Was hat mein Handy mit Flüchtlingen aus dem Kongo zu tun? Und was erleben vor allem junge Menschen, wenn sie flüchten müssen? Fragen wie diese rund um die Fluchtproblematik thematisiert die aktuelle Kampagne "Fremde.Heimat.Kirche" von Missio. Und zwar mittels Computerspielen, Hörbeispielen, interaktiven Bildschirmen und Ausstellungsobjekten - vereint in einem Sattelschlepper, dem "Missio-Truck".

Hoffentlich niemand - oder kaum jemand - von "uns ÖsterreicherInnen" weiß, wie es ist, wenn man sein Heimatland verlassen und flüchten muss. Und allein schon deshalb scheint das Flucht ein abstraktes Thema zu sein. Man kann sich nur schwer in die Lage eines Flüchtlings hineinversetzen. Und genau da setzt die Kampagne von Missio "Fremde.Heimat.Kirche" an. In dem sie das Thema von der abstrakten auf die persönliche Ebene verlagert. Denn im Kontext gegenwärtiger politischer Debatten wolle Missio helfen "den Flüchtling auch als Mensch zu sehen, mit seinen Ängsten, Nöten und Hoffnungen", erklärt Monsignore Leo-M. Maasburg, Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Österreich.

Aus einem Spiel wird ernst
Wesentlicher Bestandteil der Kampagne ist ein Flucht-Truck, der gerade zu Österreichs Schulen tourt. Dabei handelt es sich um eine multimediale und interaktive Ausstellung auf vier Rädern, in der die Besucher über mehrere Stationen die abenteuerliche Route von Bürgerkriegsflüchtlingen aus dem Ostkongo miterleben. "So bringen wir den Schülerinnen und Schulen die Schicksale nahe - und zwar im wortwörtlichen Sinn: direkt vor das Schulgebäude", meinte Monika Schwarzer, die Leiterin der Missio-Bildungsabteilung. Über die Aufbereitung als interaktives Computerspiel - ein sogenanntes "serious game" - hole man die Jugendlichen gerade dort ab, wo sie in ihrer persönlichen Lebensrealität stehen.

Flucht. Was nehme ich mit?
Die erste Station ist ein zunächst friedlicher Marktplatz im Ostkongo, auf dem plötzlich eine Schießerei beginnt. Die jungen Besucherinnen und Besucher schlüpfen in die Rolle eines Jugendlichen, der als erstes in eine Kapelle flüchtet. "Was nehme ich mit? Meinen Pass, Kleidung, Nahrung?" Mit solchen Fragen müssen sich die Schülerinnen und Schüler auseinandersetzen, berichtet Schwarzer. Es folgt eine Reiseroute, die an der EU-Grenze endet. "Abstand halten" steht auf dem Schalter.

Mitschuld: wir und unsere Handys
Doch auch die eigene Rolle bei dieser Thematik spielt hier eine Rolle. Die Kinder sollen auch dazu animiert werden, über die Rolle ihres Handys nachzudenken: Das Material Coltan, das sich in den Handys befindet, lagert nämlich großteils im Kongo. Es ist eine der Ursachen des Kongokriegs, denn die gewalttätigen Rebellengruppen verkaufen es billig an multinationale Konzerne - und auch Nachbarstaaten, wie die Vereinten Nationen kritisieren. Darüber informierte auch  Fancois-Xavier Maroy Rusengo, Erzbischof der Diözese Bakavu.

Ein Truck hinterlässt Eindruck
Entwickelt wurde der Truck von Missio Aachen, die ihn Missio Österreich nun für mehrere Monate zur Verfügung stellt. Eindruck hat er bei den rund 700 SchülerInnen, die in Österreich besuchen konnten, bereits hinterlassen: "Mich hat am meisten beeindruckt, dass mein Avatar nicht wusste, ob ihre Familie noch lebt oder nicht. Sie muss selbst schauen, wie sie über die Runden kommt. So eine Flucht verfolgt sie mit Sicherheit ihr ganzes Leben", meinte eine Schülerin. "Wie schlecht es den Menschen in solchen Ländern geht. Dass sie so Schreckliches erleben müssen - da muss man etwas ändern!", sagte eine andere. Ein Schüler hielt fest: "Wie Menschen so rücksichtslos sein können! In Österreich haben wir großes Glück, denn wir könnten genauso in derselben Not sein. Unser Glück ist, in einem reichen Land geboren zu sein und alles zu haben, was wir brauchen."   Bis zum 19. Oktober ist der Truck noch in Österreichs Schulen unterwegs - Vorarlberg wird er aber nicht "anfahren".  Weitere Infos erhalten Sie aber hier.

Nicht an das Leid gewöhnen
Die Initiative solle Menschen dazu ermutigen, "die Flüchtlingsthematik nicht nur aus der Ferne zu betrachten, sondern vor allem auch menschlich, um die eigene, ganz persönliche Verantwortung wahrzunehmen" so Maasburg. Das Problem: "Wir haben uns an das Leiden des anderen gewöhnt, es betrifft uns nicht, es interessiert uns nicht, es geht uns nichts an!" zitiert Maasburg Papst Franziskus mahnende Worte.  Maasburg abschließend: "Flüchtlinge haben keine Lobby. Das Thema darf nicht nur von der politischen Warte aus gesehen werden. Christus war selbst Migrant."