Das Fest "Maria Empfängnis" wird vielerorts neu interpretiert, neue Formen rücken das Dogma, das vor rund 160 Jahren ausgesprochen wurde, in ein anderes Licht. Dieses Jahr liegt der Fokus auch auf der Barmherzigkeit, denn am 8. Dezember beginnt das Heilige Jahr.

Der kirchliche Feiertag "Maria Empfängnis" am 8. Dezember, der heuer ganz im Zeichen des an diesem Tag von Papst Franziskus offiziell eröffneten Jahres der Barmherzigkeit steht, wird in allen katholischen Pfarren und Diözesen Österreichs festlich begangen. Ein vielfältiges Brauchtum kennzeichnet das Marienfest, wobei mehrere der Traditionen erst in den vergangenen Jahren neu eingeführt oder wiederentdeckt wurden und teils rege Beteiligung erfahren. Segensfeiern für Schwangere gehören dazu ebenso wie Weihen der Diözese an die Gottesmutter oder "Immaculata"-Feiern mit Lichterprozessionen.

Bischofsmessen, Schwangeren-Segnungen und Ordensfeste

Bereits am Vormittag finden österreichweit Festgottesdienste statt, die in den Domkirchen großteils auch von den Bischöfen geleitet werden. Um 10.15 Uhr zelebriert Kardinal Schönborn ein Pontifikalamt im Wiener Stephansdom, bereits um 9.30 Uhr Bischof Benno Elbs die Messe im Feldkircher Dom. In Anlehnung an den Inhalt des Festes gibt es am Dienstag auch in mehreren Orten Österreichs Segensfeiern für Schwangere. In Dornbirn-Hatlerdorf wird am Sonntag nach Maria Empfängnis zur Schwangerensegnung eingeladen.

Auch in vielen Ordensgemeinschaften hat der 8. Dezember eine besondere Bedeutung, ist er doch das Titelfest der österreichischen Benediktinerkongregation und Gründungstag zahlreicher Gemeinschaften, darunter der Steyler Missionsschwestern, Herz-Jesu-Missionare, der Salvatorianer, der Missionarinnen Christi und des Säkularinstituts Societas de Imitatione Christi. Auch der Ordenssitz der Marianisten - die Kirche Greisinghof - feiert an diesem Tag Patrozinium.

Begnadet von der Zeugung an

Die katholische Kirche feiert am "Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria", dass die Mutter Jesu von Anfang an ein von Gott begnadeter Mensch war und ohne Sünde blieb. Der Feiertag neun Monate vor dem Geburtsfest Mariens am 8. September erinnert an die Zeugung Mariens durch ihre Eltern Joachim und Anna, deren Namen zwar nicht in der Bibel stehen, jedoch schon um das Jahr 150 n.Chr. in frühchristlichen Schriften angeführt werden. Ein erstes Fest der "Lebensentstehung" Mariens ist in der Ostkirche im 9. Jahrhundert belegt.

So wie im Lukasevangelium zum Festtag zu Maria gesagt wird "Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir", hat der katholische Glaube im Lauf der Jahrhunderte immer klarer erkannt, dass Maria schon vom ersten Augenblick ihrer Empfängnis an eine "Begnadete" war und in ungetrübter - deshalb "unbefleckter" - Freundschaft mit Gott leben durfte. Dass ihr Lebensbeginn auch "unbefleckte Empfängnis" genannt wird, führt allerdings mitunter zu Missverständnissen: Maria wurde auf ganz natürliche Weise gezeugt und empfangen, weshalb sexualfeindliche Assoziationen hier völlig fehl am Platz sind.

1854 bekräftigte Papst Pius IX. diese Lehre - indem er es, nach Befragung aller katholischen Bischöfe, als Dogma verkündete, dass Maria vom ersten Augenblick ihrer Empfängnis an durch die Gnade Gottes "von jedem Schaden der Erbsünde unversehrt bewahrt wurde". Die Begriffe "Erbsünde" oder "Erbschuld" weisen auf eine schicksalhafte Verstrickung in das Böse hin, in die jeder Mensch - im Gegensatz zur persönlichen Schuld einer absichtlichen Ablehnung Gottes - hineingeboren wird, ohne persönlich daran schuld zu sein.

kathpress / red.