Ein "klares Zeichen für die Europäische Union" haben die österreichische Bischöfe mit der Abhaltung ihrer Herbstvollversammlung vom 5. bis 8. November in Brüssel gesetzt. Dort kam es auch zu Begegnungen und Gesprächen mit Verantwortungsträgern der EU-Institutionen. Neben Europathemen und einem Austausch über Aktuelles in Kirche und Gesellschaft stand zudem das "Jahr des Glaubens" sowie die Eröffnung einer Ausstellung über die selige Hildegard Burjan im Europäischen Parlament auf der Tagesordnung.

"Europa darf sich im globalen Kontext nicht aufgeben" - diesen Appell hat der österreichische "Europabischof" Egon Kapellari bei einem Gottesdienst der österreichischen Bischöfe  in Brüssel an die politisch und kirchlich Verantwortlichen gerichtet. Die Bischöfe würden die Europäischen Union und ihre Entwicklung "in hoffnungsvoller aber auch kritischer Solidarität" begleiten, erklärte er weiters.

Christen können viel einbringen
Angesicht der größten Krise, in der sich die Europäische Union seit Einführung der gemeinsamen Währung befindet, gehe es darum, sich im Gespräch mit Verantwortungsträgern der EU "ein realistisches Bild von der Situation" zu machen, erläuterte Kardinal Christoph Schönborn und hielt fest:  "Die soziale Situation in Europa und die Entwicklungen im Bereich der Bioethik sind für die Kirche von großer Bedeutung und hier können Christen viel einbringen."

Mitdenken, mitreden, mitbauen
Wie Kapellari betonte, bemühe sich die Kirche auf Europa-Ebene um Allianzen für Werte, "die nicht nur die Kirche, sondern die ganze Gesellschaft tragen". Sie sei weder auf Europa fixiert noch vertrete sie einen  simplen Eurozentrismus,a ber "sie hat Europa bisher mehr und länger mitgeprägt als alle anderen Kontinente." Dieses Erbe sei "ein großer Auftrag, mitzudenken, mitzureden und mitzubauen auf dem Bauplatz Europa", so Kapellari.

Eigene Präsenz überdenken
Der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics hielt in seiner Predigt zudem fest: "So sehr das Christentum eine der Wurzeln Europas ist, so sehr erleben wir täglich, wie es im europäischen Projekt zunehmend zum Fremdkörper zu werden scheint." Die Säkularisierung verlange von der Kirche, die eigene Präsenz in der Gesellschaft neu zu überdenken.

Selige Hildegard Burjan
Ein Höhepunkt des viertägigen Programms in Brüssel bildete mit Sicherheit die Eröffnung einer Ausstellung über die selige Hildegard Burjan im EU-Parlament. Das Lebenszeugnis dieser Sozialpionierin und Ordensgründerin mache deutlich, dass sich Christen offene Augen für die Not anderer haben und konkret helfen. "Europa braucht solche Vorbilder gelebter christlicher Solidarität", verwies Schönborn auf die bleibende Bedeutung Hildegard Burjans.

Friede in Europa
Die Kirche nehme eine wichtige Rolle bei der Vermittlung dessen ein, wofür die EU letztlich stehe, bekräftigte auch der Verteter bei der NATO, Karl Schramek : "Friede in Europa, und der ist keine Selbstverständlichkeit". (red/kathpress)