Die Bischofssynode zum Thema Familie findet zwar erst im Herbst statt, die Erwartungen sind in Österreich aber bereits jetzt schon sehr hoch - das wurde beim Medienstudientag zu Kirche und Familie in Wien klar. "Familie - zwischen kirchlichem Anspruch und medialer Wirklichkeit" lautete der Titel der Tagung, bei der neben Pastoralamtsleiter Walter Schmolly u.a. auch die "Kurier"-Journalistin Martina Salomon und der deutsche Medienpädagoge und Kommunikationswissenschaftler Prof. Andreas Büsch referierten. Und Salomon das Urteil fällte: "Der Kirche fehlt Medienkompetenz, den Medien Kirchenkompetenz"

Das Thema Familie ist Papst Franziskus wichtig. Das hat er nicht zuletzt mit der letztjährigen außerordentlichen Bischofssynode und der für den heurigen Herbst geplanten Synode im Vatikan gezeigt. Für das Medienreferat der Österreichischen Bischofskonferenz Grund genug, einen Medienstudientag zu genau diesem Thema zu veranstalten: "Familie - zwischen kirchlichem Anspruch und medialer Wirklichkeit". Und diese Ansichten klaffen manchmal sehr auseinander, verdeutlichte die "Kurier"-Journalistin Martina Salomon markant mit dem Satz "Der Kirche fehlt Medienkompetenz, den Medien Kirchenkompetenz".

Kritik an Medien, Kritik an Kirche
Ja, die Kirche sei in der medialen Aufmerksamkeit bereits "in völliger Bedeutungslosigkeit versunken", erklärte Salomon , denn sie sei etwa beim Thema Familie zu wenig streitlustig, eher schweigsam und manchmal "feig"; Organisationen und Verbände in diesem Bereich würden vor allem durch ältere Herren repräsentiert und erweckten den Anschein, als stünden sie noch im vergangenen Jahrhundert. Doch auch die heimischen Medien kamen nicht wirklich besser weg: Ihnen warf Salomon Einseitigkeit bei ihrer Darstellung von Familien vor: Oft habe man den Eindruck, als sei die Kernfamilie mit Vater-Mutter-Kindern bereits eine Ausnahme oder gar ein "Auslaufmodell" und müsse, wer heute nicht als "spießig" oder diskriminierend gelten will, auch Patchwork-Familien, Homo-Ehen oder Alleinerziehende präsentieren.

Aber: Immer noch wachsen 80 Prozent aller Österreicher unter 18 Jahren in einer solchen Kernfamilie auf, berichtete Salomon von einer auch für sie überraschenden Recherche. Die logische Konsequenz ist einfach ""Wir müssen unsere Medienkompetenz erhöhen", brachte es der Pressesprecher der Erzdiözese Wien, Michael Prüller, auf den Punkt.

Gelebte Familien
In Österreich herrschen hohe Erwartungen im Hinblick auf die Bischofssynode zum Thema Familie im kommenden Herbst in Rom: Die Rückmeldungen aus den österreichischen Diözesen auf die 46 Fragen des Synodensekretariats im Vatikan zeigen Hoffnungen auf neue Akzente hinsichtlich der kirchlichen Lehre zu wiederverheirateten Geschiedenen und zur Sexualmoral, Pastoralamtsleiter Walter Schmolly. Als positiv wurde der von Kardinal Christoph Schönborn bei der vergangenen Synode stark forcierte Grundsatz der "Gradualität" bewertet: Er besagt, dass nicht nur dem christlichen Eheideal mit Wertschätzung zu begegnen sei, sondern auch noch "unvollkommenen" Vorstadien bzw. den Schritten auf dem Weg dorthin.

Befragung
Wie Schmolly berichtete, sei die im Februar und März erfolgte Befragung eher qualitativ ausgerichtet gewesen - im Unterschied zur breiten, diözesan unterschiedlich erfolgten im Vorfeld der außerordentlichen Synode im vergangenen Herbst. In dem "Kompromisspapier", das die Ergebnisse der ersten Etappe der von Papst Franziskus als "geistlicher Prozess" angelegten Auseinandersetzung der Weltkirche mit dem Thema Familie zusammenfasste, erscheine die Kirche sowohl als "Wegbegleiterin" als auch als eine Art "Erzieherin". (red/kathpress)

Einen Bericht über den Vortrag von Walter Schmolly auf kathpress lesen Sie hier:
Bischofssynode: Hohe Erwartungen an Neuakzente bei Familienthema

Einen Bericht über den Vortrag von Journalistin Martina Salomon lesen Sie hier:
Der Kirche fehlt Medienkompetenz, den Medien Kirchenkompetenz