Das aktuelle Thema des sexuellen Missbrauchs innerhalb der Kirche stand erwartungsgemäß im Mittelpunkt der Beratungen der Österreichischen Bischofskonferenz bei ihrer heurigen Frührjahrsvollversammlung. Die Tagung fand vom 1. bis 4. März in St. Pölten statt. Beschlossen wurden weitere Maßnahmen und Verbesserungen zur Prävention, so etwa die rasche Erarbeitung österreichweit geltender Standards und Regelungen (Volltext der Presseerklärungen). Vorbildcharakter sollen dabei die bereits in der Erzdiözese Wien geltenden Bestimmungen haben.

Rechts können Sie die Erklärung von Kardinal Christoph Schönborn als YouTube-Video sehen (Quelle: Kathpress)

Klarheit und Konsequenz

Ausdrücklich halten die Bischöfe fest: "Entscheidend ist der klare und konsequente Umgang der kirchlichen Verantwortungsträger mit konkreten Verdachtsfällen und Vorwürfen. Die Sorge um die Opfer muss an erster Stelle stehen. Entsprechende Konsequenzen für die Täter sind zu ziehen." Verbessert werden müsse auch die österreichweite Vernetzung und Zusammenarbeit der diözesanen Ombudsstellen. Auch die Männer- und Frauenorden in Österreich sollen in die Arbeit der diözesanen Ombudsstellen offiziell eingebunden werden.

Zur Förderung von Bewusstseinsbildung und Prävention zur Verhinderung sexuellen Missbrauchs soll es weiters vor allem eine verstärkte Aus- und Fortbildung der kirchlichen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter geben. Um all diese Maßnahmen rasch und effektiv umsetzen zu können, hat die Bischofskonferenz eine Projektgruppe eingesetzt, die bis zur Sommervollversammlung der Bischofskonferenz im Juni ein detailliertes Gesamtkonzept auszuarbeiten hat.

Begleitet wurden diese Ankündigungen durch die aufrichtige Scham und Reue, dass die Kirche in der Vergangenheit oftmals die Täter besser geschützt habe als die Opfer. So heißt es wörtlich in der Presseerklärung der Bischöfe: "Mit Scham und Trauer stellen die Bischöfe fest, dass sich erst in den letzten Jahren in der Kirche in Österreich die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass bei Missbrauchsvorwürfen nichts anderes zählt als die Wahrheit, die allein frei macht."

Zur Wehr setzen sich die Bischöfe indes gegen Pauschalverdächtigungen gegen kirchliche Mitarbeiter. Sexueller Missbrauch sei vielmehr eine "dunkle Seite der ganzen Gesellschaft", so fänden etwa die weitaus meisten Missbrauchsfälle nicht etwa in der Kirche sondern im familiären Umfeld statt.

Asyl, soziale Gerechtigkeit und PGR-Kongress

Neben dem Missbrauchsthema wurde auf der Frühjahrstagung auch über andere Themen diskutiert, so etwa über das Thema Asyl-Migration-Integration. Hier plädierten die Bischöfe für eine dringende "Abrüstung der Worte". Bei der Asylfrage dürfe es nicht zu vorschnellen Kriminalisierungen der Betroffenen kommen. Auch einzelne Missbrauchsfälle rechtfertigen keine allgemeine Einschränkung des Grundrechts auf Asyl und schnelle und faire Verfahren, so die Bischöfe. Gelungene Integration brauche ein Gesamtkonzept, das auf mehreren Säulen ruht: Bildung, Wohnraum, Beschäftigung, Mitbestimmung. Der Spracherwerb sei dabei ein Schlüsselthema.

Große Sorgen bereitet den Bischöfen die zunehmende Armut in Österreich. Sie verweisen auf den jüngsten offizielle Sozialbericht, wonach mehr als eine Million Menschen in Österreich armutsgefährdet sind. Die Caritas und andere kirchliche Einrichtungen würden wertvolle Hilfe leisten, zugleich aber auch bestätigen, "dass es in den strengen Wintermonaten für viele Bewohner dieses Landes die Alternative zwischen 'heizen' und 'essen' gab". Für beides hätte das Geld nicht gereicht. "Ist das in einem reichen Land wie Österreich nicht vermeidbar?" Die Einigung über eine bedarfsorientierte Mindestsicherung wird von den Bischöfen aber auf jeden Fall als positiver Beitrag zur Armutsbekämpfung begrüßt.

Schließlich sprachen die Bischöfe zwei Einladungen aus: Vom 13. bis 15. Mai findet zunächst eine Wallfahrt und ein anschließender Kongress von 600 österreichischen Pfarrgemeinderäten in Mariazell statt. Dabei suchen die Bischöfe den konkreten Dialog über die aktuellen Herausforderungen in den Pfarren. Für Ende Mai-Anfang Juni schließlich kündigten die Bischöfe eine österreichweite "Woche für das Leben" an, die zur Auseinandersetzung "mit der Schönheit und der Würde des Lebens" ermuntern soll.

Link-Tipps
_ Hier finden sie den Volltext der Presseerklärungen als Pdf-Download.
_ Dossier zur Frühjahrsvollversammlung der Bischofskonferenz auf katholisch.at