Eine junge hübsche Frau, die im Fernsehen das Wetter ansagt – eigentlich nicht der Rede wert. Dass Menschen doch darüber sprechen, hat mit dieser winzigen Kleinigkeit zu tun, die Mélanie Segard von 99,94 Prozent der westlichen Bevölkerung unterscheidet. Es ist die dritte Kopie ihres 21. Chromosoms.

Am 21. März ist Welt-Down-Syndrom-Tag – die direkte „Übersetzung“ dieses Zellteilungs-Übermuts in ein Datum. Initiativen, Vereine und Eltern nutzen diesen Termin jedes Jahr, um die Öffentlichkeit auf die besondere Lebenssituation von Menschen mit Down-Syndrom aufmerksam zu machen – Menschen wie Mélanie.

Aufgeklärt und inklusiv... oder?

Eine 21-Jährige, die via Facebook für ihren Traum warb, einmal im französischen Fernsehen Wetterfee zu sein. Binnen anderthalb Tagen hatte sie die nötigen 100.000 Likes zusammen und France 2 machte sie zu „Miss Météo“. Glücksgeschichten wie diese erzählt man gern, schließlich „passen“ sie so gut zu unserer Vorstellung einer aufgeklärten, inklusiven Gesellschaft und den vermeintlichen Strahlemännern und -Frauen mit dem Chromosomenüberschuss.

Dass mit den Fortschritten in der Pränataldiagnostik immer mehr Schwangerschwaften mit hoher Trisomie-Wahrscheinlichkeit abgebrochen werden; dass Eltern immer wieder an starren Strukturen scheitern, etwa, wenn es um die Einschulung ihres Kindes geht: Mh, doof… anderes Thema?

Tacheles reden

Nein, eben nicht: Österreichs Bischöfe legten mit Punkt 3 ihrer Presseerklärung im Nachgang der Frühjahrskonferenz in St. Gerold den Finger in die Wunde: Eine Atmosphäre, in der „Behinderung […] als Störfaktor für ein geglücktes menschliches Leben abqualifiziert und gleichzeitig […] das scheinbare Ideal eines ‚genetisch unauffälligen Kindes‘ geschürt [werde]“, sei beklemmend. Der Welt-Down-Syndrom-Tag verstehen sie als „Auftrag zum Handeln“ – für „eine Welt, in der Menschen mit Down-Syndrom eine vitale Rolle in unserem Leben und unserer Gemeinschaft spielen“.

Tanz-Flashmob in Bregenz

Über hundert Schülerinnen und Schüler zeigen am 21. März in Bregenz wie das aussehen kann: Bei einem Flashmob tanzen sie um 3 Uhr 21 (= 15:21 Uhr) auf dem Kornmarktplatz zum Song „Das Geschenk“ von den Sportfreunden Stiller. Drumherum gibt’s Programm mit Kaffee, Kuchen und Kinderschminken. Wetterfee Mélanie meint: Die Aussichten? Schauen guat us!