Bei der Geiselnahme in der syrisch-katholischen Kathedrale in Bagdad, die im Stadtteil Karrada liegt, wurden am Sonntag mindestens 58 Menschen getötet und mehr als 60 verletzt

Bagdad, 02.11.2010 (KAP) In Bagdad sind am Dienstag 46 Opfer des Anschlags auf die syrisch-katholische Kathedrale in Karrada beigesetzt worden. Die Liturgie in der chaldäisch-katholischen St.-Josefs-Kirche von Karrada leitete der syrisch-katholische Bischofsvikar von Bagdad, Msgr. Pios Kasha.

Bei der Geiselnahme in der syrischen Kathedrale in Bagdad, die im Stadtteil Karrada liegt, wurden am Sonntag mindestens 58 Menschen getötet und mehr als 60 verletzt. Laut einem Bekennerschreiben gehörten die Angreifer zu einer irakischen Splittergruppe von Al-Qaida. Papst Benedikt XVI. und Bischöfe aus aller Welt reagierten entsetzt auf den Anschlag sprachen den Christen im Irak ihr Mitgfühl aus. Unterdessen forderten christliche Vertreter des Irak eine autonome Region für die Christen als Konsequenz der zunehmenden Gewalt von Terroristen.

Den Angaben zufolge sind unter den Toten des Anschlags zwei Priester, 44 Gläubige, sechs Sicherheitskräfte und sechs Terroristen. Die Angreifer, die sich laut örtlichen Medien als Angehörige der irakischen Al-Qaida-Splittergruppe unter dem Titel "Islamischer Staat Irak" (ISI) bezeichneten, hätten die Freilassung von Al-Qaida-Mitgliedern verlangt, die im Irak und Ägypten inhaftiert sind. Das US-Zentrum für die Überwachung islamistischer Internetseiten (SITE) verbreitete ein angebliches Bekennerschreiben. Demnach fordert ISI von den ägyptischen Behörden die Befreiung zweier Frauen von koptischen Priestern, die angeblich zum Islam übergetreten sind. Beide würden nach ihrer Bekehrung in einem koptischen Kloster festgehalten.

Papst Benedikt XVI. verurteilte das Blutbad. "Ich bete für die Opfer dieser absurden Gewalt, die umso schrecklicher ist, als sie wehrlose Menschen getroffen hat, die im Haus Gottes versammelt waren, das ein Haus der Liebe und der Versöhnung ist", sagte er beim Angelusgebet zu Allerheiligen auf dem Petersplatz. Er rief zu weiteren Bemühungen für Frieden im Mittleren Osten auf.

Mehr dazu unter Papst beklagt Blutbad an wehrlose Menschen im Irak

Nach Angaben des Erzbischofs von Kirkuk, Louis Sako, sind im Irak seit Kriegsbeginn vor sieben Jahren rund 900 Christen ums Leben gekommen, darunter zwei Erzbischöfe. Wenn es nicht eine "radikale Lösung" gebe, werde die christliche Minderheit verschwinden. Vor dem Krieg habe die christliche Gemeinschaft im Irak 900.000 Mitglieder gezählt; inzwischen seien es weniger als 400.000.

Unterdessen forderten Vertreter der irakischen Christen nach Angaben von Menschenrechtlern eine autonom verwaltete Region in der Provinz Niniveh im Norden des Landes.

(Quelle: kathpress.at, Bild: YouTube-Screenshot, User: AlJazeeraEnglish)