Mindestens 21 Kopten starben bei Selbstmordattentat in Alexandria. Papst Benedikt XVI. hat die Regierungen weltweit aufgefordert, Christen in ihrem Land besser zu schützen

Bei einem Anschlag auf koptische Christen in der Neujahrsnacht sind in der ägyptischen Hafenstadt Alexandria mindestens 21 Menschen getötet worden. Papst Benedikt XVI. hat in diesem Zusammenhang die Regierungen weltweit aufgefordert, Christen in ihrem Land besser zu schützen, berichtete die römische katholische Nachrichtenagentur "Zenit" am Samstag. Die Regierungen müssten mit "konkretem und dauerhaftem Engagement" und nicht nur mit Worten gegen Diskriminierung und religiöse Intoleranz vorgehen, sagte Benedikt XVI. im Zuge der Neujahrsmesse im Petersdom.

Er appelliere "eindringlich", sich bei dieser "schwierigen Mission" nicht entmutigen und einschüchtern zu lassen, so der Papst laut "Zenit". Die Menschheit dürfe angesichts von Gewalt nicht resignieren und sich nicht an Konflikte gewöhnen, die zu Opfer führten und die Zukunft der Völker gefährdeten.

Rund eine halbe Stunde nach Mitternacht war im Stadtteil Sidi Beshr eine Autobombe vor einer Kirche explodiert. Wie das Innenministerium in Kairo mitteilte, hatte sich ein Selbstmordattentäter in einem vor der St. Markus- und Petri-Kirche geparkten Fahrzeug in die Luft gesprengt. Mindestens 21 Menschen wurden dabei getötet und 43 weitere verletzt.

Die Explosion war erfolgt, als die koptischen Christen nach beendeter Neujahrsmesse gerade die Kirche verließen. Im Anschluss sollen sich wütende Christen Straßenkämpfe mit Sicherheitskräften geliefert und eine nahe gelegene Moschee gestürmt haben, hieß es.

Vor knapp einem Jahr hatten Terroristen zum koptischen Weihnachtsfest am 6. Jänner im mittelägyptischen Nag Hammadi acht koptische Gläubige und einen muslimischen Wachmann erschossen. Auch damals war es zu wütenden Protesten der christlichen Bevölkerung und zu Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen. Bereits in den vergangenen Monaten kam es in mehreren Ländern des Nahen Ostens zu Anschlägen, die sich gezielt gegen Christen richteten.

An der Messe in der Neujahrsnacht hatten rund 1.000 Menschen teilgenommen, berichtete der koptische Priester Mena Adel. Nach dem Gottesdienst seien die Besucher auf die Straße geströmt: "Ich war drinnen und habe eine starke Explosion gehört. Menschen standen in Flammen", sagte der Geistliche laut "Zenit". Augenzeugen berichteten, vor der Kirche sei die zerstörte Karosserie eines Autos gestanden, im Umkreis seien Leichen gelegen, zahlreiche Menschen seien verletzt worden.

Entsetzen und Trauer

Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich verurteilte den Anschlag aufs Schärfste: Das unermessliche Leid, das Unschuldigen "im blinden Hass und frevelhafter Missachtung aller Gebote der Religion und der Menschlichkeit" zugefügt worden sei, löse Entsetzen aus, hieß es in einer Aussendung am Samstag. "Das tiefe Mitgefühl gilt allen Trauernden, die Angehörige und Freunde verloren haben, sei es auf christlicher oder muslimischer Seite", sagte Präsident Anas Schakfeh.

"Entsetzen fühlen wir auch, wenn wir uns die Dimension dieses offensichtlich von langer Hand geplanten verheerenden Terrorakts vor Augen führen", so Schakfeh weiter. Hätten bisherige Spannungen zwischen den ägyptischen Bevölkerungsgruppen eher lokale und meist aus dem Alltag resultierende Streitereien zur Ursache, "bei denen stets zu hoffen stand, dass die Kräfte der Vernunft und der Versöhnung die Oberhand behalten würden, so tut sich hier geradezu ein Abgrund auf". Denn beim jüngsten schrecklichen Anschlag deute "alles darauf hin, dass jene destruktiven und menschenverachtenden Kräfte, die den Mittleren Osten in Chaos und Anarchie stürzen wollen, am Werk waren".

Gemeinsam gegen Hetze

Daher müsse alles getan werden, damit Menschengruppen sich nicht gegeneinander aufhetzen lassen, so die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich. Emotionen dürften nicht instrumentalisiert werden, um noch mehr Hass und Zerstörung zu provozieren. Es müsse vielmehr allen bewusst werden, dass Terroristen auf "das friedliche, auf einer jahrtausendealten Tradition fußende Zusammenleben der Religionsgemeinschaften in Ägypten" abzielten, um es nachhaltig zu zerstören.

Die Glaubensgemeinschaft appellierte an die Regierung in Ägypten, alles in ihrer Macht Stehende für eine lückenlose Aufklärung des Vorfalls zu unternehmen und die Täter "aufs Schärfste zu bestrafen": "Ägypten muss ein ähnliches Schicksal wie dem Irak erspart werden", hieß es in der Aussendung. Auch müssten von Seiten der Religionsgemeinschaften und der Zivilgesellschaft entsprechende Schritte für ein gemeinsames Auftreten "gegen jede Art der Hetze und der Gewaltaufrufe" gesetzt werden.

Mitgefühl von verschiedenen Seiten

Auch der Nuntius in Kairo, Erzbischof Michael Fitzgerald, verurteilte das Attentat. Der Papst habe in seiner Botschaft zum Weltfriedenstag betont, religiöse Freiheit sei eine Vorraussetzung für Frieden: "Wir sehen, dass dies so ist. Denn wenn Gemeinden nicht in der Lage sind, in friedlichen Verhältnissen in Ruhe zu feiern, dann wird es keine Ruhe in der Gesellschaft geben", so der Erzbischof im Gespräch mit "Radio Vatikan". Der Nuntius sprach der koptisch-orthodoxen Gemeinde im Namen aller Christen und besonders im Namen der Katholiken tiefes Mitgefühl aus.

"Aufs Schärfste" verurteilt hat auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, den Anschlag. Er sei tief erschüttert über diesen "Akt grausamer Gewalt", sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Er rief zum Gebet für die Opfer und ihre Familien auf.

Dafür appellierte auch die katholische Kirche in Frankreich. Mit Blick auf den Weltfriedenstag nannte der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz, der Pariser Kardinal Andre Vingt-Trois, den Angriff von Extremisten besonders schmerzlich. Er kündigte an, dass er der Opfer des Anschlags von Alexandria bei einer Messfeier am Sonntagabend in der Kathedrale Notre-Dame der französischen Hauptstadt gedenken werde.

(KAP/katholisch.at)