"Kinder sind das beste was uns allen passieren kann", tönt es momentan aus Radio, Fernsehen und von Plakaten. Längst hat sich die Kampagne "Kinder halten Österreich jung" der Familienverbände in ganz Österreich verbreitet. Nun legen Österreichs Familienorganisationen nach und fordern u.a. erstmals den Status als gesetzliche Interessensvertretung, mehr Familienbeihilfe und Kinderbetreuungseinrichtungen.

„Wie trostlos wäre eine Gesellschaft ohne Kinderlachen?“, fragte Alfred Trendl , Präsident des Katholischen Familienverbandes, im Namen aller Familienorganisationen in Österreich, anlässlich der vom Familienministerium präsentierten Imagekampagne „Kinder halten Österreich jung“. Entstanden ist diese Kampagne auf Anregung der sechs familienpolitischen Verbände, die im familienpolitischen Beirat vertreten sind: Katholischer Familienverband, Kinderfreunde, Familienbund, Freiheitlicher Familienverband, Familienzukunft Österreich sowie die Österreichische Plattform für Alleinerziehende.

Ein kinderfreundlichens Land?
Mit der Kampagne soll die Kinder- und Familienfreundlichkeit in Österreich gesteigert werden. „Wir sechs Familienverbände sind uns darin einig, dass das Schaffen eines kinder- und familienfreundlichen Klimas nicht alleinige Aufgabe des Staates ist. Damit wir uns zu Recht kinder- und familienfreundliches Land nennen dürfen, ist jeder Einzelne, jede Einzelne von uns gefordert, eine entsprechende Werthaltung zu entwickeln und jeden Tag aktiv zu leben“, so Alfred Trendl.

Gemeinsam "stark sein"
Als weiteren Schritt haben Österreichs Familienorganisationen nun erstmals gemeinsam ihre politischen Forderungen auf den Tisch gelegt. In einer Pressekonferenz reklamierten sie den Status als gesetzliche Interessensvertretung für sich und verlangten mehr Familienbeihilfe und Kinderbetreuungseinrichtungen. Weitere Steuererleichterungen - wie im ÖVP-Familienpaket gefordert - fanden sich nicht unter den parteiübergreifenden Kompromissforderungen.

Es braucht die richtigen Rahmenbedingungen
1,412.000 Familien mit Kindern bis 27 Jahren leben in Österreich, was eine fast doppelt so große Zahl von Personen mit Betreuungspflichten ergibt. Familien seien "Experten für Solidarität unter den Generationen", betonte Trendl: "Sie entscheiden sich für Kinder, ziehen sie auf und kümmern sich auch um die ältere Generation. Dafür braucht es die Rahmenbedingungen, die nicht in ausreichendem Maße gegeben sind. Eine Priorität in der Politik auch für Familien ist nur selten zu spüren", so der Präsident des Katholischen Familienverbandes.

Familien brauchen Mitsprache
Die Verbände wollen eine Lobby für Familieninteressen in Form einer Bundesfamilienvertretung in der Sozialpartnerschaft verankern, erklärte Familienbunds-Präsident Bernhard Baier. "Familien brauchen Mitsprache, wenn es um familienrelevante Leistungen und Gesetzesbeschlüsse geht."Deshalb wollen die Verbände bis Herbst einen entsprechenden Gesetzesentwurf für eine derartige Interessensvertretung erarbeiten sowie weitere konsensfähige Themen wie die Wertanpassung und Kinderbetreuung im Detail ausarbeiten und in die Politik einbringen. Als ersten sichtbaren gemeinsamen Schritt wurde bereits zu Monatsbeginn die Kampagne "Kinder halten Österreich jung" gestartet.

Werteverlust
Wie stark sich der Wertverlust bei der Familienbeihilfe, die seit 2002 nicht erhöht wurde, ausgewirkt hat, rechnete Gerfried Nachtmann, Bundesobmann des Freiheitlichen Familienverbandes, vor: "Die Inflation betrug in dieser Zeit offiziell 25 Prozent, wobei sich der für Familien relevante Waren-Mix von Gütern des täglichen Gebrauchs noch viel stärker verteuert hat." Konnte man etwa 1990 mit einem Monat Familienbeihilfe noch 66,5 Kilogramm Brot kaufen, waren es 2012 nur noch 36,7 Kilogramm. Es sei an der Zeit, so Nachtmann, einen statistischen Preisindex für Familien in Auftrag zu geben, wie dies bereits für Pensionisten oder für den privaten Verkehr geschieht.

Kinderbetreuung
Konsensthema Nummer zwei ist der Ausbau der Kinderbetreuung. Dazu Jürgen Wutzlhofer, Bundesgeschäftsführer der Kinderfreunde: "Um eine bessere Vereinbarkeit von Kindern und Beruf zu schaffen, müssen die Kinderbetreuungsplätze quantitativ ausgebaut werden - besonders für Kinder unter drei Jahren, im ländlichen Raum und bei ganztägiger Betreuung. Zudem fordern wir ein bundesweites Rahmengesetz zur Qualitätssicherung, etwa was die Gruppengröße oder die Qualifikation der Betreuenden betrifft."

Von Armut betroffen
Dass es in der Betreuung auch auf Themen wie Schließzeiten, Rand- und Wochenendzeiten ankommt, verdeutlichte Birgit Posch von der Plattform für Alleinerziehende. Die von ihr vertretene Gruppe, bei der der Frauenanteil 90 Prozent beträgt, sei neben Mehrkind- und Migrantenfamilien am meisten von Armut betroffen; außer der Familienbehilfen-Erhöhung könnte hier auch das Festlegen eines Existenzminimums für Kinder Abhilfe schaffen und Armut wirksam und mit geringerem Verwaltungsaufwand als bisher bekämpfen. (red/kathpress)