Wenn am Jahrestag des Anschlages auf das World Trade Center in einer Stadt, die vor 20 Jahren Kriegsschauplatz gewesen ist, ein interreligiöses Friedenstreffen stattfindet, dann ist das ein klares Zeichen. Es mahnt zum friedlichen Miteinander, für das alle Verantwortung tragen.

Die Gemeinschaft Sant'Egidio lud vom 9. bis 11. September zum interreligiösen Friedenstreffen nach Sarajevo. Sie setzte damit bereits zum 25. Mal jene Tradition fort, die Papst Johannes Paul II. 1986 in Assisi begonnen hat. „Zusammenleben ist die Zukunft - Religionen und Kulturen im Dialog“ lautete dieses Jahr das Thema des Treffens. Es wurde unter verschiedensten Gesichtspunkten in unterschiedlichen Podiumsdiskussionen beleuchtet. Der Dialog der Religionen kam dabei ebenso zur Sprache wie das Zweite Vaticanum,  Fragen der Globalisierung, Erziehung, Friedensarbeit etc. Den Abschluss der drei Tage bildete eine Friedensprozession zum alten Offizierskasino (Dom Armije) am Alija-Izetbegovic-Platz (Trg Alije Izetbegovica). Dort wurde feierlich der "Appeal for Peace 2012" verabschiedet.

Amtsträger aus Religion und Politik

Unter den TeilnehmerInnen und Gästen fanden sich Staats- und Regierungschefs aus Europa, Religionsführer aus aller Welt sowie acht Kardinäle. Prominente Teilnehmer aus der Region Südosteuropa waren u.a. Kardinal Vinko Puljic, der Belgrader Patriarch Irinej, die Staatspräsidenten Bakir Izetbegovic (Bosnien), Ivo Josipovic (Kroatien) und Filip Vujanovic (Montenegro), Großmufti Mustafa Ceric, Oberrabbiner Yitshak Asiel sowie Valentin Inzko, der Hohe Repräsentant der internationalen Gemeinschaft. Aus Westeuropa und den USA kamen u.a. die französischen Kardinäle Roger Etchegaray, Paul Ricard, Philippe Barbarin und Paul Poupard, EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy, Italiens Ministerpräsident Mario Monti, Rabbiner Israel Singer und Maram Stern (World Jewish Congress) sowie Weltkirchenrats-Generalsekretär Olav Fykse Tveit.

Papst ruft zur "Allianz der Religionen auf"

Papst Benedikt XVI. hatte anlässlich des Treffens zu einer "Allianz der Religionen" für Frieden und Gerechtigkeit aufgerufen. Dieser Allianz sollten sich auch nichtreligiöse Menschen anschließen, die auf der Suche nach der Wahrheit seien, betonte der Papst in einer Botschaft an das Interreligiöse Friedenstreffen in Sarajevo. Der Frieden sei heute in vielen Ländern durch Krieg, Terrorismus und Gewalt bedroht.

Sarajevo sei als Veranstaltungsort eines solchen Friedensgipfels besonders geeignet, betonte Benedikt XVI. in dem Grußwort, das von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone unterzeichnet ist. Die Stadt sei zu einem "Symbol für das Leiden Europas im 20. Jahrhundert" geworden. Bereits 1914 habe von hier aus der Erste Weltkrieg seinen Ausgang genommen und vor 20 Jahren während des Balkankriegs ein blutiger Kampf um Sarajevo getobt. "Heute soll von Sarajevo dank der Begegnung so vieler Männer und Frauen unterschiedlicher Religionen eine Botschaft des Friedens ausgehen", führte der Papst aus.

(kathpress / red)