Schweres Erdbeben mit der Stärke 7,0 erschütterte das "Armenhaus Lateinamerikas". Die Hilfsorganisationen bitten dringend um Spenden.

Wien-Port au Prince (KAP) Die Caritas- und Diakonie-Nothilfe für die Opfer des Erdbebens, das den Karibikstaat Haiti am Dienstag erschüttert hat, läuft an. "Haiti ist ohnehin das ärmste Land Lateinamerikas. Die Menschen werden unsere Hilfe brauchen", betonte am Mittwoch die Katastrophenhilfechefin der Caritas Österreich, Sabine Wartha.

Amerikanische Caritas-Mitarbeiter in der Hauptstadt Port-au-Prince sprachen am Mittwoch von "chaotischen Zuständen". Große Teile des Stadtzentrums seien verwüstet. Sowohl der Nationalpalast als auch das Parlament, der Sitz der UN-Mission und mehrere Ministerien sind zum Teil eingestürzt.

Die Caritas-Mitarbeiter, die sich zur Zeit der Katastrophe im Büro befunden hätten, seien wohlauf, die Lage aber dramatisch. Die Stadt sei von einer Staub- und Rauchwolke eingehüllt worden; "es war ein enormer Schlag, wir befürchten schlimmste Zerstörungen".

Dem Beben der Stärke 7,0 folgten innerhalb weniger Minuten mehrere schwere Nachbeben. Das Epizentrum lag nur 16 Kilometer von der Hauptstadt entfernt. Bei der Katastrophe handelt es sich vermutlich um das schwerste Erdbeben auf Haiti seit 200 Jahren. Laut kathpress soll sich auch der Erzbischof der Hauptstadt Port-au-Prince, Serge Miot, unter den Todesopfern befinden.

Angelaufen ist auch die Katastrophenhilfe der Diakonie. Wie die Projektleiterin der Diakonie-Katastrophenhilfe, Astrid Nissen, in einer Aussendung berichtet, seien zahlreiche Häuser zerstört worden. "Es wird sicherlich viele Hunderte Tote gegeben haben, wenn nicht sogar deutlich mehr".

Stark betroffen seien auch die dicht besiedelten Slums an den Hängen der Hauptstadt, wo es zu Erdrutschen kam. Die noch funktionierenden Krankenhäuser seien überfüllt. Die Stimmung in Port-au-Prince sei vom Schock über die unerwartete Katastrophe geprägt. Strom und Telefon fielen in der gesamten Stadt aus. Völlig unklar ist die Lage im wahrscheinlich ebenfalls betroffenen Südosten des Landes, zu dem sämtliche Verbindungen unterbrochen sind.

Auch Papst Benedikt XVI. bat anlässlich der wöchentlichen Generalaudienz um Solidarität mit den Menschen auf Haiti.

"Armenhaus Lateinamerikas"

Haiti ist das ärmste Land in der westlichen Hemisphäre und das "Armenhaus Lateinamerikas". Jeder zweite Haitianer im erwerbsfähigen Alter ist arbeitslos und unterernährt. Die Menschen haben kaum Zugang zu Bildung: Über 50 Prozent der Haitianer können nicht richtig lesen und schreiben.

Die Situation in Haiti war bereits vor dem Beben verheerend. Bedarf an Hilfe gibt es in Haiti an allen Ecken und Enden: Ernährung, Bildung, medizinische Versorgung und Umweltschutz. Es ist vor allem die politische Instabilität, die das Land nicht zur Ruhe kommen lässt. Nur ein Jahr nach ihrem Amtsantritt wurde Ende Oktober die Ministerpräsidentin des Karibikstaates, Michelle Pierre-Louis, vom Senat per Misstrauensvotum abgesetzt. Die populäre Regierungschefin stürzte über Korruptionsvorwürfe, Beobachter sprachen auch von einer politischen Intrige gegen die erste Frau des Landes.

Im kommenden Februar sollen in Haiti Wahlen stattfinden. Ob dies angesichts der Naturkatastrophe noch möglich ist, erscheint derzeit zweifelhaft.

Spendenkonten

Caritas und Diakonie bitten dringend um Spenden für die Versorgung der Menschen in Haiti:

  • Caritas-Spendenkonto: PSK 7.700.004, BLZ 60.000, Kennwort: Erdbeben Haiti
  • Diakonie-Spendenkonto: PSK 23.13.300, BLZ 60.000, Kennwort: Erdbeben Haiti
Auch "Jugend Eine Welt" bittet um Spenden für die Erdbebenopfer auf Haiti.