Von Pfarrer Franz Troyer, Innsbruck-Allerheiligen

Wie kann die Kirche im Angesicht des sexuellen Missbrauchs und anderer Skandale
Ostern feiern?
_ Wir alle brauchen umso mehr die Karwoche,
und zwar alle Tage vom Palmsonntag bis zum Ostermontag,
um gezielt auf Jesus zu schauen und uns in seine Heilsdynamik hineinfallen zu lassen.
_ Wir brauchen mehr denn je die Karwoche,
um nicht zu resignieren, sondern Schritt für Schritt wieder Vertrauen zu gewinnen.
_ Wir brauchen die Bibeltexte der Karwoche,
um unser Leben ehrlicher zu sehen und mit den Augen Gottes zu deuten.

Gesegnetes Hineingehen ins Ostergeheimnis

Mit der Menge Hosanna rufen
Mit der unbekannten Frau wertvolles Öl über das Haupt Jesu gießen
Mit Jesus und den Jüngern Abendmahl feiern
Mit Petrus schwören: Ich nicht

Mit Jesus beten: Nimm diesen Kelch von mir
Mit den Jüngern (wichtiges ver-) schlafen
Mit Judas Jesus küssen
Mit dem Hohen Rat sich um falsche Zeugenaussagen bemühen

Mit Jesus schweigen
Mit Petrus weinen
Mit den Hohenpriestern jemanden aus Neid ausliefern
Mit Pilatus die Hände in Unschuld waschen

Mit der Menge mitschreien: Ans Kreuz mit ihm
Mit Simon eine Last tragen, auch wenn es nicht immer freiwillig ist
Mit Veronika den Mut haben zu helfen
Mit den Frauen trauern und Mitgefühl haben

Mit den Jüngern flüchten
Mit den Zuschauern über andere spotten
Mit den Soldaten andere festnageln
Mit dem Schächer schimpfen

Mit Jesus beten: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen
Mit dem Hauptmann bekennen: Wahrhaftig dieser Mensch war Gottes Sohn
Mit den Frauen unter dem Kreuz stehen
Mit Josef von Arimathäa Jesus begraben

Mit Jesus auferstehen
Mit den Emmausjüngern unterwegs sein
Mit Jesus leben und lieben

(Bild rechts oben: Das letzte Abendmahl. Foto: Rainer Juriatti)