner wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz verglich er Glaubensbrüder und -schwestern, die sich für unfehlbar halten, mit den biblischen Pharisäern und Schriftgelehrten. „Jesus hat nicht eine Kirche der Guten und Gerechten gegründet, sondern der Sünder und Schwachen, die die Barmherzigkeit Gottes erfahren haben und nach seinem Willen leben wollen“, sagte der Papst vor einigen Tausend Gläubigen aus der ganzen Welt in der vatikanischen Audienzhalle.

Wer ohne Sünde ist...

Dass diese Feststellung kein Freibrief zum Lügen, Rauben, Morden ist: eh klar. Aber vielleicht ein Impuls zur Rückbesinnung auf die Ursprünge des Christentums? Laut Franziskus will die Kirche nämlich „Quelle der Hoffnung für alle Leidenden, Verzweifelten, Armen, Sünder und Ausgestoßenen“ sein. Jesus habe sich nicht kreuzigen lassen, um Kranke zu heilen oder die Seligpreisungen zu verkünden: „Er geht ans Kreuz, weil er die absolute Vergebung für die Menschen und die endgültige Befreiung des menschlichen Herzens von Sünde und Tod will“, so der Heilige Vater.

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Quelle: kathpress.at / red

*Denn der Herr ist gerecht, er liebt gerechte Taten; wer rechtschaffen ist, darf sein Angesicht schauen.
**Lehre und Warnung: Wer nicht so denkt, für den gibt es kein Morgenrot.