Kommunique nach Tagung in Rom zeigt Fortschritte im Dialog mit orientalisch-orthodoxen Kirchen - Salzburger Kirchenhistoriker Winkler: Austausch in Atmosphäre gegenseitiger Wertschätzung

Rom-Salzburg (KAP) Der ökumenische Dialog zwischen der katholischen und den orientalisch-orthodoxen Kirchen verzeichnet weitere Fortschritte: So konnten die Angehörigen der offiziellen Dialogkommission, die in der Vorwoche in Rom zu ihrem jährlichen Treffen zusammenkamen, mit einem überraschenden Ergebnis ihres intensiven Austauschs aufwarten. Die Kommunikation sowie die gelebte Einheit der unterschiedlichen Kirchen in vorkonstantinischer Zeit waren - gerade in Krisenzeiten - größer als es bisher angenommen.

"Es gab ein Gefühl gegenseitiger Verantwortlichkeit im Blick auf die je anderen Kirchen" und einen "beachtlichen Grad an Einheit", hält das offizielle Abschluss-Kommunique der Dialog-Tagung dazu fest. Gleiches gilt laut Kommunique auch für das frühchristliche Mönchtum: Auch unter den Ordensgemeinschaften habe es einen "fruchtbaren Austausch" in Form spiritueller Schriften, aber auch in Form von theologischen Auseinandersetzungen gegeben.

 
Winkler: Reger Briefaustausch in der Antike

Überraschend sei insbesondere die Intensität des brieflichen Austauschs zwischen den einzelnen Kirchen gewesen, berichtete gegenüber "Kathpress" der Salzburger Kirchenhistoriker und Konsultor des Päpstlichen Einheitsrates mit Arbeitsschwerpunkt "Orientalisch-orthodoxe Kirchen", Prof. Dietmar Winkler. "Die Quellen zeigen eine erstaunlich intensive Kommunikation unter den christlichen Kirchen - von Ägypten bis Armenien, von Syrien bis Spanien - und das alles ohne ein nominelles Kirchenzentrum."

Erstaunlich sei dabei, dass es etwa in Krisen- und Verfolgungszeiten und somit im Ringen um die persönliche Existenz gerade nicht zu einem Zerfall der Einheit gekommen sei, sondern diese Phasen die Einheit noch gestärkt hätten, so Winkler.

Die orientalisch-orthodoxen (oder: altorientalischen) Kirchen hatten sich nach dem Konzil von Chalkedon (heute: Kadiköy) im Jahr 451 von der allgemeinen Kirche getrennt. Beim Konzil von Chalkedon war versucht worden, die Glaubensüberzeugung auszudrücken, dass Christus zugleich wahrer Gott und wahrer Mensch ist. In der Folge kam es zu - auch politisch und kulturell begründeten - Missverständnissen, die die Trennung zwischen orientalisch-orthodoxen Kirchen und der Kirche von Rom zur Folge hatten.

 
Nächstes Treffen 2010 in Äthiopien

Im Rahmen der Dialog-Tagung traf die Delegation zweimal mit Papst Benedikt XVI. zusammen - zum einen im Rahmen der ökumenischen Vesper zum Abschluss der "Weltgebetswoche für die Einheit der Christen" in der Basilika St. Paul vor den Mauern, zum anderen in einer Privataudienz. Dabei lobte der Papst die bislang erzielten Fortschritte im ökumenischen Dialog, mahnte jedoch zugleich aufgrund der schwierigen politischen Lage, in der sich manche orientalisch-orthodoxe Kirche heute befinde, zu enger Kooperation und Solidarität. Benedikt XVI. hob dabei hervor, dass der theologische Dialog nicht nur einem vertieften gegenseitigen Verständnis dienen dürfe. Letztlich müsse eine vollständige sichtbare Einheit der Christen angestrebt werden.

Das nächste Treffen der Dialogkommission wird laut Kommunique in Addis Abeba (Äthiopien) vom 16. bis 23. Jänner 2012 stattfinden. Dabei sollen laut Winkler die Studien zur gelebten Kirchengemeinschaft der ersten fünf Jahrhunderte in Friedenszeiten vertieft werden. Ziel der Beratungen sei es dann, die letzten Tagungsergebnisse erneut zusammenzufassen und - in einem nächsten Schritt - ein weiteres offizielles Konsenspapier zu erarbeiten. Lobend hatte Papst Benedikt XVI. in diesem Zusammenhang auf das letzte Papier der Kommission, "Nature, Constitution and Mission of the Church" erwähnt, das die erste Dialogphase von 2003 bis 2009 zusammenfasste.

Der orientalisch-orthodoxen Delegation gehören Vertreter der koptisch-orthodoxen Kirche, der syrisch-orthodoxen Kirche, der armenisch-apostolischen Kirche (vertreten durch die beiden Katholikate von Etschmiadzin und Antelias), der äthiopisch-orthodoxen Kirche, der orthodoxen Kirche von Eritrea sowie der malankarisch syrisch-orthodoxen Kirche von Indien an. Der katholischen Delegation gehören auch Vertreter der orientalischen unierten Kirchen an, so der koptisch-katholischen, der syrisch-katholischen, der armenisch-katholischen, der maronitischen, der syro-malabarischen, der syro-malankarischen und der äthiopisch-katholischen Kirche.

Gegründet wurde die Dialogkommission im Jänner 2003 auf gemeinsame Initiative des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen und der Oberhäupter der orientalisch-orthodoxen Kirchen. Seit 2004 finden jeweils Ende Jänner jährliche gemeinsame Treffen der Kommission statt, um den ökumenischen Dialog, der als Ziel die sichtbare Einheit der Kirchen vor Augen hat, weiter voranzutreiben.

(Quelle: kathpress.at, Bild: Wikimedia Commons - Papyrus 10 (in der Nummerierung nach Gregory-Aland) ist eine frühe Handschrift des Neuen Testaments in griechisch. Das Papyrusmanuskript  ist das Fragment eines Blattes aus dem frühen 4. Jahrhundert. Der erhaltene Text umfasst den Brief an die Römer 1,1-7)