Die BBC-Dokumentation "Choosing to die" hat heftige Reaktionen ausgelöst. Soll "assistierter Selbstmord" auch in Österreich zugelassen werden? Bischof Klaus Küng spricht bzw. schreibt sich gegen die Zulassung aus.

Der St. Pöltner Bischof Klaus Küng warnt angesichts der neu aufgeflammten internationalen Debatte um Sterbehilfe vor einer Zulassung von "assistiertem Selbstmord" in Österreich. Dies wäre "der erste Schritt in Richtung Zulassung von allgemeiner Sterbehilfe, und das würde die Schwächsten treffen", schreibt Küng, der selbst ausgebildeter Arzt ist, in einem Gastkommentar für den "Standard" (Montag).

Bischof Klaus Küng nimmt im "Standard" Stellung zur BBC-Dokumentation "Choosing to die". Zum Artikel

Recht auf Leben?
Zu Beginn und am Ende seines Lebens sei "der Mensch am hilflosesten, am meisten der Willkür anderer ausgeliefert", betont der St. Pöltener Bischof. Durch eine allgemeine Freigabe von Euthanasie würde der Druck auf die schwächsten Mitglieder schlagartig anwachsen steigen, so Küng: "Wer will als bettlägeriger Patient noch das Recht auf Leben reklamieren, wenn man mit einem kleinen, legalen Eingriff alles beenden und seinen Verwandten nicht mehr egoistisch auf der Geldbörse liegen würde? Wer verhindert, dass Bequemlichkeit und Eigennutz Verwandte Entscheidungen für nicht mehr ansprechbare Patienten treffen lassen, die sie selber so nie getroffen hätten?"

Film als Auslöser der Reaktionen
Scharfe Kritik übt der Bischof in seinem Gastkommentar am Dokumentarfilm "Choosing to die" des Bestsellerautors Terry Pratchett, der den assistierten Suizid des an einer schweren Nervenkrankheit leidenden Millionärs Peter Smedley in der Schweiz zeigt. Die Ausstrahlung des Films durch die britische BBC hat in mehreren Ländern Europas zu einer neuerlichen Sterbehilfe-Debatte geführt.

Manipulative Sicht der Dinge
Die TV-Doku wirke "manipulativ", weil "die Tatsache, dass hier die größte Tabuverletzung überhaupt geschieht, die Tötung eines Menschen, ausgeblendet wird", hält Küng im "Standard" fest: "Die ruhige Umgebung, das 'menschliche' Sterben, die sanft gesprochenen Kommentare der anwesenden Ärztin - das alles erinnert uns an Schlafen, an Narkose, an Geborgenheit. (...) Man stelle sich vor, die Bilder wären anders gewesen: Smedley wäre nach dem Ausfüllen der Formulare hinter das Haus geführt und mit einem Genickschuss getötet worden. Was hätte es da für einen Aufschrei gegeben!"

"Wir können nicht über das Leben verfügen"
Das Leiden könne vom Leben nicht einfach ausgeklammert werden, betont Küng weiters. "Das ist keine falsche Schmerzverherrlichung und heißt übrigens beileibe nicht, dass jedes Leben um jeden Preis verlängert werden muss - hier hat die katholische Kirche eine sehr ausgewogene Position." Für Christen, so Küng, "ist das Leben etwas, das wir empfangen haben und über das wir nicht einfach verfügen können - weder bei uns selbst noch bei anderen". (Red./Kathpress)