Begegnung der Bischöfe Manfred Scheuer und Ludwig Schwarz mit Unternehmern im oberösterreichischen Stift St. Florian

Gerechtigkeit und Solidarität als Maßstab und Grundlage jedes wirtschaftlichen Handelns haben der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer und der Linzer Bischof Ludwig Schwarz eingemahnt. Sie äußerten sich anlässlich einer Veranstaltung des Forums "Christ und Wirtschaft" der Katholischen Aktion Oberösterreich. Das Forum hatte zu einer Begegnung für oberösterreichische Unternehmer und Führungskräfte ins Augustiner Chorherrenstift St. Florian geladen. Der Abend stand unter dem Motto zum Thema "Gerechtigkeit und Solidarität als Grundlage sozialen Handelns".

Die jüngste Wirtschafts- und Finanzkrise habe das Auseinanderklaffen von Finanz- und Realwirtschaft deutlich gemacht, sagte Bischof Scheuer in seinem Vortrag: Zusammenbrüche auf Finanz- und Aktienmärkten würden von Einzelnen ausgelöst, für die Geld zum virtuellen Spielkapital geworden sei. Opfer dieser Krisen seien in der Realwirtschaft vorrangig Menschen, die ohnehin in schwierigen finanziellen Verhältnissen lebten und zum Teil in ihrer Existenz bedroht würden.

Bischof Scheuer räumte ein, dass die Weltwirtschaft durch enorme Komplexität und nicht prognostizierbare Rück- und Wechselwirkungen gekennzeichnet sei. Diese Unübersichtlichkeit verführe häufig dazu, der eigenen ethischen Verantwortung auszuweichen.

Solidarität und Nächstenliebe würden auf dem freien Markt in der Regel nur als "Störfaktoren" angesehen. Dem hielt Scheuer u.a. das Sozialwort des Ökumenischen Rates der Kirchen entgegen. Dieses betone, dass Erwerbsarbeit Identität schaffe und ein wichtiger Teil des Lebens sei. Im Sozialwort angeführte Qualitätskriterien seien u. a. Fragen der Gesundheit, der Vereinbarkeit von Beruf und Familie und zumutbare Arbeitszeiten. Gute Arbeit respektiere menschliche Fähigkeiten und die Menschenwürde, gewähre ein angemessenes Einkommen und beziehe auch Fragen der Umwelt mit ein. Wenn Arbeit Menschen ausbeute, sei sie mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar.

Scheuer nahm auch den weltweiten Aspekt von Gerechtigkeit in den Blick und zitierte Papst Benedikt XVI., der betonte, die Globalisierung dürfe nicht auf Kosten der ärmeren Länder realisiert werden. Es brauche einen Gesinnungs- und Politikwandel hin zu gerechter Verteilung der Güter und zu einem ressourcenschonenden Leben und Wirtschaften - und hier sei jeder Einzelne gefordert, sein tägliches Verhalten zu überdenken, so Scheuer.

Den Kirchen und Religionsgemeinschaften sei es seit Jahrtausenden ein Anliegen, zu vermitteln, dass ein Stück Einschränkung mehr Lebensqualität und ein besseres Leben bedeuten könne.

Verantwortung von Unternehmern

Der Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz wies in seinem Grußwort auf die große Verantwortung von Unternehmern und Führungskräften hin. Sie stünden stets vor der doppelten Herausforderung, einerseits rasche, weitreichende Entscheidungen treffen und verantworten zu müssen und andererseits oft nur ein "kleineres Übel" verwirklichen zu können.

Dem Sozialwort des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich zufolge müsse Wirtschaft nicht nur sachgerecht, sondern auch menschen- und gesellschaftsgerecht sein und müsse die Belange zukünftiger Generationen bzw. der Umwelt miteinbeziehen.

Schwarz unterstrich die Notwendigkeit, im Zusammenhang mit einer "Ethik der Leistung" die Verantwortung von Entscheidungsträgern ebenso wertschätzend anzuerkennen wie die Leistungen aller Werktätigen. (KAP)