Caritas-Präsident plädiert für Austausch auf EU-Sozialminister-Ebene - Kritik an einer "Politik, die mit Angst vor der Armut Angst vor den Armen inszeniert" - Zu antiislamischem Online-Spiel der FPÖ: Für Menschenverachtung darf kein Platz in der Demokratie sein

 

Graz (KAP) Für einen problemlösungsorientierten Zugang zur Roma-Frage und gegen politische Stimmungsmache hat sich Caritas-Präsident Franz Küberl ausgesprochen. Es gehe hier nicht um ein Sicherheitsproblem, das mit Polizeimaßnahmen zu lösen ist, sondern um ein soziales. Küberl plädierte in einem "Kathpress"-Interview am Mittwoch für einen Austausch auf Ebene betroffener EU-Sozialminister, wie es ja auch regelmäßige Treffen der Innenminister gebe. Roma würden in vielen Regionen Europas "auf entsetzliche Weise ausgegrenzt", gegen dieses "Überbleibsel aus der NS-Zeit" müssten nachhaltige Lösungen gefunden werden.

In Österreich sei es nach dem Bombenattentat von Oberwart im Jahr 1995, bei dem vier Roma starben, zu erfolgreichen Bemühungen um eine verstärkte Integration gekommen, so Küberl. Auch die Caritas sei daran beteiligt gewesen, Roma z.B. zu Forstarbeitern auszubilden und auch Arbeitsbeschaffungspogramme für Roma-Frauen durchzuführen. "Soziale Integration geschieht nun einmal durch Erwerbsarbeit", sagte der Caritas-Chef. Länder wie die Slowakei, Bulgarien oder Rumänien bräuchten mehr europäische Solidarität, um hier Erfolge zu erzielen: "Wo investiert wird, entwickelt sich auch etwas zum Guten."

Im Blick auf die heftige Debatte in Frankreich um die Ausweisung von Roma äußerte Küberl generelle Kritik an einer "Politik, die mit Angst vor der Armut Angst vor den Armen inszeniert". Kein Franzose werde dadurch reicher, wenn Roma-Familien des Landes verwiesen werden. Menschenverachtung dürfe keinen Platz in der Demokratie bekommen.

In diesem Zusammenhang kritisierte Küberl auch das jüngst von der steirischen FPÖ online gestellte antiislamische Internetspiel, bei dem Minarette und Muezzine per Mausklick eliminiert werden können. Küberl sprach wörtlich von einem "bösen Spiel", das Menschen gegen Menschen aufbringe. Wer so etwas propagiere, "weiß gar nicht, was er damit anrichten kann", warnte der Küberl, der auch Chef der steirischen Caritas ist. Wer nicht bereit sei, ein Mindestmaß an Menschlichkeit und Respekt vor dem anderen aufzubringen, "rüttelt an den Grundfesten der Demokratie".

(Quelle: kathpress.at)