Der Präsident der Österreichischen Gemeinschaft der Religionswissenschaftler, Johann Figl sprach im "Kathpress"-Gespräch über den notwendigen Dialog und die Ähnlichkeit der Religionen.

Finden von gemeinsamer Basis

Der Wiener Theologe Figl macht aufmerksam, dass die Gegebenheiten für ein Gespräch zwischen den Religionen momentan günstig sind. In Österreich klappt der interreligiöse Dialog zwar gut, allerdings sei es an der Zeit - durch den interreligiösen Dialog - Durchlässigkeit von oben nach unten zu schaffen. Das Problem sieht Figl speziell darin, "dass der Dialog der Experten sich abhebt von der realen gesellschaftlichen Basis." Aber gerade an der Basis zeige sich, "ob ein harmonisches Zusammenleben möglich ist", so der Religionswissenschaftler. Bewähren müsse sich der interreligiöse Dialog mehr auf der Basis als auf der Ebene der Fachleute und Spitzenrepräsentanten.

Abbau von Vorurteilen durch interreligiösen Dialog

Die rechtliche Anerkennung von nichtchristlichen Religionen in Österreich bildet eine gute Grundlage für die theologischen Gespräche. Durch den interreligiösen Dialog können Vorurteile überwunden und abgebaut werden, dennoch braucht es aber auch die Ergänzung von gesellschaftlichen und politischen Aktionen und Bemühungen. Figls Vorschlag ist die Bemühung um Kooperation und gemeinsame Aktivitäten wie auch gegenseitige Einladungen.
Im Weiteren ist Figl der Meinung, dass es für einen fruchtbaren Dialog, neben Offenheit für die Wahrheit der anderen auch einem gewissen Grundwissen über die anderen Religionen und deren ethische Vorstellungen bedarf. Dabei sollen unterschiedlichen Ansichten als Herausforderung gesehen werden und kein Grund sein um die Gespräche abzubrechen.

Die Ähnlichkeit der Religion

Außerdem hätten die die Religionen - trotz ihrer Verschiedenheiten - auch gemeinsame Frage wie etwa das Leben nach dem Tod. Zwar würden diese für die jeweiligen Gläubigen verschieden, jedoch mit ähnlichen Intentionen beantwortet. Darin besteht die Ähnlichkeit der Religion: "in ihrer Funktion, nicht in ihrem Erscheinungsbild", erklärt Religionswissenschaftler Figl. Was Religionen zusätzlich verbinde, sei die Erfahrung einer absoluten Wirklichkeit, die das "Zentrum einr Religion" bilde.

Religion und Glaube nicht passé

Heutzutage wachsen die Menschen nicht mehr "in einer religiösen Welt" auf, denn eine einheitliche Religiosität ist in der Gesellschaft nicht mehr gegeben. Aber "es gibt ein kritischeres, ehrlicheres Fragen, was Religion den Menschen gibt" und die Ehrlichkeit sei "immer ein Gewinn, auch wenn sie hart ist", meint Figl. Der Theologe, der im Juli seine Emeritierung an der Universität Wien feierte, bleibt aber zuversichtlich und ist der Ansicht, dass  ohne Religion "zentrale Themen abgehen" würden. Er denkt, dass der religiöse Glaube auch in einer aufgeklärten Gesellschaft nicht passé ist und den Menschen "etwas Wesentliches für seine Sinnerfahrung" gibt. Für viele Probleme der modernen Seele sind Lösungen nämlich bei den Religionen zu finden. Dies sei das
"Kostbare" am Glauben, worüber sich auch Atheisten bewusst seien. Figl forderte daher auch die Vertreter der Religionen auf, "dieses Positive für den Menschen neu zu artikulieren". Er gab zudem noch zu bedenken, dass die Glaubensgemeinschaften sich den postmodernen gesellschaftlichen Verhältnissen anpassen und entsprechend ändern müssen...

(red/kathpress)