Die Welt ist erschöpft - und zwar genau heute. Dieses Jahr fällt der "Global Overshoot Day", zu Deutsch auch "Welterschöpfungstag" nämlich auf den 22. August. Was das genau bedeutet? Dass die Menschheit die ökologischen Ressourcen des gesamten Jahres bereits in weniger als neun Monaten verbraucht hat. Und ab jetzt auf Ökopump lebt.

Letztes Jahr war es noch der 27. September, vorletztes Jahr sogar der 21. August und heuer ist es der 22.  August. Der Global Overshoot Day oder eben auch Welterschöpfungstag hält sich nicht unbedingt an Tage und Monate. Vielmehr wird er jedes Jahr neu berechnet und sorgt bei so manch einem für Schrecksekunden und - minuten. Die Rechnung ist dabei relativ einfach: Verfügbare Biokapazität der Erde minus Ökologischer Fußabdruck ergibt: einen Overshoot.

Schuhgröße?
Der Ökologische Fußabdruck berechnet, wie viel produktive Fläche benötigt wird, um alle  Ressourcenbedürfnisse inklusive der Energieversorgung und Müllentsorgung der Menschheit zu gewährleisten. Dabei werden auch die CO2-Emissionen einbezogen, die den größten und am schnellsten wachsenden Teil des ökologischen Fußabdrucks ausmachen. Allein der CO2-Fußabdruck der Menschheit hat  sich seit 1970 mehr als verdoppelt.

Geben und nehmen
Am 22. August ist es also wieder so weit: Der ökologische Fußabdruck der Menschheit überschreitet die Biokapazität der Erde. "Die Menschheit nimmt sich dann mehr von der Erde als diese jährlich an natürlichen Ressourcen erneuern und an Treibhausgasen aufnehmen kann", klären die Umweltorganisationen WWF, GLOBAL 2000 und Greenpeace auf.

Ein Leben auf Pump
Jedes Jahr berechnet das Global Footprint Network die auf der Erde verfügbare Biokapazität und stellt sie dem Ökologischen Fußabdruck gegenüber, also dem Maß für die menschliche Inanspruchnahme der Naturleistungen. Ist die Beanspruchung größer als der Nachschub, spricht man von einem "Overshoot". Ab diesem Zeitpunkt lebt die Menschheit noch bis zum Jahresende über ihre Verhältnisse und damit "auf Pump".

Wie viele Planeten bräuchten wir?
"Wenn in weniger als neun Monaten das gesamte Jahreseinkommen verbraucht wird, sollten die Alarmglocken längst Sturm läuten", erklärt Wolfgang Pekny, Geschäftsführer der Plattform Footprint, und warnt: "Noch immer ist der Welterschöpfungstag ein wichtiges Datum, von dem kaum jemand Notiz nimmt." Derzeit benötigt die Menschheit so viele Ressourcen, dass es eineinhalb Erden bedürfte um diese nachhaltig bereitzustellen. 2050 wären bereits zwei Planeten von der Qualität der Erde erforderlich, um unseren Lebensstandard zu halten. 

Österreichischer Erschöpfungstag
Natürlich gibt es regionale Unterschiede. Wenn alle auf der Erde so verschwenderisch leben würden wie wir Österreicher, würden wir heute bereits drei Planeten von der Qualität der Erde erforderlich - der österreichische Welterschöpfungstag fiel heuer nämlich bereits auf den 3. Mai. Noch düsterer sieht es bei den Amerikanern aus:  Deren Erschöpfungstag war schon am 28. März. Ihr Lebensstil verbraucht momentan auf's Jahr gerechnet sogar mehr als vier Planeten.

Erste Verschuldung 1970er
In die "ökologische Schuldenfalle" rutschte die Menschheit erstmals in den 1970er Jahren. Seitdem rückt der Welterschöpfungstag jedes Jahr etwas weiter nach vorne. Mit letzter Exaktheit kann der Stichtag allerdings nicht festgelegt werden. Sowohl bei der Erhebung der Biokapazitäten, als auch bei der des ökologischen Fußabdrucks liegen nämlich immer Unschärfen bei der Datenerhebung vor. (red/standard/presse)

Weitere Informationen zum Welterschöpfungstag und dem Ökologischen Fußabdruck, den Sie für sich im übrigen auch berechnen können, finden Sie unter:
www.footprint.at