400 000 Menschen in Österreich sind von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffen, Frauen stärker als Männer. Ein Viertel der Armutsbevölkerung sind Kinder.

"43.600 Kinder und Jugendliche in Österreich müssen unter Sozialhilfe-Bedingungen leben": Dies teilte die "Armutskonferenz" am Sonntag mit. Das sei ein Anstieg um 20 Prozent von 2006 auf 2007 (die jüngsten verfügbaren Zahlen), betonte "Armutskonferenz"-Sozialexperte Martin Schenk und fügte hinzu: "Wir können etwas tun". Es gebe genügend Möglichkeiten, im Vollzug der Sozialhilfe, in der Schule, beim Wohnen und mit sozialen Dienstleistungen gegenzusteuern. Armut sei "kein Naturereignis".

Dass es immer mehr Anträge um Sozialhilfe gebe, sei auf die zunehmende Zahl von "working poor", auf nichtexistenzsichernde Arbeitslosen- und Notstandshilfeleistungen, den Anstieg an psychischen Erkrankungen und gestiegene Lebenshaltungskosten zurückzuführen, so Schenk. Es gebe immer mehr "prekäre Jobs", mit daraus folgendem nichtexistenzsicherndem Arbeitslosengeld. Weiters hätten Personen mit physischen oder psychischen Beeinträchtigungen auf dem Arbeitsmarkt schlechte Chancen. Die steigenden Lebenshaltungskosten beim Wohnen würden Menschen mit geringem Einkommen überproportional stark betreffen.

Im ländlichen Raum würden viele Hilfesuchende aus Scham die Sozialhilfe-Leistung nicht in Anspruch nehmen, betonte Schenk. Dazu kämen die ausgewiesenen Mängel der Sozialhilfe wie der "willkürliche Vollzug" in den Bundesländern, die mangelnde Krankenversicherung, fehlende Rechtssicherheit usw.

"Keine halben Lösungen für ganze Probleme", wünscht sich die "Armutskonferenz" angesichts dieser wachsenden sozialen Notlagen und weist auf die noch immer ungelösten Fragen des derzeitigen Entwurfs zur "Mindestsicherung" hin. "Es kann keine Mindestsicherung geben, die diesen Namen verdient, ohne dass die tatsächlichen Wohnkosten für Armutsbetroffene abgedeckt werden, ohne die Sicherung österreichweiter Standards bei existenziellen Nöten in besonderen Lebenslagen (kaputter Boiler, Schulsachen, etc.), ohne eine Reform des Vollzug der Sozialhilfe in den Bundesländern und ohne Reform der aktiven Arbeitsmarktpolitik", so die "Armutskonferenz" abschließend. (KAP)

 

Informationen: www.mindestsicherung.at