Bei "HAART for Children"-Kampagne gesammelte Unterschriften an Außenministerium übergeben - Caritas-Präsident Küberl: "Täglich sterben 800 Kinder an Aids, und jedes ist eines zuviel"

Übergabe Unterschriften Küberl HAART-KampagneSt. Pölten (KAP) Mehr als 21.000 Menschen in Österreich haben im Rahmen der Kampagne "HAART for Children" des internationalen Caritas-Netzwerks ihre Stimme dafür abgegeben, mehr "Herz" für Kinder mit HIV und Aids zu zeigen. Noch immer hätten 62 Prozent der infizierten bzw. erkrankten Kinder in den ärmsten Regionen der Welt keinen Zugang zu Behandlung und Pflege; statistisch gesehen stirbt eines von drei HIV-positiven Kindern vor dem 1. Lebensjahr und die Hälfte vor dem 2. Geburtstag, beklagte Robert Vitillo, Aidsexperte der Caritas Internationalis, am Montagabend im während der Welt-Aids-Konferenz frei zugänglichen "Global Village" am Wiener Messegelände. In diesem Rahmen überreichte auch Caritas Österreich-Präsident Franz Küberl die gesammelten Unterschriften an das heimische Außenministerium.

"HAART ist im Englischen ein Wortspiel: Es steht einerseits für die medikamentöse Behandlung von HIV-positiven Menschen ('Highly Active Anti-Retroviral Treatment' - anti-retrovirale Behandlung) und andererseits für das englische Wort für Herz. Wir möchten mit unserer Kampagne Pharmakonzerne, Regierungen und die gesamte Menschheitsfamilie dazu ermuntern, ein Herz für HIV-positive Kinder zu zeigen", erklärte Vitillo.

Allein in Afrika lebten rund 1,8 Millionen Kinder mit dem Virus bzw. mit Aids. "Es geht uns vor allem darum, dass kindgerechte Therapien und HIV-Tests entwickelt werden", so Vitillo. Denn ein großes Problem sei, dass sich die gängigen, in den Entwicklungsländern eingesetzten HIV-Tests nicht für Babys und Kleinkinder eignen. "Wir können erst für Kinder ab 18 Monaten sagen, ob eine Infektion vorliegt und dann ist das Immunsystem bereits so schwerwiegend geschädigt, dass lebensgefährliche Krankheiten fast unvermeidbar sind", erklärte der Aidsexperte.

 
Kindgerechte Dosierungen fehlen

Klemens Ochel von "Missio Aachen", das gemeinsam mit "Missio München" das Internationale Katholische Missionswerk in Deutschland bildet, machte auf fehlende Medikamente in kindgerechten Dosierungen aufmerksam: "Den Eltern wird geraten, die Tabletten für die Kinder auseinanderzubrechen", sagte Ochel. Doch man wisse nicht, welche Dosis eines Erwachsenenmedikaments für ein Kind die richtige sei.

Auch benötige man Arzneien in flüssiger Form, die nicht gekühlt werden müssen und die sich so auch für heiße Regionen wie in Afrika eignen, erklärten die Redner.

 
"Schutzengel-Kampagne"

Zwar unter einem anderen Namen, allerdings mit denselben Zielen und Motiven wie "HAART for Children", hatte "Missio Aachen" die "Schutzengel-Kampagne" durchgeführt. Rund 34.000 Unterschriften seien im Zuge der Kampagne in Deutschland gesammelt worden, berichtete Ochel.

 
"Jedes tote Kind eines zu viel"

Die österreichischen Unterschriften überreichte Caritas-Präsident Küberl an die Leiterin der Sektion Entwicklungszusammenarbeit im österreichischen Außenministerium, Botschafterin Irene Freudenschuss-Reichl.

"Es sterben täglich 800 Kinder an Aids, und jedes einzelne ist eines zu viel", hob Küberl hervor. Die Kampagne sei auch ein Aufruf an Pharmakonzerne, "endlich Medikamente zu vernünftigen Preisen bereitzustellen, um Leid bei Kindern zu minimieren und möglichst mitzuhelfen, dass in Zukunft niemand mehr daran sterben muss", so der Präsident.

Küberl bat Freudenschuss-Reichl, die Unterschriften an die entsprechenden Stellen weiterzureichen. Die Botschafterin sagte, sie sei "tief bewegt" von der Veranstaltung und dem Engagement für die Kinder.

"Rund 4.000 Babys in den Entwicklungsländern werden jedes Jahr mit HIV infiziert", erinnerte John Hassell, Direktor des UNO-Aidshilfe-Programms (UNAIDS) hervor. Mit dieser Kampagne und dem Einsatz der Jugendlichen bekämen die "Stimmlosen" eine Stimme: Dies sei sehr erfreulich mit an zu sehen.

Die "HAART for Children"-Kampagne war im Dezember des Vorjahres gestartet worden. Besonders engagiert haben sich im Zuge der Aktion rund 5.000 Kinder in Vorarlberg; sie sammelten besonders fleißig Stimmen.

Auch die Übergabe der Unterschriften im "Global Village" untermalten Jugendliche aus Österreich, Slowenien und der Slowakei mit einer eigens einstudierten Performance, mit Tanz und selbstgebastelten Masken in Form von Herzen. Letztere verteilten sie unter dem Publikum und baten die Anwesenden, bei der Stimmen-Übergabe ein Zeichen der Solidarität zu setzen und sich die Masken vor das Gesicht zu halten.