"Kinder sind unsere Zukunft" heißt es ja immer so schön. In manchen Ländern fällt es manchmal allerdings schwer, dem Glauben zu schenken. Zum Beispiel in Osteuropa, wo es vor allem Kinder mit Behinderung nicht leicht haben. Im Februar sammelt die Caritas Vorarlberg wieder Geld, um den Kleinsten in Armenien eine Zukunft zu ermöglichen. Durch Betreuung und Förderung.

Den Alltag mit einem Kind mit Behinderung zu bewältigen ist sicher nicht einfach. Nicht in Vorarlberg und schon gar nicht in Armenien. Armenien ist eines der ärmsten Länder Osteuropas: Die Hälfte der Armenier lebt unter der Armutsgrenze. Die Nachwirkungen des Erdbebens von 1988 sind immer noch spürbar:  Tausende Menschen leben in Blechhütten und Ruinen, die sich nicht ausreichend beheizen lassen. Extreme Kälte beherrscht das Land, beschreibt Norbert Mathis von der Caritas Vorarlberg die Situation in Armenien. Seit 1995 engagiert sich er Pensionist schon in der Auslandshilfe der Caritas.

Die Strafe Gottes
In Armenien werden Menschen mit Behinderung vom Rest der Gesellschaft oftmals isoliert, da sie als Schande oder Strafe Gottes angesehen werden. In vielen Fällen wird die Betreuung des behinderten Menschen auf ein Familienmitglied übertragen, meistens auf die Mütter oder Großmütter. Auch Sofia Petrossjan pflegt ihren dreizehnjährigen, mehrfach behinderten Sohn von zu Hause aus. „Als mein erstes Kind mit einer Behinderung geboren wurde, war ich schon verzweifelt“, erzählt Sofia Petrossjan, „aber ich habe beschlossen es zu behalten.“

Schwerer Alltag
"Der Alltag der Familie zeigt auf, wie schwierig das Leben in Armenien sein kann: Gemeinsam mit der Großmutter sowie ihren drei Kindern lebt die Familie in einer Wohnung mit zwei Zimmern. Die Winter sind extrem kalt, die Sommer heiß, und die Wohnräume nur sehr schlecht isoliert. Viele Menschen haben sich die Fenster aus Plastikabfällen zusammen gezimmert. Wer Glück hat, verfügt über einen Kanonenofen. Verbrannt wird dabei alles, bis hin zum Restmüll." (Caritas Vorarlberg)

Kleine Sonne
Kinder mit Behinderung werden in Armenien kaum gefördert, oftmals ist der Fernseher ihre wichtigste „Bezugsperson“.  Die österreichische Caritas hat dieses Problem erkannt und der zweitgrößten Stadt Armeniens, Gyumri eine Tagesstätte für Kinder und Jugendliche mit Mehrfachbehinderungen errichtet. Im Zentrum, das übersetzt so viel wie „kleine Sonne“  heißt, werden inzwischen 30 Kinder und Jugendliche betreut. In der Tagesstätte erlernen die Kinder mittels verschiedenster Therapien das selbstständige Bewältigen alltäglicher Abläufe: ohne Hilfe essen oder sich zu waschen.

Eigenständig leben
Ziel der Tagesstätte ist laut Caritas, den Kindern und Jugendlichen ein möglichst eigenständiges Leben zu ermöglichen und gleichzeitig auch die Eltern zu entlasten. Diese beteiligen sich gerne auch an anfallenden Arbeiten, helfen beim Kochen der Mittagsmahlzeiten und schätzen auch den Austausch mit anderen Eltern. „Das Tageszentrum ist nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Eltern wichtig“, erläutert beispielsweise Karine Galstjan. „Jede Mutter hat ihren eigenen Schmerz und kann hier darüber reden. Das verbindet. Wir sind alle eine große Familie.“ Die Tagesstätte ist inzwischen ein Vorzeigeprojekt für ganz Armenien geworden.  (Red/Caritas Vorarlberg)