Kirche, Politik und Gesellschaft stehen im Mittelpunkt der Bischofskonferenz, die momentan in Wien tagt. Beim Treffen mit Bundespräsident Heinz Fischer lobte dieser das erfreulich hohe Niveau der Beziehungen zwischen dem Staat und der Katholischen Kirche. Integrationsminister Sebastian Kurz betonte indes den Einsatz für Menschenrechte und Religionsfreiheit als Schwerpunktthema der Regierungspolitik.

Es gibt Themen, bei denen Kirche und Staat zusammenwirken - darüber waren sich Bundespräsident Heinz Fischer und Kardinal Christoph Schönborn beim Treffen im Rahmen der Bischofskonferenz in Wien einig. Den gesellschaftlichen Stellenwert von Familie und die Einstellung gegenüber Flüchtlingen zum Beispiel. Von daher danke er den Bischöfen und auch den Vertretern anderer Religionsgemeinschaften "für viele wichtige Diskussionsbeiträge und klare Standpunkte im Bereich des menschlichen Zusammenlebens", erklärte Fischer.

Viel in Bewegung gekommen
Der Bundespräsident erinnerte, dass seit dem letzten derartigen Zusammentreffen im November 2010 durch den überraschenden Pontifikatswechsel in der Kirche viel in Bewegung gekommen sei und es weltweit großes Interesse daran gebe. "Ich bin neugierig auf den Besuch bei Papst Franziskus und freue mich darauf", sagte Fischer mit Blick auf seinen offiziellen Besuch im Vatikan am 13. November.

Kooperation Kirche - Staat
Auch Integrationsminister Sebastian Kurz erklärte bei dem Treffen den Einsatz für Menschenrechte und Religionsfreiheit zum Schwerpunktthema der österreichischen Regierungspolitik.  In diesem Bereich gebe es so wie in Fragen der Entwicklungszusammenarbeit oder bei Integrationsthemen bewährte Kooperationsfelder zwischen Staat und katholischer Kirche. Für Minister Kurz war es das erste Zusammentreffen mit allen Mitgliedern der Bischofskonferenz, die zuvor im Stephansdom einen Festgottesdienst im Rahmen ihrer Herbstvollversammlung feierten.

Aktuelle Krisenherde
Der Minister verwies in seinen Ausführungen auf die aktuelle Krisenherde in der Ukraine und im Nahen Osten und die Auswirkungen auf Österreich. Mit Blick auf Europa betonte Kurz Österreichs Bemühungen um die Integration des West-Balkans in die EU. Derzeit von hoher Aktualität sei der noch in Begutachtung befindliche Entwurf für ein Islamgesetz. Es sei ein "behutsamer Versuch", vorhandene Probleme zeitgemäß gesetzlich zu regeln. Es gelte zu beachten, dass der Gesetzesentwurf Rechtssicherheit und deutliche Verbesserungen für die Muslime in Österreich bringe. Als Beispiele dafür verwies Kurz auf die geplanten Speisevorschriften und die Feiertags- sowie Friedhofsregelungen.

Menschenrechte
Indes erklärte Bundespräsident Fischer die Beratungen der Bischöfe "auch für den Staat wichtig". Als Beispiele für Themen von gemeinsamen Interesse nannte auch er die Konflikte im Nahen Osten, die Situation von verfolgten Christen und die Einstellung gegenüber Flüchtlingen und Menschen mit Migrationshintergrund. Bei allen diesen Fragen müsse der Grundsatz ernst genommen werden, dass "alle Menschen gleich an Rechten und Würde geboren sind", die es zu achten gelte.

Familie: ein wichtiges Thema
Fischer kam bei seiner Rede vor den Bischöfen auch auf das Thema der jüngsten Sitzung der Bischofssynode zu sprechen. Familie sei ein "wichtiges Thema" auch für die Politik. Hier könne man "voneinander lernen und soll aufeinander hören". Papst Franziskus habe mit der Themenstellung Familie "ein zentrales Thema der Pastoral" angegangen, bei dem es "eine besonders große Erwartungshaltung der Öffentlichkeit auf Änderung gibt und andererseits auch die kircheninternen Positionen durchaus unterschiedlich sind".

Der Bundespräsident hielt abschließend fest, dass sich der Staat "auch um gute und faire Beziehungen zu den anderen gesetzlich anerkannten Religionsgemeinschaften und um einen funktionierenden interkulturellen und interreligiösen Dialog bemüht". (red/kathpress)