Benedikt XVI. als Mahner gegen den weltweiten Klimawandel und für die Bewahrung der Schöpfung - "Kathpress "-Korrespondentenbericht von Burkhard Jürgens

Vatikanstadt (KAP) Hollywood-Apokalypsen vom Schlage des Films "2012" hat Papst Benedikt XVI. nicht nötig, um sein ökologisches Bewusstsein wachrütteln zu lassen. Der Theologe, der sich in seinem früheren Kurienamt mit feinen Verästelungen der theologischen Wissenschaften befasste, führt seit seiner Wahl zum Petrus-Nachfolger Begriffe wie Klimawandel und Nachhaltigkeit ganz selbstverständlich im Sprachschatz. Inzwischen ist Benedikt XVI. der wohl einflussreichste religiöse Mahner gegen ökologischen Raubbau.

Regelmäßig nutzt der Papst in diesem Zusammenhang prominente Auftritte, um der Weltöffentlichkeit ins Gewissen zu reden: Seine letzte Osterbotschaft, von TV-Anstalten in alle Welt übertragen, verband er mit einem Appell zum Kampf gegen die Erderwärmung; die G 8 rief er bei ihrem Treffen im italienischen L'Aquila zum Umdenken angesichts der "besorgniserregenden Daten" über die Umweltzerstörung auf. Bei der UN-Klimakonferenz im September in New York mahnte er per Videobotschaft die Regierenden zur Verantwortung. Auch beim aktuellen Gipfel in Kopenhagen ist der Vatikan mit einer eigenen Delegation vertreten.

Ökologisches Handeln verpflichtet laut Benedikt XVI. zwar unterschiedslos alle. Für ihn aber hat dieses Engagement religiöse Wurzeln: Verantwortung für die Schöpfung gehöre zu den "Grundlagen des Glaubens", betont er immer wieder. Ökologie verbindet sich für ihn unlösbar mit sozialer Gerechtigkeit: Armen Ländern dürfen nicht die Kosten dessen aufgebürdet werden, was die Industrienationen verschulden. Das sagt er den Betroffenen auch direkt, etwa bei seiner Afrikareise im März.

Mobilisierung der Jugend

Besonders versucht der Papst, die junge Generation zu mobilisieren. Die Rettung der Umwelt machte er zu einer Kernbotschaft beim Weltjugendtreffen 2008 in Sydney. Zuvor rief er 400.000 Teilnehmer eines Jugendtreffens im italienischen Loreto zu einer neuen "Allianz zwischen Mensch und Erde" auf. "Bevor es zu spät ist, müssen wir mutige Entscheidungen treffen", mahnte er. Auch im persönlichen Gespräch mit Staatschefs sind Umwelt und Klima auffallend häufig ein Thema - etwa beim Antrittsbesuch von Barack Obama. Der US-Präsident attestierte dem Papst eine "außerordentliche Führerschaft" in diesem Bereich.

Dabei fällt im Vatikan selbst die Ökobilanz gemischt aus: Die Einführung von Altpapiertonnen in einer Redaktion von Radio Vatikan sorgte für Aufsehen bei benachbarten Büros, Energiesparlampen halten nur zögerlich Einzug. Ein eigener Umweltbeauftragter fehlt bislang unter den vielfältigen Ämtern des vatikanischen Governatorats, auch wenn sich die Abteilung "Technische Dienste" wacker für die Abfalltrennung schlägt.

Ansätze im Vatikan selbst

Es gibt positive Ansätze: Nachdem eine deutsche Firma 2.400 Fotovoltaik-Module für das Dach der Audienzhalle spendierte und damit den Solarstromanteil auf revolutionäre 20 Prozent erhöhte, sonnt sich der Vatikan im Glanz des ökologischen Fortschritts. Inzwischen will man in regenerative Energien groß einsteigen: Seit Monaten wird an Plänen gefeilt, auf dem Sendegelände von Radio Vatikan in Santa Maria di Galeria nördlich von Rom einen 300-Hektar-Solarpark zu errichten. Damit rückte der Papst mit einem Satz in die Weltliga der Sonnenstromerzeuger auf.

Ein anderes spektakuläres Projekt, ein Klima-Wald für den Vatikan, kümmert vor sich hin. Mit dem Geschenk von 125.600 Bäumen wollten zwei Agenturen für CO2-Zertifikate den Vatikanstaat zum ersten treibgasneutralen Land der Welt machen. Zwei Jahre nach der Ankündigung 2007 hakte Rom nach und erfuhr, erste Pflanzarbeiten beim ungarischen Dorf Tiszakeszi sollten Anfang 2010 beginnen. Der Initiator, David Gazdag von der Firma "KlimaFa", ist für Auskünfte nicht zu erreichen. "Er hält sich wohl ein bisschen versteckt", sagt der zuständige Ansprechpartner in der Kurie. Gelohnt habe sich die Aktion aber trotzdem - allein wegen der Medienresonanz zum Thema Klimaschutz.

Auch sonst bleibt es teils bei symbolischen Aktionen. Am internationalen Energiespartag knipste der Vatikan die Kuppelbeleuchtung des Petersdoms aus, auf dass andere ebenso handelten. Aber Ökologie steht weiter ernsthaft und oben auf der päpstlichen Agenda. Nicht zuletzt mit Blick auf den immer rücksichtsloseren Kampf um Ressourcen. Das Motto zum nächsten Weltfriedenstag am 1. Jänner lautet: "Wenn du den Frieden willst, bewahre die Schöpfung".