269.940 VorarlbergerInnen dürfen am kommenden Sonntag bei der Bundespräsidentschaftswahl ihre Stimme abgeben. Zur Wahl stehen bekanntlich sechs Kandidaten. Wer das Rennen macht, wird sich wohl erst Anfang nächster Woche endgültig entscheiden, Experten zufolge dürfte aber zumindest die Wahlbeteiligung wieder steigen. Was die Kandidaten über Religion, Glaube und Lebensqualität denken, lesen Sie hier.

Irmgard Griss, Norbert Hofer, Rudolf Hundstorfer, Andreas Khol, Richard Lugner und Alexander van der Bellen lauten die Namen der sechs Kandidaten für das Bundespräsidentenamt. In der aktuellen Nummer hat die Kirchenzeitung "Der Sonntag" ihre persönliche Einstellung zu den Themen Religion, Glaube und Lebensqualität abgefragt - eine (kleine) Entscheidungshilfe für den kommenden Wahlsonntag.

Irmgard Griss, von 2007 bis 2011 Präsidentin des Obersten Gerichtshofs, betonte, Religion helfe, "Urvertrauen zu haben" und gebe "einen moralischen Maßstab" vor. "Religion ist Lebenshilfe", so Griss. Sie selbst sei katholisch und glaube an Gott. Auf die Frage, was für sie Lebensqualität ausmache, betonte sie den Wert der Selbstbestimmung. Ein gutes Leben bestehe darin, dass man eine Aufgabe gefunden habe "und sich bemüht, diese Aufgabe zu erfüllen, um einen Beitrag zu leisten, dass die Welt ein besserer Ort wird", so Griss.

Alexander van der Bellen, von 1997 bis 2008 Bundessprecher der Grünen, glaubt eigenen Angaben zufolge nicht im "engeren Sinn" an Gott, aber an die Botschaft des Neuen Testaments. In der Umfrage hob er das soziale Engagement hervor, das häufig religiöse motiviert sei. "Das schätze ich sehr, egal in welcher Religion", so van der Bellen, für den unter anderem Beziehungen zu Freunden, gutes Essen und Spaziergänge Lebensqualität bedeuten.

Für Norbert Hofer (FPÖ), dritter Präsident des Nationalrates, ist der Glaube an Gott "ein Leuchtturm". Er zeige ihm bei schwierigen Entscheidungen, "in welche Richtung ich gehen muss". Religion und das tägliche Gebet seien für ihn eine Art "Batterie, wo ich mich aufladen kann". Zu einem guten Leben gehört aus Sicht Hofers Dankbarkeit als "Schlüssel zum Glück" - etwa dafür, "dass die Kinder die Schule besuchen dürfen - das gibt es nicht überall, dass man das Wasser trinken kann, das aus der Wasserleitung kommt".

SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfer, von 2008 bis 2016 Sozialminister und eigenen Angaben zufolge ohne religiöses Bekenntnis, sieht die Aufgabe von Religion in der Vermittlung humanitärer Werte. "Vieles würde auf lokaler Ebene gar nicht funktionieren ohne der Tätigkeit der Glaubensgemeinschaften. Sie sind ein Teil unserer Gesellschaft", so Hundstorfer. Aus diesem Grund bemühe er sich um einen guten Kontakt zu den anerkannten Religionsgemeinschaften. Vor allem mit Repräsentanten der katholischen Kirche pflege er einige persönliche Freundschaften.

Der Unternehmer Richard Lugner betonte, er sei römisch-katholisch und glaube "natürlich auch an Gott". Er habe vor mehr als 30 Jahren die erste große Moschee in Wien gebaut - Voraussetzung für den Auftrag sei die Zugehörigkeit des Bauherren zu einer monotheistischen Religion gewesen - er habe als Christ den Zuschlag bekommen. Ein gutes Leben sei für ihn ein "erfolgreiches Leben - gemeinsam mit einer Familie natürlich".

Auch ÖVP-Kandidat Andreas Khol, von 2002 bis 2006 Präsident des Nationalrates, glaubt eigenen Angaben zufolge an Gott und weist der Religion einen hohen Stellenwert zu. Religionen seien Orientierungshilfe und "unersetzliche Wertestifter" in der Gesellschaft. "Sie richten den Menschen auf ein spirituelles Ziel aus", so Khol. Für ihn sind sie daher ebenso Bestandteil eines guten Lebens, wie das "sinnerfüllte Dasein in Familie und Gemeinschaft", "geglückte menschliche Beziehungen" und "eine sinnvolle Aufgabe für die Gemeinschaft". (red/kathpress)