Mit der Feier in Birmingham, die dem vom Papst hoch verehrten John Henry Newman (1801-1890; im Bild links im Alter von 23 Jahren, nachdem er seine erste Predigt gehalten hat) gilt, wird eine Ausnahme von einer seit September 2005 gültigen Regel gemacht

Newman John HenryVatikanstadt (KAP) Am kommenden Sonntag wird Papst Benedikt XVI. erstmals in seinem Pontifikat eine Seligsprechung durchführen. Mit der Feier in Birmingham, die dem vom Papst hoch verehrten Bekenner-Kardinal John Henry Newman (1801-1890; im Bild links im Alter von 23 Jahren, nachdem er seine erste Predigt gehalten hat) gilt, wird eine Ausnahme von der seit September 2005 gültigen Regel gemacht. Denn dieser Regelung zufolge nimmt der Papst nur Heiligsprechungen - als Feiern der Weltkirche - vor.

Seligsprechungen dagegen sollen "in den jeweiligen Diözesen oder an einem anderen geeigneten Ort" erfolgen. Allerdings könnten sie auf Antrag des zuständigen Bischofs auch nach Rom verlegt werden. Und Seligsprechungen sollen den Normen zufolge durch einen bevollmächtigten Vertreter des Papstes, in der Regel den Präfekten der Heiligsprechungskongregation, geleitet werden.

Die Neuregelung war bereits mit dem Amtsantritt von Papst Benedikt XVI. eingeleitet worden. Nach abgeschlossener Überprüfung der "theologischen Gründe und der pastoralen Erfordernisse" habe der Papst die neuen Normen gebilligt, heißt es in der Veröffentlichung von 29. September 2005.

Was ist eine "Seligsprechung"?

Als Seligsprechung oder Beatifikation bezeichnet man in der Kirche die feierliche Erklärung, bei der ein verstorbener Christ in die Gruppe der Seligen aufgenommen wird. Dem geht ein Verfahren ("Seligsprechungsprozess"), in dem das Leben des Verstorbenen geprüft wird, voraus. Mit der Seligsprechung wird erlaubt, dass der Seliggesprochene in einer bestimmten Region öffentlich verehrt werden darf.

Damit es zu einem Seligsprechungsverfahren kommt, bedarf es zunächst eines Antragstellers, des sogenannten Aktors, der über einen Postulator beim jeweiligen Diözesanbischof das Ansuchen vorbringt. Die Aufgabe des Postulators, der als Anwalt des künftigen Seligen wirkt, ist es nun, über die Lebensführung des Verstorbenen Untersuchungen anzustellen. Er hat über den "Ruf der Heiligkeit" ("fama sanctitatis") nachzuforschen und davon dem Bischof zu berichten.

Für den "Ruf der Heiligkeit" muss der "Diener Gottes", so die offizielle Bezeichnung, entweder in überdurchschnittlicher Weise nach christlichen Tugenden gelebt haben oder wegen des Glaubens getötet worden sein. Weitere Voraussetzung für eine Seligsprechung ist ein Wunder auf die Fürsprache des künftigen Seligen.

Der Antrag auf ein Seligsprechungsverfahren wird durch den Bischof der Diözese, in der der Diener Gottes verstorben ist, geprüft. Er entscheidet, ob das Verfahren eröffnet wird. Außerdem wird ein "promotor iustitiae" (Kirchenanwalt) bestellt, der die Aufgabe hat, darauf zu achten, dass das ganze Verfahren den rechtlichen Bestimmungen gemäß verläuft und der Seligsprechung nichts entgegensteht.

Es folgt die eingehende Untersuchung des Lebens und der Werke des Dieners Gottes. Nach der Überprüfung werden die Akten an die Kongregation für die Heiligsprechungen in Rom gesandt. Hier wird neuerlich ein Postulator bestellt.

Neben der Untersuchung über den heroischen Tugendgrad oder des Martyriums des Dieners Gottes muss ein durch Experten nachgewiesenes Wunder vorliegen. Die Kongregation legt ihre Ergebnisse dem Papst vor, dem letztlich die Entscheidung für eine Seligsprechung obliegt.

Der Ritus der Seligsprechung beginnt in der Regel damit, dass der zuständige Diözesanbischof die Lebensdaten des Dieners Gottes den Versammelten vorstellt. Die liturgische Feier wird zumeist in der Diözese des Verstorbenen abgehalten.

Linktipps
_ Offizielle Homepage des Papstbesuches in Großbritannien
_ Weitere Meldungen zum Papstbesuch auf kathpress.at

Serie des Newman-Experten Univ.Prof. Dr. Roman Siebenrock im Österreichteil der Kirchenzeitungen
_ Teil 1: Sein Leben ist Glaubensschule
_ Teil 2: Bildung der ganzen Person

Quelle kathpress.at. Bild: failing_angel / flickr.com)