Kenia, Uganda und Zentralafrikanische Republik - in diesen drei Ländern war Papst Franziskus zu Gast während seiner erste Reise durch den südlichen Kontinent.

Franziskus streckt beide Armen nach vorne und stößt das hölzerne Tor der Kathedrale von Bangui auf: die "Heilige Pforte" ist offen. Mit dem wohl größten körperlichen Kraftakt seines Pontifikats eröffnete der Papst am Sonntag in der Zentralafrikanischen Republik das "Heilige Jahr der Barmherzigkeit" in der katholischen Kirche. In diesem Augenblick wird die von Gewalt und Tod geprägte Hauptstadt eines "failed state" zur "spirituellen Hauptstadt der Welt", wie der Papst formulierte. Mit der vorzeitigen Eröffnung des Heiligen Jahrs, das offiziell erst am 8. Dezember in Rom eingeläutet wird, zeigte Franziskus, wie er sich eine Kirche vorstellt, die an die sprichwörtlichen "Ränder" geht.

Die Eröffnung des Heiligen Jahrs in einem der ärmsten und unsichersten Staaten der Welt war wohl die symbolträchtigste Geste der ersten Afrika-Reise von Franziskus, die ihn davor nach Kenia und Uganda führte. Bangui, dessen Besuch wegen der angespannten Sicherheitslage bis zuletzt ungewiss war, lag dem Papst besonders am Herzen. "Bring mich nach Bangui, notfalls mit dem Fallschirm", trug er vor der Reise dem Piloten auf. Die zentrale Botschaft des Papstes für Afrika war: Es gibt negative Einflüsse des Westens, eine "ideologische Kolonisation", doch das Wichtigste ist, dass die Bevölkerung selbst für eine friedliche, gerechte und soziale Gesellschaft eintritt und die hausgemachten Missstände abstellt.

Kondomfrage wurde nicht berührt

Das machte der Papst auch beim Thema Familie deutlich. In Kenia kritisierte er die weibliche Genitalverstümmelung und die patriarchalische Gesellschaft. Bezeichnend in diesem Zusammenhang: Entgegen der sonstigen Praxis ließ Franziskus den Wortlaut der Begrüßungsansprache der Übergangspräsidentin der Zentralafrikanischen Republik, Catherine Samba-Panza, durch das vatikanische Presseamt veröffentlichen. Dem Papst habe die Rede so gut gefallen, weil sie nicht mit dem Finger auf andere zeige, sondern die eigene Verantwortung betone, erklärte dessen Leiter, Federico Lombardi.

Über das Thema Aids sprach der Papst kaum, die Kondomfrage berührte er nicht. Ein zentrales Thema der Reise war dagegen der Dialog mit dem Islam und die Ökumene. Die eindrücklichste Szene ergab sich hierbei in der Kathedrale von Bangui. Hier, wo Muslime und Christen sich gegenseitig töten, reichte er dem Imam der größten Moschee und dem Vertreter der evangelikalen Kirchen die Hand zum Friedensgruß.

Ein starkes Signal war auch der Besuch der Hauptmoschee von Bangui, der zweite Moschee-Besuch seines Pontifikats. In Uganda besuchte der Papst nicht nur das Heiligtum der katholischen Märtyrer, sondern auch jenes der anglikanischen. Bemerkenswert war auch das Treffen mit dem obersten Vertreter der Muslime in Kenia, einem Land das besonders schwer vom islamistischen Terror betroffen ist. Der Muslim begrüßte ihn mit einem Zitat des katholischen Theologen Hans Küng.

Auch Franziskus' Vorgänger Johannes Paul II. und Benedikt XVI. haben in Afrika bereits Umweltzerstörung und rücksichtslose Ausbeutung natürlicher Ressourcen angeprangert. Aber Franziskus ist der erste Papst der dies zu einem zentralen Anliegen einer Reise auf diesen Kontinent gemacht hat. Das dokumentierte er nicht nur mit seiner Rede am Sitz des Umweltprogramms der Vereinten Nationen. Selbst in seiner Begrüßungsansprache in der Zentralafrikanischen Republik sprach er das Thema an.

Regieren nach Gutsherrenart

Mit Kenia und Uganda bereiste der Papst zwei Länder, deren Staatsoberhäupter zwar demokratisch gewählt sind, aber ihre Länder nach Gutsherrenart regieren. Franziskus mahnte in beiden Staaten mehr Transparenz und Rechtschaffenheit ein und forderte eine Politik, die niemanden ausgrenzt. Seine Kritik formulierte er jedoch im Vergleich zu seinem Vorgänger Benedikt XVI. eher vorsichtig.

Ein weiteres Leitmotiv des Papstes war schließlich auch in Afrika der Einsatz für die Armen. Mit dem Slum Kangemi besuchte er in Nairobi zum dritten Mal nach Rio de Janiero und Asuncion ein Armenviertel. Doch bei keinem dieser beiden früheren Aufenthalte hielt er eine so grundsätzliche Rede wie hier. Der Leiter des vatikanischen Presseamtes prophezeite, dass sie in die Soziallehre der Katholischen Kirche eingehen werde.

kathpress / Thomas Jansen