Die US-Rocklegende Bob Dylan (75) erhält den diesjährigen Literaturnobelpreis. Das gab das Nobelpreiskomitee am Donnerstag in Stockholm bekannt. Die aktuell mit umgerechnet rund 825.000 Euro dotierte Auszeichnung gilt als der weltweit bedeutendste Preis für Literatur. Die Nobelpreise werden am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel, in Stockholm überreicht.

Der als Robert Allen Zimmerman in Duluth, Minnesota, in einer jüdischen Familie deutsch-ukrainischer Abstammung geborene Dylan hat in sein einflussreiches Werk immer wieder religiöse Themen anklingen lassen, seine in der populären Musik herausragend anspruchsvollen Texte spiegeln intensive Beschäftigung mit der Bibel. Eine explizit religiöse Phase seines Schaffens hatte Dylan nach einem Erweckungserlebnis auf seiner erfolgreichen Welttournee 1978, als jemand aus dem Publikum ein kleines silbernes Kreuz auf die Bühne warf. Im Jahr danach konvertierte er zum christlichen Glauben.

Dylans Hinwendung zur freikirchlichen Erweckungsbewegung schlug sich in seinen folgenden Platten deutlich nieder: Bis 1981 veröffentlichte er die drei christlich inspirierten Alben "Slow Train Coming", "Saved" und "Shot of Love" und predigte bei Auftritten zu den Konzertbesuchern. Für den spirituellen Song "Gotta Serve Somebody" bekam der Liedermacher seinen ersten Grammy. Die Lyrik des ebenfalls von tiefem Glauben durchdrungenen Songs "Every Grain of Sand" gilt bis heute als einer von Dylans inspiriertesten Texte.

Mit der Zeit flaute die Kontroverse um seine vom Publikum oft nicht goutierte christliche Phase ab, ab 1981 erfolgte wieder eine Rückkehr zu weltlichen Themen in Dylans Musik.

Konzert 1997 vor dem Papst

Im September 1997 sang Bob Dylan mit Cowboy-Hut und Smoking vor 300.000 Jugendlichen und dem damals 77-jährigen Johannes Paul II. auf dem Eucharistischen Kongress in Bologna. "Der Papst lauschte mit geschlossenen Augen, begrüßte danach herzlich den Song-Poeten und predigte über dessen berühmte Verse, denen zufolge die Antwort, mein Freund, vom Wind verweht werde", berichtete die "Süddeutsche Zeitung" darüber. Fast wäre es aber zu dieser außerordentlichen Begegnung nicht gekommen, denn der damalige Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Joseph Ratzinger, hatte - wie er später bekannte - grundsätzliche Bedenken gegen den "Nihilismus" Dylans, demzufolge die Antwort auf entscheidende Menschheitsfragen "Blowing in the wind" laute, also Windhauch. Den gleichnamigen Songklassiker sang Dylan bei seinem Auftrit 1997 aber gar nicht, sondern "Knockin' on Heaven's Door" und andere Klassiker der Moderne.

Seit 1988 befindet sich Bob Dylan auf einer "Never ending Tour" mit jährlich rund 100 Auftritten in aller Welt. Von Kritikern wird dem Sänger zugute gehalten, dass er sich im Unterschied zu anderen alt gewordenen Rockstars nie damit begnügte, Verwalter des eigenen Erbes zu sein. Im Mai erschien Dylans jüngstes Album "Fallen Angels".