Die Momente, in denen die Mitglieder des Kriseninterventionsteams gerufen werden, sind heftig: Ein plötzlicher Todesfall, ein Crash auf der Autobahn, Unglücksfälle am Berg. Seit 2000 gibt es auch in Vorarlberg Menschen, die Betroffenen und Angehörigen ehrenamtlich in den ersten Stunden nach belastenden Ereignissen zur Seite stehen. Ihre Arbeit ist gefragter denn je.

Es gäbe sanftere Ehrenämter: Vorlese-Einsätze für Kinder zum Beispiel, Hilfe im Tierheim, der Vorsitz im örtlichen Schachverein. Vermutlich gibt es aber wenig Freiwilligenarbeit, die akut mehr gebraucht würde als die des Kriseninterventionsteams (KIT).
Das spüren auch die 62 Frauen und 29 Männer, die im Ländle dem Ruf von „Blaulichtorganisationen“ wie Polizei, Feuerwehr, Notarzt oder Rettung an die Einsatzstellen folgen. 227 Anfragen waren es 2016 – 42 mehr als im Vorjahr. Noch deutlicher wird der Anstieg beim Blick auf die Zahl der betreuten Personen: 759 im Jahr 2015 gegenüber 1.179 im Jahr 2016 – ein Plus von 420. KIT führt diese Entwicklungen vor allem auf die steigende Bekanntheit des Angebots bei Einsatzkräften zurück.

Am häufigsten ist die Anforderung durch die Polizei (79) – vor allem nach Todesfällen (90 Einsätze) oder Unfällen (65 Einsätze). Mitglieder des KIT bieten Angehörigen und Betroffenen vor Ort ihre Hilfe an – ein offenes Ohr, eine stabile Schulter, Antworten auf Fragen wie „Wie geht es jetzt weiter?“.

Große Nachfrage, großes Team

Der gewachsenen Nachfrage begegnet das Team mit einem größeren Pool an Freiwilligen: 18 der 91 ehrenamtlichen MitarbeiterInnen kamen 2016 nach der sechsmonatigen Ausbildung neu zum KIT Vorarlberg.
Die intensiven Vorbereitungskurse werden alle zwei Jahre für Interessierte ab 25 Jahren angeboten, die physisch und psychisch belastbar sind und über anhaltende Motivation verfügen, Menschen in Krisen zu begleiten. Der nächste Lehrgang startet voraussichtlich im Herbst 2018. Weitere Informationen dazu gibt es online auf den Seiten des KIT Vorarlberg.

Am Wochenende findet die jährliche Fachtagung der österreichischen Plattform für Akutbetreuung in Feldkirch statt, auf der sich Mitarbeitende aus dem Bereich der Krisenintervention, der psychosozialen Akutbetreuung, der Notfallseelsorge und Interessierte zur „Ökologie des Helfens“ austauschen.