Es rauscht im Blätterwald (siehe Bild). Selten zuvor hat die Wahlkampf-Strategie einer einzelnen Partei österreichweit so viel Aufmerksamkeit erregt, selten zuvor ist ein Politiker so im Rampenlicht gestanden: Aufmerksamkeit und Kritik für die Aussagen von Heinz-Christian Strache, Obmann der Freiheitlichen Partei Österreichs, im aktuellen Europa-Wahlkampf. Ein Überblick.

"Abendland in Christenhand"

Dieser Slogan - verbunden mit dem weiteren Titel "Tag der Abrechnung" und verknüpft mit dem Datum des 6./7. Juni - erinnert an Hollywood-Filme und erzeugt Krisen-Atmospäre. Der Ökumenische Rat der Kirchen Österreichs (ÖRKÖ), dem 14 christliche Kirchen angehören, hat sogleich Einspruch erhoben: Der Ökumenische Rat verwahre sich "entschieden gegen jede Vereinnahmung des christlichen Glaubens auf Wahlplakaten", betonte bereits Anfang Mai ÖRKÖ-Pressesprecher Prof. Helmut Nausner: "Wir stellen klar: Jedes Land ist in Gottes Hand. Christen rechnen nicht ab, sondern stiften Frieden". Hier finden Sie die gesamte Kathpress-Meldung vom 5. Mai.
Auch der Katholische Familienverband Österreichs, die von Kardinal Franz König gegründete Stiftung "Pro Oriente" sowie die evangelische Kirche kritisierten die Wahlkampfparolen der FPÖ.

Religiöse Symbole als Wahlkampfinstrument

Auch die "Plattform Christen und Muslime" beklagt einen "zunehmenden Missbrauch der Religionsfreiheit und der Meinungsfreiheit durch islamophobe und ausländerfeindliche Kräfte in Österreich". Religiöse Symbole, etwa das christliche Kreuz, "haben als Wahlkampfinstrumente in der Hand von Politikern - wie des FPÖ-Obmanns Heinz Christian Strache - nichts zu suchen", hieß es in einer Reaktion der "Plattform" auf einen entsprechenden Auftritt Straches am Donnerstag letzter Woche. FPÖ-Plakate mit dem Slogan "Abendland in Christenhand" seien keine "kulturpolitische Aussage", wie von der FPÖ behauptet werde, sondern "richten sich in volksverhetzender Weise gegen islamische Mitbürger".

Es wäre tragisch, würden Österreicherinnen und Österreicher in größerer Zahl "in die Falle einer gnadenlos opportunistischen Politik gehen", die mit großer Regelmäßigkeit in Wahlkämpfen ihr "Christentum" entdecke, dabei aber "in bestürzender Weise dokumentiert, wie sehr sie Geist und Inhalt der christlichen Botschaft verfälscht".

Die "Plattform Christen und Muslime" wurde 2006 im Zuge des dänischen "Karikaturenstreits" gegründet. Ihr gehören Persönlichkeiten aus den christlichen Kirchen, der Islamischen Glaubensgemeinschaft sowie aus Kultur und Medien an. Die Erklärung vom letzten Freitag wurde im Namen der "Plattform" vom ehemaligen Botschafter Österreichs beim Heiligen Stuhl, Walter Greinert, sowie den Publizisten Prof. Heinz Nußbaumer, Peter Pawlowsky und Paul Schulmeister unterzeichnet.
Gestern meldete sich sogar Bundespräsident Heinz Fischer zu Wort, der - die Bibel zitierend - seinen starken Bedenken gegen die Ausggrenzungs-Politik der FPÖ Ausdruck verlieh. Mehr dazu auf orf.at.
Indes zeigt sich die FPÖ von allen Angriffen unbeindruckt und weist erwartungsgemäß alle Vorwürfe zurück.

Stellungnahme der Katholischen Kirche

Es ist zu erwarten, dass es von Seiten der Katholischen Kirche in den kommenden Tagen zur "Causa Strache" sowie den EU-Wahlen weitere Wortmeldungen geben wird. Bischof Elmar Fischer hat sich bereits in einer Aussendung zur EU-Wahl für wichtige Anliegen wie Familie, Lebensschutz und Freier Sonntag eingesetzt.

Aufmerksame Internetuser werden aktuelle Stellungnahmen der Österreichischen Bischöfe in den nächsten Tagen auf www.kathpress.at nachlesen können.