Für rund 1,6 Milliarden Muslime in aller Welt heißt es dieser Tage: Halbzeit. Rund die Hälfte der 30 Tage Fastenzeit ist vergangen. Tage, in denen gläubige Muslime nicht nur auf Essen und Trinken, Tabak und andere Freuden verzichten, sondern sich auch besinnen sollen. So fordert der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ), Fuat Sanac, auf, für „weltweiten Frieden und Versöhnung“ sowie für die „Linderung des Leids vieler unschuldiger Zivilisten in Kirsenregionen" zu beten.

Der Ramadan ist der neunte Monat des muslimischen Mondkalenders und dauert 30 Tage. Er beginnt mit der Sichtung der neuen Mondsichel, allerdings nicht einheitlich. Manche der 1,6 Milliarden Muslime orientieren sich an der Sichtung in Mekka und andere an der Sichtung in ihrem Heimatland. Das Wort "Ramadan" kommt aus dem arabischen und bedeutet "der heiße Monat". Und für die gläubigen Muslime bedeutet das: besondere Hingabe an Allah.

Fasten, außer...
Nach islamischer Überlieferung hat Allah um 610 in einer Nacht im Ramadan seinem Propheten Mohammed das erste Mal den Koran durch den Erzengel Gabriel offenbart. Im Ramadan sollen Körper und Seele gereinigt werden. Neben alten Menschen und Kranken sind schwangere und stillende Frauen vom Fastengebot ausgenommen. Ebenso vom Fastengebot befreit sind Kinder vor der Pubertät; allerdings ist das Fasten “entscheidungsfähiger” Kinder zulässig. Versäumte Fasttage können durch Almosen aufgewogen werden. Auch Reisende dürfen das Fasten "auslassen", allerdings wird von ihnen erwartet, dass sie die versäumten Fasttage zu einem späteren Zeitpunkt nachholen. Eine Regelung, von der auch viele Fußballspieler bei der WM Gebrauch machen.

Fünf Grundpfeiler des Islams
Für gläubige Muslime ist das Fasten im Ramadan, Saum, der vierte der fünf Grundpfeiler des Islam, wörtlich bedeutet das „Unterwerfung unter oder Hingabe an Gott“. Das Wort ist auch mit dem Begriff „salam“ - „Friede“ verwandt. Die anderen vier Säulen sind das Glaubensbekenntnis (Schahada), fünf tägliche Gebete (Salat), die Spende an Bedürftige (Zakat) und die Wallfahrt nach Mekka (Hadsch). Die letzten zehn Nächte des Fastenmonats gelten als besonders heilig. Eine von ihnen heißt in Erinnerung an die erste Offenbarung Mohammeds „Nacht der Bestimmung“ (Leilat al-Qadr), nach der auch die 97. Sure (Kapitel) des Korans benannt ist.

Ende des Ramadans
Das tägliche Fasten beginnt vor Einbruch der Dämmerung und endet bei Sonnenuntergang. In dieser Zeit dürfen Muslime nicht essen, trinken, rauchen oder Geschlechtsverkehr haben. In der Nacht schon. "Esst und trinkt, bis ihr in der Morgendämmerung einen weißen von einem schwarzen Faden unterscheiden könnt!“, heißt es im Koran. Beendet wird der Fastenmonat am 27. Juli mit dem Freudenfest Id al-Fitr (Türkisch: Seker Bayrami). Kleine Geschenke und Süßigkeiten machen das Fest für viele Kinder zu einem besonderen Tag.

Der Ramadan als Zeit der Besinnung soll den Glauben und die Selbstdisziplin der Gläubigen stärken. Er gilt auch als Monat des Friedens und der Versöhnung. Und gibt auch die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) in ihrem Brief zum Ramadan ihre Hoffnung  zum Ausdruck, dass „die positive Ausstrahlung dieses Monats möglichst viele Menschen erreicht". Die dramatische Situation in vielen Ländern, in denen Muslime leben, sei Anlass zu Sorge und Trauer. (red/religion.orf.at/kurier)