Die acht "Chefberater" des Papstes sprechen von Dienstag bis Donnerstag wieder über eine Kurienreform. Dabei geht es um eine grundlegend neue Ordnung der Leitung der katholischen Kirche. Stichworte wie "Transparenz", "schlankere Strukturen" und "mehr Verzahnung" sind schon seit der Papstwahl in der Luft. Der Wind der Veränderung, der mit Papst Franziskus aufgekommen ist, wird sie an die richtigen Orte und Gremien tragen.

Genau zwei Monate nach ihrem ersten Treffen kommt der achtköpfige Kardinalsrat des Papstes am Dienstag erneut im Vatikan zusammen, um weiter über eine Kurienreform zu diskutieren. Auch wenn die acht Kardinäle von allen Kontinenten nach ihren drei Beratungstagen mit Franziskus Anfang Oktober keine Details nach außen dringen ließen, scheint klar: Die geplante Reform wird keine kosmetische Korrektur bestehender Strukturen in der Kurie, sondern die Leitung der katholischen Kirche grundlegend neu ordnen. Es geht um einen völlig neuen Entwurf.

Dafür spricht schon, dass der Gedanke der Kollegialität zwischen dem Papst und den Bischöfen, den das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) gefördert hatte, bei der ersten Gesprächsrunde viel Raum bekam. Die Bischofssynode als ein wichtiges Instrument dieser Kollegialität brauche mehr Interaktion, hatte der Münchner Kardinal Reinhard Marx kurz darauf formuliert. Bischöfe und Papst müssten mehr miteinander reden, anstatt nur Statements abzugeben. "Und es wird darum gehen, wie die Synode zu einer permanenten Einrichtung werden kann."

Bisher wurden die Bischofsversammlungen regelmäßig alle zwei bis drei Jahre zu einem bestimmten Thema in den Vatikan einberufen. Künftig könnte das Internet eine wichtige Rolle für eine Verstetigung spielen. Schon im kommenden Jahr dürfte auch die von Franziskus anberaumte Sonderbischofssynode zur Familienpastoral erkennen lassen, wie weit die Erprobung eines neuen Kommunikationsstils reicht.

Der muss sich nach dem Willen der Kardinäle um den Honduraner Oscar Rodriguez Maradiaga als Koordinator vor allem auch im Umgang mit den Behörden der Kurie zeigen. Schlankere Strukturen, mehr Transparenz und eine engere Verzahnung der einzelnen Behörden waren die Forderungen der Papstwähler im Vorkonklave an das künftige Kirchenoberhaupt, auf die Franziskus dann mit der Bildung des "K8"-Beratergremiums die erste Antwort gab. Seit längerem ist die Einsetzung eines Kurienmoderators im Gespräch, der die Kontakte zwischen den verschiedenen Behörden, den Kongregationen und Räten, koordiniert.

Dies könnte auch Auswirkungen auf die Rolle des Staatssekretariats haben, das nicht mehr als eine Art "Superministerium" fungieren, sondern wieder stärker als "Sekretariat des Papstes" arbeiten könnte. Einiges spricht dafür, dass Franziskus mit der Berufung von Erzbischof Pietro Parolin ebenfalls in diese Richtung denkt. Das Krisenmanagement der vatikanischen Zentralbehörde mit den Skandalen im Pontifikat Benedikts XVI. war vielfach kritisiert worden.

Bei der Erneuerung der Kurie erwägen die Kardinäle außerdem eine stärkere Einbeziehung von Laien. Bislang sind nur wenige Laien in Führungspositionen der Ämter der römischen Kurie tätig oder als stimmberechtigte Mitglieder berufen. Ob allerdings der Päpstliche Laienrat zu einer eigenen Kongregation erhoben werden könnte, sollte derzeit noch nicht spekuliert werden, meinte unlängst Maradiaga in einem Interview.

Über die Idee eines vatikanischen "Finanzministeriums" hatten die päpstlichen "Chefberater" bei ihrem ersten Treffen nicht gesprochen, ebenso wenig über die in der Vergangenheit immer wieder skandalumwitterte Vatikanbank IOR, die sich derzeit in einem Erneuerungsprozess befindet. Ob es bei den bis Donnerstag dauernden Gesprächen dazu kommt, dürfte davon abhängen, ob die zuständige Prüfkommission dazu bereits genug Ergebnisse erbracht hat. Franziskus' Ernennung seines Ersten Sekretärs zum Verbindungsmann zur Kommission legt nahe, dass er noch mehr Informationen benötigt.

Mit seinem Lehrschreiben "Evangelii gaudium" hat der Papst in der vergangenen Woche den "Wind des Wandels" in Kurie und Kirche noch weiter angeblasen. Auch von einer Reform des Papsttums selbst war die Rede. Und davon, dass der Papst in der Bewertung von Problemen nicht jeden Bischof ersetzen kann. Das Dokument atmet damit die Vision einer stärker selbstverwalteten Ortskirche, die indes ohne eine funktionierende Kurie nicht denkbar ist. Deshalb, so Marx, sei das wichtigste dort ein "Mentalitätswandel". Dies könne Jahre dauern. Die Kurie müsse sich vor allem als Dienstleister verstehen.



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