Von Dietmar Steinmair

Am Montag der Karwoche hatte die Diözese Feldkirch wieder zur Chrisammesse in den Dom St. Nikolaus in Feldkirch eingeladen. In der Chrisammesse werden traditionell die drei Heiligen Öle durch den Bischof geweiht. Bemerkenswert beim Einzug: Es waren offensichtlich mehr Priester da, als Plätze in den ersten Bankreihen reserviert worden waren. Ein Journalisten-Kollege bemerkte dazu kurz: "Das ist auch eine Aussage." Die "überzähligen" Priester wurden übrigens von Dompfarrer Rudl Bischof in den Altarraum gebeten.

Bischof Elmar Fischer eröffnete - in Anwesenheit des Abtes der Mehrerau, Anselm van der Linde - die Feier im Zeichen der drei Heiligen Öle mit dem Gebet: "Bitten wir den Herrn für uns, für unsere Diözese und für das Heil aller Menschen." Musikalisch gestaltet wurde die heurige Chrisammesse von einem Projekt-Chor, zu dem sich diözesane Mitarbeiter/innen zusammengefunden hatten.

Die Predigt von Schulamtsleiter Prälat Hans Fink schloss an das Evangelium an:

So kam Jesus auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand, um aus der Schrift vorzulesen, reichte man ihm das Buch des Propheten Jesaja. Er schlug das Buch auf und fand die Stelle, wo es heißt:
Der Geist des Herrn ruht auf mir; / denn der Herr hat mich gesalbt.
Er hat mich gesandt, / damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe;
damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde
und den Blinden das Augenlicht;
damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze
und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.
Dann schloss er das Buch, gab es dem Synagogendiener und setzte sich. Die Augen aller in der Synagoge waren auf ihn gerichtet. Da begann er, ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.
(Lukas 4,16-21, Jesaja 60 zitierend)

Jesus mache bei seinem ersten öffentlichen Auftreten gleich sein Programm deutlich, so Hans Fink, das aus fünf Dimensionen bestehe. Die erste Dimension sei eine soziale (Arme trösten), die zweite eine politische (Gefangene berfreien), die dritte ein medizinische (Kranke heilen), die vierte eine sozialtherapeutische (Zerschlagene befreien), die fünfte schließlich eine theologische: indem Jesus das Gnadenjahr des Herrn ausrufe.

Der Mensch: tönernes Gefäß

"Jesus unterbricht übrigens die Lesung aus dem Jesajabuch mitten im Satz. Danach käme laut Jesaja das Wort 'einen Tag der Vergeltung unseres Gottes'. Doch offenbar entspricht das nicht der Vorstellung Jesu von seinem Vater, den er uns an anderer Stelle als 'Abba' vorstellt", so Hans Fink. Die fünf Dimensionen seien verbindlich für uns, für die Kirche, letztlich für immer.

Der Apostel Paulus, so der Schulamtsleiter weiter, streicht im zweiten Korintherbrief den Dienst am Evangelium hervor. "Der Auftrag zur Umsetzung ist wie ein Schatz. Wir Menschen aber, denen Gott diesen kostbaren Schatz anvertraut hat, sind wie tönerne Gefäße. Zerbrechlich. Mit Licht und Schatten." Was die Bibel insgesamt sei? Hans Fink: "Die Heilige Schrift wurde nicht von Heiligen geschrieben. Nicht über Heilige. Und nicht für Heilige geschrieben."

Nach der Predigt erneuerten die Priester und Diakone ihr Weiheversprechen gegenüber dem Bischof. Im Anschluss daran weihte Bischof Elmar Fischer die drei Heiligen Öle: das Chrisam, das Katechumenen-Öl sowie das Öl für die Krankensalbung.

Bedeutung der Heiligen drei Öle

Der Name „Chrisam" weist auf Christus hin, da er immer auch dort gegenwärtig ist, wo mit diesem Öl gesalbt wird. Die Heiligen drei Öle haben eine besondere Bedeutung bei den verschiedenen kirchlichen Feiern. Vor der Taufe wird das Katechumenenöl verwendet. Es bereitet den Täufling auf die Aufnahme in die kirchliche Gemeinschaft vor. Das Chrisam wird bei der eigentlichen Taufe verwendet, ebenso bei der Firmung und bei einer Priesterweihe. Das dritte ist das ‚Öl für die Kranken’. Die Krankensalbung ist gemäß kirchlicher Tradition das Sakrament der Hoffnung in Zeiten der Not und des Leides, in der jeder Mensch Beistand und Stärkung erfährt.