Fasten hat nicht nur mit Ernährung zu tun, sondern kann alle Bereiche des Lebens umfassen, den gesamten Lebensstil in Frage stellen. So laden die katholische und evangelische Kirche auch dieses Jahr wieder zum "Autofasten" ein. Die Veränderungen, die mit dem Stehenlassen des Autos entstehen, können nicht vorausgesehen werden. Spannung ist also garantiert.

Die Fastenzeit regt dazu an, den eigenen Lebensstil zu überdenken und auf seine Zukunftsfähigkeit hin zu überprüfen: Mit dieser Motivation lädt die Kirche in der 40-tägigen Vorbereitungszeit auf Ostern zum bewussten Verzichten ein, besonders rund um die Aspekte Mobilität und Ernährung. Durchaus lasse sich hier ökologisch verantwortbares Handeln mit innerem Gewinn verbinden, sei es doch auch eine geistliche Übung, "die Freiheit der Lebensgestaltung zu nutzen, das richtige Maß zu finden und aus dem wahllosen Trott auszubrechen", wie Johann Neumayer, Umweltreferent der Erzdiözese Salzburg, in einer Aussendung zur Fastenzeit erklärte.

So rufen die katholische und evangelische Kirche bereits zum zehnten Mal gemeinsam österreichweit zu einem "Autofasten" während der Fastenzeit auf. Wer sich für die Teilnahme auf der Plattform www.autofasten.at registriert, erhält einen wöchentlichen Newsletter, Zugang zu einem Autofasten-Tagebuch und zu einem Mobilitätskalender, der über die eingesparten Autokilometer die Höhe der CO2-Einsparungen berechnet. Als Motivationshilfe winken zudem die kostenlose Rechtsschutz-, Haftpflicht- und Unfallversicherung beim Verkehrsclub Österreich und die Teilnahme an einer Verlosung von Urlaubs- und Bahnpreisen. Österreichweiter Auftakt bildet am 20. Februar ein Symposium an der TU Wien.

"Jeder Einzelne hat bei der Mobilität einen beträchtlichen Entscheidungsspielraum", skizzierte Neumayer den Ausgangspunkt der Aktion, an der sich im Vorjahr 14.600 Menschen beteiligten und dabei 8,7 Millionen Autokilometer "einsparten". Das Autofasten animiere zum Erproben von Fahrgemeinschaften, öffentlicher Verkehrsmittel, des Fahrrads, der Elektromobilität, des Gehens oder anderer Alternativen zum motorisierten Individualverkehr. Durchaus sollten dabei auch neue Aspekte von Lebensqualität - wie "Entschleunigung, Zeitwohlstand, intensive Naturwahrnehmung, Wellness und Begegnungen" - wahrgenommen werden. Neumayer: "Im Ausprobieren entdeckt man Handlungsspielräume und eine neue Freiheit, gepaart mit gutem Gewissen."

Vegetarisch aus Solidarität und Schöpfungsliebe

Einen weiteren Verzichts-Schwerpunkt für die Fastenzeit setzt die Kirche bei der Ernährung, konkret beim Fleischkonsum. Dieser habe globale Auswirkungen, die von den Konsumenten durchaus beeinflusst werden können, betont etwa die Fastenaktion "Gerecht leben-Fleisch fasten" der Diözese Graz-Seckau (Anmeldung: www.fleischfasten.at oder per Post: Aktion Gerecht leben - Fleisch Fasten, Bischofsplatz 4, 8010 Graz). Fleischfasten solle anregen, Alternativen zum teils enormen Fleischkonsum - in Österreich jährlich 70 Kilo pro Person - auszuprobieren und so zu mehr lokaler und globaler Gerechtigkeit, zur eigenen Gesundheit und zum Umwelt- und Tierschutz beizutragen.

Die globale Fleischproduktion benötige enorme Ressourcen und verursache mehr Treibhausgase als der gesamte weltweite Verkehr, begründen die Initiatoren; sie beanspruche zudem 70 Prozent aller Agrarflächen und mache Kleinbauern im Süden wie auch Österreichs Landwirte - über den Wettbewerbsdruck - in letzter Folge zu Systemverlierern. Durchaus könne der Ernährungsstil das "ungerechte System durchbrechen und eine nachhaltige und fair bezahlte Landwirtschaft fördern", betonte Elisabeth Fritzl vom Grazer Pastoralamt in einer Aussendung. Wird der Fleischkonsum verringert, dafür aber Wert auf Bio-Qualität und faire Preise gelegt, habe dies viele positive Auswirkungen: "Auf die Lebensumstände von Menschen weltweit, auf unsere Umwelt und das Klima, auf unsere Landwirte und die Tiere - und nicht zuletzt auf unsere Gesundheit", so Fritzl.

kathpress