In der Focus-Sendung von Radio Vorarlberg beschäftigt sich Altbischof Erwin Kräutler im Gespräch mit Johannes Schmidle unter anderem mit der gegenwärtigen Situation in unserer Gesellschaft. Außerdem nimmt er Stellung zu den katastrophalen Auswirkungen der Errichtung des Kraftwerks Belo Monte am Xingu und zur politischen Stimmung in Brasilien.

Erwin Kräutler befasst sich mit der gegenwärtigen aufgeheizten Situation in unserer Gesellschaft. Der austro-brasilianische Bischof informiert sich via Medien beinahe täglich über die Vorgänge in Europa. Die Flüchtlingsbewegung sei eine enorme Herausforderung, wie es sie vermutlich schon lange nicht mehr gegeben habe, sagt Erwin Kräutler. Was ihm Sorge mache, sei die Angstmache; dass man Feindbilder produziere und mit Verallgemeinerungen hantiere. Es sei – was die Flüchtlinge betrifft, eine gezielte xenophobe `Angstmacherei`, die auch in den sozialen Medien die Menschen gezielt gegeneinander aufhetze, beklagt Bischof Kräutler.  Das bereite ihm Sorge. Er könne und wolle die Postings zu diesem Thema nicht mehr sehen und lesen.  

„Das darf es in Europa und in meinem Österreich nicht geben. Das ist unendlich gefährlich.“  Beim offensichtlichen Schüren von Feindbildern denke er unwillkürlich an die 1930-er Jahre zurück. Er frage sich, was da auf uns zukomme. Es sollen natürlich die Probleme, auch bei der Integration, offen angesprochen werden. Man könne nicht ein Pauschalurteil über alle Menschen abgeben, die zu uns kommen und Hilfe suchen.

Wenn man sich Aleppo anschaue, sei es doch furchtbar, was die Leute mitmachen. Man könne in Europa nicht die Hängebrücken hochziehen und den Menschen beim Sterben zusehen, meint der Bischof. Die Integration sei eine Sache aller Menschen und nicht nur der Politik. Europa werde nicht muslimisch. Er empfehle den Gedanken, dass die Christen ihr Christsein zeigen und praktizieren. Er glaube allerdings eher, dass die Katholiken in Europa ihren Glauben zu wenig praktizieren. Religion gehöre zwar zur Tradition, aber im Grunde sei die Überzeugung bei den Menschen oft nicht mehr da; vielen sei der Glauben einfach gleichgültig geworden. Diese Gleichgültigkeit (Indifferentismus ) gegenüber Glaubensfragen halte er für grausam, weil die Menschen betonten, sie hätten andere Dinge zu denken, so Kräutler.

Im zweiten Teil der Sendung nimmt Altbischof  Kräutler Stellung zu den katastrophalen Auswirkungen der Errichtung des Kraftwerks Belo Monte am Xingu und zur politischen Stimmung in Brasilien. (ORF/Red.)

Sendetermin: 7. und 12. Jänner 2016 (21.00 Uhr) - Radio Vorarlberg
Die Sendung zum Nachhören auf vorarlberg.orf.at.