Der aus Vorarlberg stammende Bischof von Altamira-Xingu, Erwin Kräutler, hat erneut das Bauvorhaben des Belo-Monte-Kraftwerks im brasilianischen Amazonasgebiet kritisiert. In einem Interview erklärte er, dass der Staudammbau das Todesurteil für mehrere indigene Völker bedeute. Die 30.000 Indios und Flussbewohner würden ihre Lebensgrundlage verlieren.

Es werden weitere Dämme folgen
Bereits seit Jahren kämpft Erwin Kräutler für das Recht der Indios, ob gebaut und wann gebaut werden darf, ist laut Kräutler noch lange nicht entschieden. Die Situation sei sehr verworren, derzeit würden noch neun Gerichtsprozesse im Zusammenhang mit dem Bau des Kraftwerks laufen. Kräutler wirft der brasilianischen Regierung zudem vor, die wahren Ausmaße des Projekts zu verschleiern. "Es ist ja nicht nur ein Staudamm vorgesehen, wie die Regierung behauptet, sondern mehrere. Ein einziger Staudamm kann nicht so viel Strom erzeugen, wie die Regierung plant. Es werden zwei oder drei weitere Dämme folgen.", so Kräutler.

Tote Seen und Mückenplagen
Die Indios und Flussbewohner leben am und vom Rio Xingu. Wenn das Bauvorhaben durchgesetzt wird, verlieren sie ihre Lebensgrundlage. "Ein Drittel der Provinzhauptstadt Altamira wird überflutet. Der Rest der Stadt wird dann an einem faulen, toten See liegen. Mückenplagen und Krankheiten werden die Folge sein", macht es Bischof Kräutler plastisch.

Das drittgrößte Wasserkraftwerk versus 30.000 Menschen
Das Projekt, dass mehr als acht Milliarden Euro kostet, wird von der brasilianischen Regierung als zentral für die nationale Energiesicherheit bezeichnet. Menschenrechtler und Umweltschützer sehen vor allem Gefahren für die dort lebende Bevölkerung sowie die Pflanzen- und Tierwelt. Nach der Fertigstellung wäre der Damm das drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt.

"Die Kirche hat den Auftrag, Leben zu verteidigen, wenn andere den Tod säen."
Kräutler findet für das Vorhaben klare Worte: Als Bischof trage er Verantwortung für die Menschen seiner Diözese und müsse gegen diese "menschenverachtende Politik" ankämpfen. Die Kirche habe den Auftrag Leben zu verteidigen, wenn andere den Tod säen. Er werde sich nicht einschüchtern lassen und auch weiterhin für die Rechte und das Leben der Indios kämpfen. Die Tatsache, dass Kräutler deshalb bereits mehrfach Todesdrohungen erhalten, sich davon aber nicht einschüchtern ließ, zeigt seine Entschlossenheit. Auch unter Polizeischutz.

Eine Mutter verkauft man nicht!
Die brasilianische Gesellschaft müsse sich auf die Lebensweise und Lebensweisheit der Indios zurückbesinnen, "auf das Miteinander, die Beziehung zur Mitwelt und Verantwortung für die Zukunft der kommenden Generationen", so Kräutler: "Für die Indios ist das Land immer noch Mutter. Eine Mutter verkauft man nicht!"